Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Regenwassernutzung in Deutschland wird immer wichtiger. Sie gewinnt eindeutig an wirtschaftlicher und ökologischer Bedeutung. Das bestätigen die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Studie der Mall GmbH in Donaueschingen. Zum zweiten Mal nach 2004 hat der Umweltspezialist eine breite Befragung und Marktanalyse bei Verbänden und den führenden Unternehmen der Branche vorgenommen. So wurden 2009 in Deutschland 60.000 bis 65.000 Zisternen für die Nutzung in Haus und Garten installiert. Der Gesamtbestand beträgt ca. 1,8 Mio. Anlagen zur Regenwassernutzung.

Kein Material ist so gut für den Tief- und Erdbau geeignet wie Beton. Regenspeicher aus Beton sind robust, statisch belastbar, widerstandsfähig gegen Frost und für eine Nut-zungsdauer von mindestens 50 Jahren ausgelegt. (Foto: Mall GmbH)

Die Marktanalyse geht davon aus, dass die Regenwasserbranche insgesamt auf zusätzliche Marktimpulse durch eine Belebung des privaten Bausektors bei Ein- und Zweifamilienhäusern hoffen darf. Der Vizepräsident der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung (fbr), Architekt Klaus W. König aus Überlingen, erwartet Schützenhilfe von der Europäischen Union, die über die Einführung eines Wasserausweises nachdenkt. "Davon könnten Unternehmen aus Deutschland profitieren", schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), "sie sind in der Branche die Technologieführer!"

Schwierige Marktbedingungen

Ohne Rückschläge ist auch die Regenwasserbranche nicht durch die Wirtschaftskrise gekommen. Der Bestand an Zisternen stieg in den vergangenen fünf Jahren von 1,5 auf 1,8 Millionen Stück und damit langsamer als von der Branche erwartet. Der Verkauf von Neuanlagen pro Jahr an private Bauherren ging von 70.000 bis 80.000 in 2004 auf 60.000 bis 65.000 Stück im vergangenen Jahr zurück. Dieser Rückgang steht in einem direkten Zusammenhang mit der Abschaffung der staatlichen Eigenheimzulage und dem damit verbundenen Einbruch der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser. Dagegen nahm der Absatz von Großanlagen deutlich zu. Immer mehr Industrieunternehmen und die öffentliche Hand (Städte und Gemeinden) investieren in Anlagen zur Regenwassernutzung. Als neues Einsatzgebiet entdeckten Industrie und Gewerbe Regenwasser für Kühlung im Produktionsprozess.

Neubaugebiete im Trend

Die Nachfrage nach Zisternen steigt wieder an. Ein Wachstumspotenzial von bis zu zehn Prozent scheint nicht unmöglich. Das bestätigen die Ergebnisse der aktuellen Studie der Mall GmbH, die eine solche Untersuchung schon 2004 durchführte. Der Umsatz der rund 200 Anbieter von Anlagen für "Wasser-Recycling" in Deutschland hat sich im Vorjahr auf fast eine halbe Milliarde Euro erhöht. Nach einer kleinen Absatzdelle in den vergangenen Jahren verbessern sich derzeit wieder die Marktlage und die Rahmenbedingungen für die Regenwasserbewirtschaftung. Sogar die öffentliche Hand erhöhe ihre Investitionen, so Markus Böll, Vertriebs- und Marketingleiter der Mall GmbH, "Regenwasserspeicher werden im Zuge der Erschließung von Neubaugebieten zunehmend eingebaut."

