Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Delegierten der CLIMMAR-Mitgliedstaaten tagten zum 70. Climmar Congress in der deutschen Hansestadt – Die Lage in der europäischen Branche ist durchaus angespannt

Bild: LandBauTechnik - Bundesverband e.V.

Der 70. Climmar Kongress startete am 23. Oktober in Hamburg. Rund 60 Branchenvertreter aus Europanahmen in diesem Jahr an der Tagung des europäischen Dachverbandes Climmar teil, darunter auch der Vorstand des LandBauTechnik-Bundesverbands. Deutschland war zuletzt in 2002 Gastgeber und Ausrichter des Kongresses.

Climmar Präsident Roberto Rinaldin aus Italien freute sich über die Gastfreundschaft der deutschen Partner und begrüßte die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer herzlich, schlug in seiner Eröffnungsrede aber auch kritische Töne an. „Eine der bedeutendsten Veränderungen, die wir erleben, ist die unvermeidliche Umgestaltung der Vertriebssysteme. Mehr denn je entscheiden sich Maschinenhersteller für die Konsolidierung ihrer Vertriebsnetze. Gesucht werden Händler von beachtlicher Größe, die sich logistisch, wirtschaftlich und finanziell selbst organisieren können. Dieser Trend zur Konsolidierung birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen, und es liegt in unserer Verantwortung als Verband, in dieser sich entwickelnden Landschaft einen Weg nach vorne zu finden“, so der Rinaldin in seiner Rede.

Und auch Ulf Kopplin, der als Präsident des LandBauTechnik-Bundesverbands, die europäischen Freundinnen und Freunde stellvertretend für die gesamte deutsche Delegation begrüßte, machte noch einmal expliziert auf die aktuellen Herausforderungen im deutschen Markt aufmerksam, lobte aber auch, den europäischen Schulterschluss innerhalb der Branche. „In solchen Zeiten bekommt die Freundschaft einen noch höheren Stellenwert und es tut gut, dass wir gerade in diesen Zeiten darauf vertrauen dürfen, dass wir nicht allein sind. Wir rücken zusammen, wir helfen uns gegenseitig. Das ist das, was unsere Branche, was Climmar auszeichnet“, lobte Ulf Kopplin die europäische Freundschaft.

Und er gab mit einem Zitat von einer großen Hamburger Persönlichkeit – Helmut Schmidt – abschließend doch ein hoffnungsvolles Bild, indem er sagte. „Mut zur Zukunft! Seien wir mutig.“

Im Anschluss folgten die sogenannten „Presidentreports“ bei denen die jeweiligen Vertreter der Länder die aktuelle Situation darstellen. Für Deutschland übernahm Bundesinnungsmeister Norbert Stenglein, der vor allem auf drei Themen einging: das neu geordnete Bildungssystem in der deutschen Branche mit dem neuen Karriereplan LandBauTechnik, die neuen Karriere-Steps, insbesondere die neue Meisterprüfungsverordnung sowie der neuen verbandliche Organisationsstufe für Gabelstapler-Fachhändler, der Bundesfachgruppe FFZ.

Anne Fradier von der Organisation SEDIMA referierte anschließend zum Dealer Satisfaction Index (DSI) und Ulrich Beckschulte, Geschäftsführer im LandBauTechnik, gab Einblicke in Branchen-Trends und aktuellen Statistikdaten. Hier zeigte sich, dass in gesamt Europa das Bild ein ähnliches ist. Der Climmar-Index zeigt weiter tief ins Minus. Aber es gibt Grund zur Hoffnung, dass es nun wieder leicht bergauf geht. „Nach einer ordentlichen Talfahrt könnten Handel und Handwerk der Land- und Baumaschinen-Branche in Europa die Talsohle erreicht haben“, sagt Ulrich Beckschulte, mit Blick auf die Auswertung zum Climmar-Index.

