Das Baumforum 2024, welches das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg am 13.06.2024 in Stuttgart-Hohenheim ausgerichtet hat, informierte über die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zur Stadtplanung und der klugen Baumauswahl.
Über 60 Teilnehmende aus dem kommunalen Bereich, dem Bereich Landschaftsarchitektur, aus Baumpflegebetrieben des Garten- und Landschaftsbaus und der Fachschulen nahmen am Baumforum 2024 teil. Das Baumforum stand ganz im Zeichen des Austausches unter Fachleuten und mit dem Besuch des Hohenheimer Parks wurde auch der Bogen zu historischen Gärten mit altem Baumbestand geschlagen.
Albrecht Bühler, Vorstand für Ausbildung beim Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V., hieß die Teilnehmenden beim Baumforum 2024 herzlich willkommen und stellte die Wichtigkeit der Bäume im Städtischen Grün und öffentlichen Bereichen und vor allem die Notwendigkeit für die Bewohner in Städten heraus.
Frau Staatssekretärin Sabine Kurtz MdL begrüßte die Teilnehmenden in gewohnt souveräner Weise. In Ihrem Grußwort stellte sie dar, warum im urbanen Raum Bäume in Zukunft immer wichtiger werden. Auch der Ort des Baumforum – dieses Jahr in Hohenheim – hat einen historischen Ursprung. Im Arboretum in den Hohenheimer Gärten befindet sich die älteste Sammlung von Stadtbäumen in Deutschland. Gerade der Klimawandel stellt uns vor neue Herausforderungen und Überlegung bei der Planung und bei der Pflege von Baumpflanzquartieren und Großbäumen. Der Lebensraum für Flora und Fauna wird täglich wichtiger, um das Artenschwinden ein wenig zu bremsen. In der Stadt der Zukunft zählt jeder Baum, jede Pflanze – zukunftsfähige Stadtplanung ist wichtiger denn je.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Planung der zukünftigen Stadt sind die Gartenschauen, welche vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg unterstützt werden. Gerade bei Gartenschauen liegt der Fokus in einer zukunftsfähigen Stadtplanung, wie z.B. der Schwammstadt und die Grün-Blaue Infrastruktur. Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts werden durch die Gartenschauen in Baden-Württemberg nachhaltig Städte zukunftsfähig gestaltet und gefördert. Bis 2036 sind die Gartenschauen in Baden-Württemberg vergeben. Baden-Württemberg ist auch hier ein bundesweiter Vorreiter in Sachen zukunftsfähiger Stadtplanung.
Melissa Mang und Christian Raichle von unserem Fördermitglied RETERRA Erden Süd GmbH aus Remseck erläuterten den Aufbau eines richtigen Baumsubstrates. Häufig fehlt in Baumpflanzquartieren ein bündiger Bodenschluss, so dass es wichtig ist, dass hier strukturstabiles und nährstoffreiches Substrat verwendet wird. Das ideale Baumsubstrat darf nicht zu sehr verdichtet werden und sollte sowohl luft- als auch wasserdurchlässig und nährstoffreich sein. Ein weiterer Punkt eines guten Baumsubstrates ist auch die Wasserhaltekraft für trockene Perioden. Das Baumsubstrat der Zukunft sollte sowohl mit extremen Wetterverhältnissen wie Starkregen oder langer Trockenperiode zurechtkommen und dem Baum über Jahrzehnte Lebensraum bieten.
Gerade im GaLaBau werden unterschiedliche Anforderungen an ein Baumsubstrat gestellt. Ein Baumsubstrat sollte in seiner Beschaffenheit sowohl verdichtbar als auch locker sein. Durch entsprechende Zuschlagstoffe sollte gewährleistet sein, dass das Baumsubstrat dem Stadtbaum gute Lebens- und Wachstumschancen bietet. Ein Baumsubstrat sollte so beschaffen sein, dass im Substrat die größtmögliche Wassermenge aufgenommen werden kann. Nach dem Stockholmer Modell, der Schwammstadt, nimmt der Untergrund Wasser auf und bietet den Bäumen genügend Raum zur Durchwurzelung. Bei der Schwammstadt wird Wasser nicht nur im Wurzelraum zurückgehalten, sondern auch in den lage- und druckstabilen Unterbauten von Geh- und Fahrflächen. Somit wird auch Wasser unter Verkehrsflächen genutzt und steht der urbanen Vegetation zur Verfügung.
