Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Sommer werden immer heißer, es gibt häufigere Tropennächte und die gesundheitlichen Auswirkungen auf uns Menschen sind längst nicht mehr von der Hand zu weisen. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Städte und Ortschaften den veränderten klimatischen Bedingungen anpassen. Frischluftschneisen und möglichst viel kühlendes Grün können die Temperaturen in urbanen Gebieten verringern und verhindern, dass es zum Heat Island Effect kommt - also zu städtischen Wärmeinseln.

(Fotos: BGL)

Denn während sich Asphalt und Beton unter Sonneneinstrahlung stark aufheizen, wirkt Begrünung wie eine natürliche Klimaanlage. „Große Stadtbäume beispielsweise spenden angenehmen Schatten und geben darüber hinaus Wasserdampf durch die Spaltöffnungen ihrer Blätter ab. So kühlen sie aktiv ihre direkte Umgebung und schaffen ein angenehmeres und gesünderes Klima vor Ort", erklärt Uschi App vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL).

Kleine Fläche mit großer Wirkung 

Aber es sind längst nicht nur die imposanten Bäume in den Alleen und die großen Stadtparks mit ihrem Viel an Grün, die einen entscheidenden Unterschied machen. Auch kleine Flächen haben eine große Wirkung auf das Mikroklima. Aus diesem Grund wurde auch die Diskussion rund um sogenannte „Schotterwüsten" immer lauter. „Zwar wird bei diesen steinreichen Vorgärten gerne behauptet, sie seien primär eine Frage des persönlichen Stils, tatsächlich gibt es aber eine Reihe an Gründen, die aus wissenschaftlicher Sicht gegen diese Gestaltung sprechen", betont Uschi App. „Neben Lärmminderung, Luftfilterung und Biodiversität ist jetzt im Sommer vor allem der Temperaturaspekt wesentlich." Denn was sich im Großen zeigt, spiegelt sich auch im Kleinen wider: Steine, Schotter und Kies heizen sich den Tag über enorm auf und geben diese Wärme an ihre direkte Umgebung ab. Das bewies schon 2020 eine Demonstration der Hessischen Gartenakademie (HGA): Mit einer Wärmelampe wurde sowohl eine geschotterte als auch eine begrünte Fläche erhitzt. Das Ergebnis: Die Temperatur der grauen Fläche lag in der Regel mindestens zehn Grad Celsius bis teilweise sogar 20 Grad Celsius höher als die der Pflanzfläche.

Gleiches zeigt auch eine Untersuchung der luxemburgischen Umweltschutzorganisation „Mouvement Ecologique". Durch Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera in Luxemburg-Stadt stellten sie fest: Während sich der Schotter auf 48 Grad Celsius aufheizte, wiesen sowohl Bereiche mit Sträuchern und Hecken als auch begrünte Fassaden eine deutlich niedrigere Temperatur auf. „Besonders kritisch wird es während der sogenannten Tropennächte, die in der Regel auf sehr heiße Tage folgen und mit einer Lufttemperatur von über 20 Grad Celsius keine Abkühlung mehr bringen", hebt Uschi App vom BGL hervor. „Aufgeheizte Schotterflächen, die nachts ihre Wärme an ihre Umgebung und somit auch an das Wohnhaus abgeben, tun dann ihr übriges. Lüften bringt dann leider nichts mehr!"

Pflanzen bringen Kühlung

Nicht verwunderlich also, dass immer mehr Städte und Gemeinden unter Verweis auf geltendes Baurecht konkrete Satzungen gegen Schotterschüttungen verabschieden und verlangen, dass Vorgärten begrünt werden müssen. „Pflanzen - auch auf der vermeintlich so kleinen Fläche vor dem Haus - spielen im Hinblick auf den Klimawandel und seine Folgen eine ganz wesentliche Rolle!", so Uschi App vom BGL. „Trotzdem: Wir sind überzeugt, dass Verbote nicht der richtige Weg sind, sondern dass wir mit guten Gründen und attraktiven Gestaltungsempfehlungen überzeugen müssen. So halten wir es auch bei unserer Initiative ‚Rettet den Vorgarten‘."

Auf der namensgleichen Facebookseite sowie auf www.mein-traumgarten.de/Vorgarten bekommen Vorgartenbesitzer*innen von den Expert*innen für Garten und Landschaft überzeugende Gründe für mehr Grün an die Hand und können sich zugleich Inspirationen für die kleine Fläche holen. Und wer in diesem Sommer keine Lust auf heiße Aussichten vor dem eigenen Haus hat, findet auf der Website sogleich auch eine Liste mit landschaftsgärtnerischen Fachbetrieben, die die Umgestaltung von grauer Wüste zu grüner Oase realisieren können.

 

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