Deutschland hält angesichts der aktuellen Regenfälle und Hochwasserwarnungen die Wetterwarn-App bereit und den Atem an. Klar ist, dass extreme Wetterereignisse häufiger werden und kurzfristige Warnungen und technische Schutzmaßnahmen nicht ausreichen. Was noch immer vernachlässigt wird, ist der Ausbau des natürlichen Hochwasserschutzes.
„Die Natur bietet uns entscheidende Lösungsansätze, die wir einfach nicht nutzen,“ mahnt Diana Nenz, Referentin für Gewässerpolitik beim NABU. „Ohne eine grundlegende Wende hin zu einem ganzheitlichen Hochwasserschutz, der natürliche Schutzsysteme wie Wälder und Auenlandschaften einbezieht, werden wir immer wieder mit denselben Problemen konfrontiert.“ Nenz verweist darauf, dass Starkregen und Hochwasser nicht nur häufiger, sondern auch intensiver werden.
In den letzten Jahren wurde der Fokus vor allem auf technische Lösungen wie Deichbau und Hochwasserbarrieren gelegt. Diese Maßnahmen sind zweifellos wichtig, reichen jedoch nicht aus, um die langfristigen Risiken durch zunehmend extremere Wetterereignisse in den Griff zu bekommen. Ein wesentlicher Faktor, der immer noch nicht ausreichend berücksichtigt wird, ist der Ausbau natürlicher Hochwasserschutzmaßnahmen. Renaturierte Flussläufe, Feuchtgebiete und Auen, die in der Vergangenheit als Puffer gegen Hochwasser dienten, werden zunehmend zerstört – oft zugunsten von städtischer oder landwirtschaftlicher Nutzung.
Dabei sind naturbasierte Lösungen weithin bekannt: Moore und Feuchtgebiete können enorme Wassermengen speichern, während Auenlandschaften und bewaldete Flächen die Wasserspiegel von Flüssen regulieren. Doch trotz dieser klaren Vorteile werden solche Schutzmechanismen kaum gefördert. Der Verlust dieser Lebensräume erhöht die Hochwassergefahr weiter.
Der NABU fordert daher ein Umdenken: Statt auf technische Schutzmaßnahmen zu setzen, muss der natürliche Hochwasserschutz in den Vordergrund gerückt werden. Andernfalls könnte die Natur eine Rechnung stellen, die wir nicht mehr begleichen können.