Mit seinem fränkischen Charm führte Klaus Körber, ehemaliger Bereichsleiter Technik & Unternehmensentwicklung und Landwirtschaftsdirektor an der Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim, der jetzt seit Anfang Juni im Ruhestand ist, sehr anschaulich durch das Thema „Bäume der Zukunft – welche Baumarten sind bei zunehmender Hitze und Dürre in unseren Städten überlebensfähig?“. In seinen Forschungen der letzten 30 Jahre hat Klaus Körber ausgewählte Baumarten auch in den Hitzesommern 2003 und 2023 beobachtet und hierbei festgestellt, welche Baumarten auch in Zukunft in unseren Städten noch zu finden sind.
Nach seinen Ausführungen muss jeder Baum, ob Klimabaum oder nicht, unter den derzeit vorherrschenden Bedingungen mit größter Sorgfalt gepflanzt und unter hoher Aufmerksamkeit und Zuwendung in den folgenden Jahren betreut und gepflegt werden. Eigentlich eine banale Sache. Feldahorn z.B. ist einem Bergahorn überlegen – die Gleditsie gedeiht noch, wenn eine Buche bereits nicht mehr lebensfähig ist. Jedoch benötigen auch Klimabäume gerade am Anfang Pflege und Aufmerksamkeit.
Gerade die Oberflächentemperatur in den Innenstädten auf Asphalt oder Pflaster liegen bei annähernd 70°C. Im Vergleich dazu herrschen unter Bäumen am Straßenrand nur geringfügig mehr als 35°C. Diese Messungen zeigen deutlich, dass Bäume sehr gut für das innerstädtischer Klima sind. Hochrechnungen zufolge wird die Temperatur in den kommenden Jahren in Innenstädten noch erheblich steigen. Das Pflanzen von Bäumen wirkt sich somit sehr positiv auf die Menschen und Tiere in unseren Innenstädten aus.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der regelmäßige Stammschutz, welcher auch an alten Bäumen angebracht werden sollte. Durch die heißeren Sommer erwärmt sich ein Baumstamm auf der Südseite um über 10°C mehr als die Umgebungstemperatur. Dadurch kommt es bei ungeschützten Baumstämmen zu Rissbildung und Aufplatzen der Rinde.
Häufig treten im innerstädtischen Bereich nicht nur Hitze und extreme Niederschläge auf, sondern gerade in den Wintermonaten wird bei Schnee und Eis gestreut. Dies ist nicht immer den Stadtbäumen zuträglich. Die Ulme kommt damit jedoch auch gut mit Streusalz klar.
Am Nachmittag ging es zur Exkursion in den Park der Hohenheimer Gärten. Die Führungen wurden von Dr. Robert Gliniars, Kustos und Jörg Raff, dem technischen Leiter der Hohenheimer Gärten durchgeführt. Bei einem kleinen Rundgang wurden den Teilnehmenden die Highlights an Bäumen vorgestellt. Die Hohenheimer Gärten bieten eine stolze Anzahl von Bäumen, welche schon 150 Jahre oder älter sind. Der Exotische Garten in Stuttgart-Hohenheim ist dadurch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und geschätzt. Ein Besuch in den Hohenheimer Gärten lohnt sich immer.
Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass das Baumforum eine fachlich hochwertige Veranstaltung ist und gerade durch die wechselnden Veranstaltungsorte – mal in historischen Parkanlagen, mal in botanischen Gärten – interessante fachliche Exkursionen mit altem Baumbestand möglich sind.
Der Landesverband – Zahlen und Fakten
Der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg (VGL-BW) vertritt als Wirtschafts- und Arbeitgeberverband die Interessen der grünen Branche auf Landesebene. Derzeit sind knapp 810 Fachbetriebe, kleine bis mittelständische Unternehmen, im Verband organisiert. Der Gesamtumsatz der Branche in Baden-Württemberg stieg 2023 auf rund 2,01 Milliarden Euro. Die Branche beschäftigt 15.050 gewerbliche Arbeitnehmende und bildet derzeit 1.322 Jugendliche zu Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtnern aus. Die Experten für Garten und Landschaft sind kompetente Dienstleister rund um das Bauen mit Grün. Ob private, öffentliche oder gewerbliche Garten- und Außenanlagen, Landschaftsgärtner realisieren diese Projekte vom Neubau über Umbauten bis hin zur fachgerechten Unterhaltung und Pflege. Sie konzipieren und bauen private Gärten, sie gestalten Außenanlagen für Wohngebäude und Gewerbebauten, sie legen Schwimmteiche und Dachbegrünungen an. Kurzum: Sie bauen und erhalten die grüne, lebenswerte Umwelt für morgen.