Mitte März 2024 hat die Europäische Kommission eine Mitteilung über die Bewältigung von Klimarisiken in Europa veröffentlicht, in der sie aufzeigt, was die EU und die Mitgliedstaaten tun müssen, um Leben zu retten, Kosten zu senken und den Wohlstand zu schützen. Das übergeordnete Ziel ist die europaweite Klimaneutralität bis 2050.
Ganz zentral stehen dabei Maßnahmen zum natürlichen Klimaschutz, genannt werden unter anderem Themen wie Freiraumentwicklung, Lebensraum und Naturerfahrung. Dazu Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Gesunde und stabile Ökosysteme sind unsere Überlebensversicherung und Partner im Kampf gegen die Klimakrise. Wie wir heute mit unserer Natur umgehen, entscheidet über unser aller Lebensverhältnisse in der Zukunft.“
Viel zu tun in NRW
Insbesondere im bevölkerungsreichen und vielerorts dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen sind Klimaschutz und Klimaanpassung von besonderer Bedeutung. Die bereits 2009 entwickelte Klimaanpassungsstrategie wurde 2015 im Klimaschutzplan NRW festgeschrieben: Die Landesregierung benennt darin 16 Handlungsfelder, in denen sie den Folgen des Klimawandels begegnen will. Hier sind vor allem die Kommunen gefordert, Maßnahmen zu entwickeln. Leif Harzer, Vorsitzender im Bildungsausschuss des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e.V. (VGL NRW), nennt als konkretes Beispiel die soeben vom Regionalverband Ruhr (RVR) verabschiedete Strategie Grüne Infrastruktur Metropole Ruhr. „Für die Umsetzung der in der Strategie vereinbarten Handlungsziele, beispielsweise die Nutzung des Schwammstadtprinzips in den Quartieren und auch überregional, braucht es qualifizierte Akteure unserer Branche.“ Mit mehr als 1.000 Mitgliedsbetrieben ist der VGL NRW der größte Landesverband des GaLaBaus in Deutschland. Rund drei Viertel der Betriebe bilden aus, aktuell sind 3.323 Auszubildende in NRW auf dem Weg zum anerkannten Abschluss als Gärtner der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau.
„Die Perspektiven für die Zukunft unseres Berufsstandes sind hervorragend“, ergänzt Präsidiumsmitglied Michael Reiffenschneider. „Aber eben weil die grüne Branche mehr denn je gefordert ist, leiden auch wir unter einem Fachkräftemangel. Unsere Mitgliedsbetriebe sind in allen Freiraumfeldern aktiv: Ob in der großräumigen Landschaftsgestaltung und Renaturierung, im öffentlichen Grün der Städte und Gemeinden, in Firmengärten oder in privaten Gärten – der GaLaBau boomt!“
Weiterbildung und Nachwuchsförderung
Die vielfältigen Aufgaben und auch neue technische Möglichkeiten führen naturgemäß zu einem großen Bedarf an Weiterbildung. Längst hat der Verband hierzu ein vielfältiges Angebot entwickelt. Jüngstes Beispiel ist die Digitale Baustelle, die der VGL NRW zusammen mit dem Branchen-Ausbildungswerk AuGaLa, der Landwirtschaftskammer und den DEULA-Schulen entwickelt hat, um Auszubildenden und auch Ausbildern wichtige digitale Fertigkeiten zu vermitteln. Ein weiteres Instrument ist die verbandseigene Qualifizierungsinitiative Gala-Q: Dieses Weiterbildungsangebot reicht von Basisqualifikationen, zum Beispiel für Pflaster- oder Treppenbauarbeiten über Vorarbeiterschulungen bis zu Managementthemen. Harzer: „Die Basis unseres Erfolgs als Branche ob in privaten Gärten oder zum Ausbau und Erhalt der blau-grünen Infrastruktur ist hoch qualifiziertes Personal.“ Deshalb ist die Gewinnung von Fachkräften ein wichtiges Aktionsfeld des Verbandes. Dazu gehören Kampagnen zum Jobwechsel, gezielte Aktionen für Studienabbrecher und umfangreiche Initiativen zur Nachwuchswerbung. „Erfreulicher Weise haben wir damit guten Erfolg“, betont Reiffenschneider, „denn trotz sinkender Zahlen von Schülern an allgemeinbildenden Schulen ist die Zahl der Auszubildenden im GaLaBau stabil.“
Dringender Handlungsbedarf
„Wir sind mit vielen Aktionen sehr rührig und auch sehr erfolgreich“, betont Harzer, „aber wir brauchen dringend institutionelle Unterstützung seitens des Landes NRW, um das schon heute dramatische Fachkräfteproblem zu lösen.“ Der VGL NRW macht gemeinsam mit weiteren Verbänden und Organisationen großen Handlungsbedarf beim Thema Ausbildung deutlich. Harzer: „Es ist klar abzusehen, dass wir in Zukunft noch mehr strategische Maßnahmen zum natürlichen Klimaschutz brauchen, um die Klimaziele zu erreichen. Aber schon heute ist der Fachkräftemangel eine starke Wachstumsbremse für die Unternehmen des GaLaBaus in NRW.“ Dieses Problem betrifft ebenso Landschaftsplaner und auch viele Städte und Gemeinden, die für ihre Planungsabteilungen auch Fachkräfte brauchen. Dass es in Nordrhein-Westfalen seit vielen Jahren keine Weiterbildung für Fachlehrer sowie Beratungs- und Verwaltungskräfte im Agrarsektor gibt, führt auch zu Unterrichtsausfällen und Engpässen in der Verwaltung. „Teilweise können bestehende Förderinstrumente des Landes zur Stärkung der grünen Infrastruktur von Städten und Gemeinden nicht abgerufen werden, weil einfach das Fachpersonal fehlt“, so Reiffenschneider.
Weitere Informationen zum Garten- und Landschaftsbau in Nordrhein-Westfalen und zum Verband: siehe Links