Jahreshauptversammlung mit rund 120 Baumpflegerinnen und -pflegern aus ganz Europa Die Jahreshauptversammlung des Europäischen Baumpflegerates (European Arboricultural Council – EAC) fand auf Einladung der kroatischen Mitgliedsverbände im Juni in Zadar statt. EAC-Präsidentin Stefania Gasperini aus Italien begrüßte zum öffentlichen Teil – Preisverleihung des „European City of the Trees (ECOT) Award 2024“ und Fachkongress – im Fürstenpalast von Zadar rund 120 Baumpflegerinnen und -pfleger aus ganz Europa und den Vereinigten Staaten.
Varaždin ist ECOT 2024
Im Rahmen der EAC-Jahreshauptversammlung erhielt Varaždins Bürgermeister Neven Bosilj von Stefania Gasperini den ECOT Award 2024. Ausgezeichnet wurde die Stadt für ihr innovatives Baummanagement und ihr tiefes Verständnis für die vielfältigen Vorteile von Stadtbäumen, insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels (weitere Details zum ECOT Award s. eigene Pressemeldung). Die Preisverleihung war eingebunden in den Fachkongress: Dort widmeten sich acht internationale Referierende Baumdenkmälern und den Lebensräumen von Stadtbäumen.
Neues von der ISA
Die enge Verbundenheit zum EAC brachte Nicolaas Verloop, Präsident der International Society of Arboriculture (ISA), zum Ausdruck. In seinem Grußwort betonte er das sehr gute Miteinander beider Baumpflegeverbände, das vor allem bei der Internationalen ISA-Konferenz in Malmö/Schweden und bei weiteren Treffen sichtbar wurde.
Erhaltungsstrategie für Altbäume
Stefania Vecchio und Francesco Besio (Italien) stellten in ihrem Vortrag die Erhaltungsstrategie für Altbäume in der Region Emilia Romagna, Norditalien, vor. Die Region hat 2023 dazu ein neues regionales Gesetz verabschiedet, um den Schutz monumentaler Bäume besser zu regeln und das Engagement für eine gute Bewirtschaftung sowie mehr Wissen und Bewusstsein für die Bedeutung ihres Schutzes zu erhöhen.
Altgediente Bäume in der Bretagne, jenseits von Natur und Kultur
Die Bretagne ist eine der Regionen Frankreichs mit der höchsten Dichte an alten Bäumen, die mehrere tausend Jahre alt sind. Mickaël Jézégou, Frankreich, zeigte auf, warum diese Bäume von mehreren Generationen erhalten wurden, warum sie nicht für materielle Zwecke verwendet wurden und was die kulturellen Gründe dafür sind, dass manche Bäume altern dürfen und andere nicht.
Schutz monumentaler Bäume in Portugal
In Europa sind altgediente Bäume und ausgewachsene Wälder aufgrund des jahrzehntelangen Drucks rückläufig, mit nachgewiesenen Folgen für die biologische Vielfalt. Portugal hingegen schützt diese sogenannten „monumentalen Bäume" seit 1914 mit der ältesten Gesetzgebung in Europa. Dr. Raquel Pires Lopes aus Portugal gab Beispiele für Baumveteranen, auf die das Institut für Natur- und Forstwirtschaft besonderes Augenmerk legt.
Baumschnitt im Hatfield Forest
Der Hatfield Forest, Großbritannien, gilt mit 884 alten Bäumen als das vielleicht am besten erhaltene Beispiel für diese Art von Wald in der Welt und ist seit dem Mittelalter relativ unverändert geblieben. In den 1970er Jahren waren die Verantwortlichen besorgt, dass die Bäume brechen könnten, so dass eine Reihe von Bäumen neu beschnitten wurden. Das Wachstum von 200 Jahren wurde somit in einem Arbeitsgang beseitigt. Leider überlebten 90 Prozent dieser Bäume den Schnitt nicht, so dass die Verwaltung vor einem Dilemma stand: Wie sollten sie sich um die verbleibenden ungeschnittenen Bäume kümmern? Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde ein neues, 30-jähriges, innovatives und experimentelles Schnittprogramm eingeführt, der „Kürzungsschnitt". Reg Harris, Ancient Tree Forum UK, erzählte die Geschichte, wie sich diese Art des Schnitts im Hatfield Forest entwickelt hat und welche Lehren daraus gezogen wurden.
