Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mitten in Europa liegt eine Metropolregion, die viele Menschen von außerhalb immer noch mit der Geschichte von Kohle und Stahl verbinden: Das Ruhrgebiet hat eine Fläche von rund 4.400 Quadratkilometern, die West-Ost-Ausdehnung von Sonsbeck bis Hamm beträgt 116 Kilometer, die Nord-Süd-Ausdehnung von Haltern am See bis Breckerfeld 67 Kilometer. Kein anderer Wirtschaftsraum in Deutschland ist vergleichbar dicht besiedelt mit Menschen und Industrie.

Der geplante Zukunftsgarten auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Hansa und dem Deusenberg in Huckarde wird ein Herzstück der Dortmunder IGA-Beteiligung und soll auch nach der IGA 2027 Ausflugsziel bleiben. Foto: IGA2027/Rupert Oberhäuser

Der IGA 2027-Radweg wird die Zukunftsgärten miteinander verbinden. Mit Veranstaltungen und touristischen Erlebnistouren durch das Ruhrgebiet wird der IGA-Radweg 2027 zusätzlich belebt und in Szene gesetzt. Foto: IGA2027

Der Nordsternpark in Gelsenkirchen, auf einem früheren Zechengelände angelegt, war bereits 1997 zentraler Teil der damaligen Bundesgartenschau und wird für die IGA2027 zu einem der fünf Zukunftsgärten weiterentwickelt. Foto: IGA2027/RVR/Sabine Auer.

Aber kaum jemand weiß, dass es hier jetzt schon mehr Freizeit- und Erholungsangebote gibt als in vielen anderen Regionen Deutschlands. Eine abwechslungsreiche und lebendige grün-blaue Infrastruktur mit Freiflächen, Wäldern, Flüssen, Seen verbindet die Städte miteinander und ist Grundlage für die außergewöhnliche Atmosphäre in der Metropole Ruhr. Nahezu 18 Prozent der Fläche des Ruhrgebiets ist Wald, mehr als 40 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt und „nur“ knapp 38 Prozent der Fläche des Ruhrgebiets sind bebaut. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat in einer Regionalstudie ermittelt, dass 80 Prozent der Bevölkerung zwischen Lippe und Ruhr mit dem Fahrrad in weniger als dreieinhalb Minuten die nächste Grünfläche erreichen. Das ist besonders bemerkenswert, denn die Bevölkerungsdichte liegt hier mit rund 1.200 Einwohnern je Quadratkilometer mehr als fünfmal höher als im Bundesdurchschnitt.

Die Metropole Ruhr ist auch aufgrund dieser Dichte eine sehr lebendige Region und sie hat viel vor: Mit der Internationalen Gartenschau IGA 2027 will sie sich zur weltweit grünsten Industrieregion entwickeln. Von ausgedehnten Parks und Landschaftsgärten bis zu Schrebergärten und privaten Hausgärten reicht das Spektrum. Aber auch Aspekte von Stadtentwicklung, Mobilität, Energie, Klima, Umwelt stehen auf der Agenda der IGA 2027. Die Metropole Ruhr will damit nicht nur die Qualität des Standorts für ihre Bevölkerung verbessern, sondern sie sucht auch internationale Aufmerksamkeit als Modellregion für einen erfolgreichen Strukturwandel.

Wie wollen wir morgen leben?
An Visionen für die Zukunft gibt es sicher keinen Mangel in dieser Region, die sich als Europas größter Ballungsraum mit dem Ende der Schwerindustrie bereits massiv verändert hat. Die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park, die Kulturhauptstadt Ruhr 2010 und Essen als Grüne Hauptstadt Europas 2017 – die IGA 2027 will in dieser Reihe einen weiteren Sprung schaffen. Horst Fischer, Geschäftsführer der IGA 2027: „In der Metropole Ruhr leben mehr als fünf Millionen Menschen, die eine gute Zukunft erwarten. Wir wollen in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen und verschiedensten Institutionen, Vereinen und natürlich mit den Bürgerinnen und Bürgern ganz konkret Lösungen für große Zukunftsfragen entwickeln.“

Das Konzept der IGA 2027 umfasst drei Ebenen, die ineinandergreifen und in Summe die gesamte Region 2027 in ein einzigartiges Gartenfestival verwandeln. Fünf Zukunftsgärten werden als Reallabore entwickelt und sollen die großen, dezentralen Publikumsmagnete sein, u. a. mit den blütenreichen Präsentationen des Gartenbaus und der Visualisierung der Zukunftsthemen. Die zweite Ebene, Unsere Gärten, umfasst eine Vielzahl bereits bestehender kommunaler Parks und Grünflächen. 38 Projekte aus den elf kreisfreien Städten und vier Kreisen der Metropole Ruhr befinden sich derzeit im dreistufigen Auswahlverfahren. Horst Fischer: Wir erwarten, dass sich bis zur Eröffnung im April 2027 rund 25 Projekte der Region als IGA 2027 Projekte präsentieren können.“ Die dritte Ebene bilden dann viele individuelle Mitmachangebote – Gartenbesitzende, Vereine, Gemeinschaftsgärten, private Initiativen, die lokalen Unternehmen … unter der Überschrift Mein Garten zeigen sie ihre Gärten, organisieren Pflanzenbörsen oder Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch und mehr. Fischer: „Wir wollen alle diese Aktivitäten auf einer Online-Plattform bündeln und so sichtbar und erlebbar machen, was das Ruhrgebiet auszeichnet – die Menschen schätzen lebendige Nachbarschaften und entwickeln gemeinsam starke Konzepte für das Zusammenleben im Quartier.“

Das Ruhrgebiet ist grün & blau
In der Metropole Ruhr sind aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte besonders viele Menschen von den Folgen des Klimawandels betroffen. Deshalb ist es auch gerade hier so wertvoll, dass seit mehr als dreißig Jahren viele interkommunale Projekte zur Stärkung der grün-blauen Infrastruktur entwickelt worden sind. Fischer: „Das Ruhrgebiet ist schon heute eine Vorzeigeregion und unser Anspruch ist es, bis 2027 hier noch mehr zu zeigen. Wir arbeiten beispielsweise parallel zu den Gartenthemen auch mit den Ruhrgebietsstädten an innovativen Mobilitätskonzepten, einer Stärkung des Regionalverkehrs, Vernetzung der Fahrradwege, Weiterentwicklung der Wasserwege … und bauen Brücken zwischen bisher getrennten Arealen.“ Auf vielen Ebenen wird sichtbar, dass das Ruhrgebiet längst auf dem Weg in eine gute Zukunft ist und spätestens 2027ein hochinteressantes Reiseziel für Besucher aus ganz Deutschland und aus den Nachbarländern.

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