1,8 Millionen Regenspeicher installiert

Laut der Mall-Studie entstehen sehr viele Neubaugebiete mit der Vorschrift, Regenspeicher im Garten oder Regenauffangsysteme im öffentlichen Verkehrsraum zu realisieren. Schon jeder dritte Bauherr verwirklicht eine Regenwasseranlage in seinem Ein- oder Zweifamilienhaus. Insgesamt sammeln schon mehr als 1,8 Millionen Bürger und Betriebe Regen in Zisternen aus Beton oder Kunststoff, um damit den Garten zu bewässern, die Toilette zu spülen oder den Fuhrpark zu waschen. Auf diese Weise konnten 2009 bundesweit 110 Millionen Kubikmeter an wertvollem Trinkwasser eingespart werden. "Viele Anlagen amortisieren sich schon in acht bis zehn Jahren", versichert Klaus W. König, "da jeder Regenwassernutzer die gesplittete Abwassergebühr in Anspruch nehmen darf und zusätzlich deutlich weniger Trinkwassergebühren aufbringen muss." Die Wasserrechnung für Privathaushalte und Unternehmen schrumpfte 2009 aufgrund der Einsparungen um 480 Millionen Euro. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt in Deutschland bei 123 Litern täglich.

Gutes Beispiel Falkensee

Zu diesem hohen Einsparpotenzial tragen in nennenswertem Maße auch Nachrüstungen bei. Jeder dritte neue Regenspeicher (40 %) wird in Altbauten installiert. Beispiel Falkensee: Die Stadt in Brandenburg ließ im Lise-Meitner-Gymnasium (1.000 Schüler) ein Betriebswassernetz installieren und eine Regenspeicheranlage einbauen. Die Dachflächen aller Gebäudeteile wurden an eine zentrale unterirdische Zisterne angeschlossen. Seither wird die WC-Spülung von der Regenwasser-Zentrale automatisch gesteuert. Sollte der Regenwasservorrat im unterirdischen Speicher ganz aufgefüllt sein und dennoch weiterhin Niederschlagswasser anfallen, so wird der Speicherüberlauf in einen Regenwasserteich abgeleitet. Dort verdunstet ein Teil, der Rest versickert. Der Teich wurde als Landschaftselement biotopartig angelegt.

Europa holt auf

Deutschland ist mit 60.000 bis 65.000 neuen Regenspeichern pro Jahr absoluter Marktführer in Europa. Nur langsam holen die Nachbarn auf. Frankreich bringt es auf rund 20.000 neue Anlagen in 2009 ("Tendenz in 2010 steigend"), Großbritannien auf 6.000 Zisternen ("Tendenz stark ansteigend"), die Schweiz auf knapp 1.000 Zisternen und Österreich auf etwa 2.500 Zisternen (beide mit "Tendenz leicht steigend"). Marktzahlen aus weiteren Ländern wurden nicht erhoben; die vorliegenden Zahlen beziehen sich auf Ein- und Zweifamilienhäuser mit Garten- und Haustechnik. Bei der Zukunftsplanung der Regenwasserbranche kommt den Unternehmen unverhofft die EU-Kommission in Brüssel zu Hilfe: Die Europäische Union setzt auf Wasserschutz im Allgemeinen und auf aktive Regenbewirtschaftung im Besonderen.

Zusätzliche Marktimpulse

Wie Markus Böll berichtet, entwirft die EU derzeit den Erlass einer mehrteiligen Wasserrichtlinie. Sie ebne damit den Weg für die Einführung eines Wasserausweises für Gebäude. "Das bringt zusätzliche Marktimpulse", prognostiziert der fbr-Vizepräsident Klaus W. König. Er hofft auf die Einführung der Richtlinie zur Wassereffizienz von Häusern, mit der nach dem Vorbild des Energiepasses die Einführung eines Wasserausweises für Gebäude verbunden sein könnte. Der amtlich anerkannte Regenwasserexperte vom Bodensee warnt jedoch vor Euphorie: Es sei derzeit noch völlig unklar, wie die Vorgaben aus Brüssel genau aussehen werden.

"Die Umsetzung der geplanten Richtlinien werden sowieso die einzelnen Länder vornehmen müssen", betont König. In diesem Zusammenhang fordert er eine staatliche Verpflichtung für Neubauten, ein zweites Leitungssystem einzubauen. Seiner Meinung nach muss sich Europa zu einem Wasser-Recycling bei Regen- und Grauwasser durchringen, um nennenswerte Einsparungen bei der Ressource Wasser zu erzielen.

 

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