Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Erneut diskutierten rund 250 Fachleute am 10. Februar 2017 in Hamburg über die Neuigkeiten in der Baumpflege und wie man den Fachkräftemangel in unserer Branche beheben und „gesunde“ Gärten planen kann.

Rund 250 Experten und Interessierte aus Planung, Behörde, „Grüner Branche“, und Politik waren der Einladung zur GaLaBau-Fachtagung in Hamburg gefolgt.

Vorsitzender Thomas Schmale überreicht dem Senator als Dankeschön den obligatorischen GaLaBau-Regenschirm.

Die Referenten der GaLaBau-Fachtagung 2017 in Hamburg: Prof. Dr. Ulrich Breilmann, Herrn Prof. Dr. Dirk Dujesiefken, Frau Nora Johanna Huxmann und der Vorsitzende des FGL-HH Thomas Schmale(Von links nach rechts) Fotos: FGL HH

Am 10. Februar 2017 kamen rund 250 Experten und Verantwortliche aus Stadtplanung, „Grüner Branche“, Politik und GaLaBau in der Handwerkskammer Hamburg zusammen, um sich über Neues aus der Landschaftsgärtnerbranche zu informieren.

Der Fachverband Garten, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg e.V. (FGL HH) veran-staltete zum 35. Mal die GaLaBau-Fachtagung. Die Hauptthemen waren die Baumpflege, der Fachkräftemangel und gesunde Freiräume.

Hier wurde die neu strukturierte ZTV-Baumpflege mit seinen fachlichen Veränderungen mit dem Leiter des AK, Herrn Prof. Dr. Dirk Dujesiefken diskutiert.

Wie man gute Azubis und Mitarbeiter findet und diese dann möglichst lange im Betrieb hält, versuchte Pro. Dr. Ulrich Breilmann aufzuzeigen.

Abschließend berichtete Frau Nora Johanna Huxmann, wie sich die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung zu therapeutischen Grün in der Planung umsetzen lassen.

In seiner Einleitung berichtete Herr Thomas Schmale, dass durch neue Investitionen mit der grünen Achse Horner Geest, dem Lohsepark in der Hafen City und der geplanten Begrünung des Bunkers am Heiligengeistfeld für die Stadt Hamburg gute Investitionen getätigt werden. Aber auch kleinere Grünanlagen in allen sieben Bezirksämtern könnten sichtbare Verbesserungen in Nutzungsqualität, Substanzerhaltung und Erscheinungsbild verkraften. Die kleine Umfrage, die der Fachverband auf seinem Pop Up Park im Sommer letzten Jahre durchführte, hat gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Bürger die Grünflächen mindestens 1 x wöchentlich nutzen. Entspannung, Erholung Ruhe und Natur sind die wichtigsten Gründe für einen kleinen Spaziergang durchs Hamburgs Grün.

Sauberkeit des Parks mit sauberen Sitzgelegenheiten und Toiletten sowie Mülleimern ist vielen sehr wichtig. Dabei dürfen Teile eines Park ruhig naturbelassen sein. Herr Schmale merkte an, dass somit ein guter Pflegezustand für die Akzeptanz bei den Bürgern entscheidend ist.

Hier ist zwar der Pflegecent in Hamburg ein Weg in die richtige Richtung, aber wann und wo das Geld ankommt, ist vielen noch nicht bekannt.

Auch darf der „boomende“ Wohnungsbau nicht zu Lasten von Hamburgs Grünflächen gehen. Eine innerstädtische Verdichtung muss nach Meinung von Herrn Schmale eine Intensivierung und Qualifizierung der Freiräume beinhalten.

Wenn die Stadt Hamburg Stadtverdichtung anstrebt, dann muss dies vor allem mit einer Qualitätsintensivierung auf den Grünflächen verbunden sein. Dies bedeutet für die Stadt mehr Geld für Grün in die Hand zu nehmen. Das Sonderbudget beim 100 jährigem Stadtpark und Volkspark hätte dies gezeigt. Aber alle 100 Jahre ist zu wenig!

