Sicherheit steht im Vordergrund
„Der Klimawandel zeigt sich bei uns nicht nur als abstraktes Phänomen, sondern direkt in den Monumenten, die wir erhalten und schützen“, erklärt Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. „Die Sperrungen in Schwetzingen waren eine schwierige, aber notwendige Entscheidung, um die Sicherheit unserer Besucherinnen und Besucher zu gewährleisten. Gleichzeitig verdeutlichen sie, wie dringend wir auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren müssen.“ Die Bäume im Schlossgarten und insbesondere im Englischen Landschaftsgarten sind zunehmend von neuartigen Pilz- und Komplexerkrankungen betroffen. Hinzu kommen die schwierigen Wachstumsbedingungen auf den sandigen Böden, die den Bäumen das Überleben zusätzlich erschweren.
Bewältigung der Herausforderungen
„Wir stehen vor einem Systemwechsel“, betont Hanna Nimmenich, Arboristin bei den Staatlichen Schlössern und Gärten. „Sowohl das Klima als auch der Zustand des Baumbestands ändern sich rasant.“ Um dieser Dynamik effektiver zu begegnen, führten die Staatlichen Schlösser und Gärten im Sommer 2024 ein neues Online-Baummanagement ein. Es ermöglicht eine parallele Bearbeitung mehrerer Arbeitsschritte und verbessert die Effizienz der Maßnahmenplanung. Dennoch bleibt die Situation herausfordernd: Die Arbeiten konzentrieren sich zunächst auf die noch zugänglichen Parkteile, um weitere Sperrungen zu vermeiden.
Regelmäßige Baumkontrollen und Verkehrssicherung
Zur Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht erfolgt im Schwetzinger Schlossgarten jährlich eine umfassende Baumkontrolle. Dabei wird die Verkehrssicherheit jedes Baumes überprüft und passende Maßnahmen zur Gefahrenbeseitigung werden festgelegt. In Fällen, in denen Unsicherheit über die Standsicherheit besteht, folgen weitergehende Untersuchungen durch Baumgutachterinnen und -gutachter. So konnte im November 2024 entschieden werden, den südlichen Bereich des Englischen Landschaftsgartens mit dem Merkurtempel wieder für den Besucherverkehr freizugeben und zu öffnen.
Arten- und Landschaftsschutz
Die Maßnahmen berücksichtigen streng die Auflagen des Natur- und Artenschutzes. Als Landschaftsschutz- und FFH-Gebiet bietet der Schlossgarten Schwetzingen Lebensraum für zahlreiche geschützte Arten, darunter gefährdete Käferarten wie der Heldbock oder der Körnerbock und verschiedene Fledermausarten. Jede Baumfällung erfordert daher eine sorgfältige Prüfung: Es wird genau abgewogen, ob ein Baum als Lebensraum dient oder künftig dafür geeignet wäre, und ob Alternativen wie das Belassen von Torsos möglich sind. Diese sorgfältigen Abwägungen und Maßnahmen sind zeitintensiv und setzen eng abgestimmte Genehmigungsverfahren voraus.
Zahlen und Maßnahmen im Überblick
Der Baumbestand im Schlossgarten Schwetzingen umfasst rund 6.000 Bäume. Die jüngste Kontrolle durch neun externe Baumkontrolleure ergab etwa 2.800 Maßnahmen, von denen rund 1.650 sicherheitsrelevant sind. Insgesamt wurden 260 Fällungen empfohlen. Diese können aufgrund der strengen Auflagen und der begrenzten Zeit in den Wintermonaten jedoch voraussichtlich nicht alle bis Ende Februar durchgeführt werden. Bereits in den Sommermonaten wurden mit zwei Gutachterbüros und drei Baumpflegefirmen mit Hochdruck Boskettbereiche und Veranstaltungsflächen gesichert. Derzeit verbleiben etwa 350 Torso-Bäume im Garten, deren Standsicherheit zunehmend fraglich ist und weiter überprüft werden muss.
Ein Garten von Weltrang unter Druck
Die einzigartige Gartenanlage in Schwetzingen ist nicht nur ein Ort von herausragender Schönheit, sondern auch ein bedeutendes historisches Denkmal von europäischem Rang. Die Balance zwischen der Sicherheit, dem Arten- und dem Denkmalschutz bleibt ein komplexer und zeitaufwendiger Prozess, der den Einsatz vieler Fachkräfte und sorgfältige Abwägungen erfordert. Weitere Informationen und aktuelle Hinweise zur Besuchssituation des Schlossgartens finden sich auf der Website der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.