Die Halbjahreswerte zeigen für den Zeitraum Januar bis Juni 2024 zwar einen erneuten Rückgang, die Erwartungen für das zweite Halbjahr 2024 sind jedoch – wenn auch weiter leicht im Minus – einen Tick besser. So stark wie aktuell sei der Index allerdings schon lange nicht mehr ins Minus gerutscht, die gegenwärtige Lage darf daher durchaus weiter als „äußerst angespannt“ bewertet werden.

Deutlich lässt sich aus der Analyse des europäischen Branchen-Dachverbands CLIMMAR, für den der deutsche LandBauTechnik-Bundesverband die Umfrage durchführt, erkennen, dass das größte Minus beim Maschinenhandel liegt – und hier ganz klar im Neumaschinegeschäft: Der Absatz von Neumaschinen ist europaweit ausnahmslos schwierig, meistens sogar weiter rückläufig. Das liegt daran, dass die Nachfrage nach Neumaschinen sehr verhalten ist, die Kunden Finanzierungsprobleme haben und Neumaschineninvestitionen entweder weiter hinausschieben, ein Regal tiefer greifen oder aber ganz aussetzen.

Auf der anderen Seite stehen die Lager voll, und das in Zeiten sichtbar steigender Zinsen und drohender Linienkürzung – das ist schon hochexplosiv. Der Blick in den Service – also in Werkstatt- und Ersatzteilumsatz –sieht schon deutlich entspannter aus. „Hier lässt sich europaweit Konstanz erkennen, Werkstatt und Teilebereich sind die Basis unseres Serviceorientierten Gewerbes“, sagt Beckschulte. Ein Grund zur Hoffnung, dass die Talsohle europaweit nun erreicht ist.

„Wir freuen uns, dass wir für den Kongress auch zahlreiche externe Referenten aus unserer Branche gewinnen konnten“, sagt Dr. Michael Oelck, Hauptgeschäftsführer des LandBauTechnik-Bundesverbands. So war Timo Zipf von der DLG zu Gast und gab Einblicke in die Planungen zur nächsten Agritechnica 2025 in Hannover. Ebenso stattete Holger Schwanneke, Generalsekretär des ZDH, dem Kongress als Ehrengast einen Besuch ab und referierte zum Thema Herausforderungen in Europa und machte dabei deutlich: „Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft droht verloren zu gehen. Das stimmt. Und das muss spätestens jetzt ein Weckruf für unsere Politik sein. Denn so, da sind sich alle einig, kann es nicht weitergehen!“ Dabei müsse vor allem bürokratische Hürden schnellstmöglich eingerissen werde. Das Prinzip „Think Small First” müsse Leitmotiv für die europäische Gesetzgebung ein. Eine Forderung, die viel Zustimmung der versammelten Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer erntete.

Zugeschaltet wurden zudem die beiden Referenten Christophe Tissier von der CEMA als auch Dr. Doris Marquardt von der Europäischen Kommission, Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Interessante Einblicke gaben außerdem die unterschiedlichen Workings Groups, die das ganze Jahr hindurch an unterschiedlichen Themenkomplexen arbeiten und nun mitunter ihre Ergebnisse und/oder ihre Diskussionsgrundlagen vorstellten.

Und dann wurde noch ein neues Mitglied begrüßt, denn Finnland zählt ab sofort auch zu den Climmar-Staaten. Juha Ala-Hiiro war dazu extra aus Helsinki angereist und wurde herzlich in die Climmar-Gemeinschaft aufgenommen.

Abschließend durfte das Auditorium einen ersten Ausblick auf den Kongress 2026 wagen. Das Gastgeberland Italien lädt dann nach Turin ein. Präsident Roberto Rinaldin wies dabei darauf hin, dass dann auch seine Präsidentschaft endet und er seinen „Staffelstab“ in 2025 weiterreichen wird. Damit endete die Sitzung zum 70. Climmar Congress in Hamburg. Ein weiterer Austausch der Teilnehmer fand allerdings nicht nur beim anschließenden Abendessen, sondern auch am nächsten Tag bei einem kulturellen Rahmenprogramm statt.