Entwicklung, Zustand und Trends der kroatischen Baumpflege
Goran Huljenić und Prof. Vinko Paulić, Kroatien, beleuchteten die Rolle und die bedeutenden Beiträge Kroatiens im Bereich der europäischen Baumpflege. Kroatien hat eine reiche Tradition in der Forstwirtschaft und engagiert sich für den Erhalt vielfältiger Ökosysteme. Darüber hinaus sind regionale und internationale Kooperationen wie zum Beispiel der Austausch von Best Practice, die Teilnahme an Forschungs- und Expertennetzwerken und an politischen Dialogen zur Förderung einer nachhaltigen Baumpflegekultur in ganz Europa sehr hilfreich.
Nachhaltiger Stadtwald für die Städte von morgen Prof. Fabio Salbitano, Italien, begann 1996 mit der Forschung und Lehre über städtische Wälder und Bäume. Er widmete den größten Teil seiner wissenschaftlichen Laufbahn den Themen Entwicklung der Natur in Städten und städtische sozio-ökologische Systeme. In seinem Vortrag ging er auf die nachhaltige Gestaltung und Bewirtschaftung von städtischen und stadtnahen Wäldern ein. Dabei fragte er kritisch: Werden städtische und periurbane Wälder unsere Städte retten bzw. können urbane und periurbane Wälder die Menschen und den Planeten retten? Anhand vieler internationaler Beispiele zeigte er grüne Lösungsansätze auf.
Quantifizierung von Ökosystemleistungen mit I-Tree
Stadtwälder sind von entscheidender Bedeutung für die Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen, die die Umwelt verbessern. Dazu gehören: die Verbesserung der Luftqualität, die Regulierung von Temperaturen, die Bindung von Kohlenstoff, die Verringerung von Überschwemmungen und die Unterstützung der biologischen Vielfalt. Jan Willem de Groot, Niederlande, konzentriert sich auf die Nutzung von I-Tree Eco, einem Tool zur Quantifizierung dieser Wohlfahrtswirkungen. Anhand von Fallstudien aus den Niederlanden zeigte er, wie I-Tree Eco im urbanen Baummanagement und den Planungsprozessen durch Baumbeauftragte angewendet wird, um nachhaltigere und widerstandsfähigere Städte zu fördern.
Stadtbäume und Klimaanpassung
Der Stadtbaum ist ein wertvolles Instrument, um den Folgen des Klimawandels wirksam zu begegnen. Denn er bereichert die Stadt als Teil der grünen Infrastruktur. Dennoch fallen jedes Jahr tausende von Bäumen schlecht geplanten Stadterneuerungsprojekten, allgemeiner Misswirtschaft und den Auswirkungen des Klimawandels zum Opfer. Die für das Grün Verantwortlichen müssen sich auf die Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels durch Neuanpflanzungen und den Schutz bestehender Bäume konzentrieren. Dies erfordert neue Bewirtschaftungspraktiken, die Einführung neuer Technologien, Kooperationen und die Durchsetzung von Maßnahmen zum Schutz bestehender Bäume, so Stavroula Katsogianni, Präsidentin der griechischen Nationalen Gewerkschaft der Landschaftsindustrie (PEEGEP).
Europäischer Baumpflegerat
Das European Arboricultural Council e. V. (EAC) (deutsch: Europäischer Baumpflegerat) mit Sitz im Haus der Landschaft in Bad Honnef ist ein Forum, in dem sich Delegierte europäischer Baumpflege-Organisationen zusammengeschlossen haben. Sie verfolgen das Ziel, den Qualitätsstandard zu erhöhen und den Beruf durch Förderung von Forschung und Ausbildung weiterzuentwickeln, um eine erfolgreiche Baumpflege und Verbesserung der Arbeitsmethoden zu gewährleisten.