In seinen Grußworten ging Herr Jens Kerstan auf die von Herrn Schmale geschilderten „grünen“ Handlungsempfehlungen und „grünen“ Probleme ein. Natürlich lässt die Schuldenbremse der Stadt Hamburg nur wenig Spielraum, aber inzwischen wurde in den letzten Wochen der neue Doppelhaushalt verabschiedet. Hamburg und die Behörden sind sich im Klaren, dass Grün nicht nur nett und „Nice to have“ ist, sondern das der ganze öffentliche Raum betroffen ist und gepflegt werden muss. Der Natur-Cent soll zu 2/3 in Parks und öffentliches Grün gehen und 1/3 kommt dem Naturschutz zu Gute. Auch hat Hamburg eine 1 Million zusätzlich für die Baumpflege zur Verfügung gestellt.

Für die neue grüne Achse „Horner Geest“ und den Friedhof Ohlsdorf wurden sehr viele externe Mittel eingeworben und in diesem Jahr wird auch der Startschuss für den neuen Eingang des Planten un Bloomen-Parks fallen. Hier wird die große Massailler Straße zugunsten von Grün zurückgebaut.

Der Senator verkündet den neuen Slogan „Hamburg gepflegt und grün“. Hiermit wird in Hamburg eine Initiative bzgl. Sauberkeit gestartet, die über die neue Straßen- und Reinigungsabgabe der Bürger finanziert wird. Mit einer schnellen Profitruppe und der Vergabe für Pflege und Sauberkeit an Firmen soll eine intelligente Lösung zur modernen Parkbewirtschaftung gefunden werden, die den Bürgern dieser Stadt dient und gerecht wird.

Prof. Dr. Dirk Dujesiefken Gremienleiter des Regelwerksausschusses ZTV-Baumpflege stellte die neue Struktur und die Überarbeitungsschwerpunkte der neuen ZTV-Baumpflege vor. Bislang enthielt die alte Ausgabe noch Aspekte der Baumchirugie, die nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprachen. In der neuen Ausgabe ist nun vom fachgerechten Kroneneinkürzungs- und Kronensicherungsschnitt die Rede, die zukünftig in Baumhöhe, Volumen und Umfang genau darzulegen sind. Auch neue Themenaspekte, wie Jungbaum-schnitt und –pflege, Formschnitt, sowie Sofortmaßnahmen bei Schäden werden in der neuen Richtlinie für Baumpflege behandelt. Prof. Dujesiefken erklärte, dass der Arbeitskreis versucht hat, möglichst klare Formulierungen und Empfehlungen zu finden. Auch Fragen hinsichtlich

Binde- und Sicherungstechnik bei Bäumen (z. B. Halbstammbindung) konnten am Schluss vom „Baumfachmann“ beantwortet und fachlich eingeschätzt werden.

Mit dem besonderen Thema „Fachkräftemangel – Was kommt auf den GaLaBau zu“ von Prof. Dr. Ulrich Breilmann wollte der Fachverband auf ein Thema aufmerksam machen, was schon längst bei den Mitgliedsbetrieben angekommen ist. Mit der demografischen Entwicklung und der der guten Wirtschaftskonjunktur spitzt sich die Lage weiter zu.

Prof. Breilmann erklärte den Besucher auf was wir uns bei der neuen Y- Z Generation einzu-stellen haben. Auch muss im Zeitalter von Social Media das wichtigste Lernziel wieder das „Lernen“ werden, da dies in Schule und Freizeit zu kurz kommt.

An einem unterhaltsamen Beispiel aus München „Obststanderl DiDi“ machte er deutlich, wie heute „modernes Werbemanagement für Mitarbeiter nicht oder gerade doch auszusehen hat. In jedem Fall müssen die Betriebe aktiv werden und sich zunehmend der neuen Medien ihrer Zielgruppe bedienen, da fast nur noch diese unter den Jugendlichen genutzt werden.

Auch die möglichen Ziel- bzw. Milieugruppen für den GaLaBau wurden eingehend diskutiert und deren Affinität zur Branche besprochen.

Mit dem dritten Thema „Gesunde Freiräume planen – Ansätze therapeutischen Grüns für die Stadtplanung“ sollte die „Gesundheit und Nachhaltigkeit von Stadtgrün“ in einem anderen Blickwinkel beleuchtet werden. Erholung und Wohlbefinden sind für die konkrete Planung nur schwer erfassbar, so dass Kriterien oft praxisfern und undefiniert bleiben. Zudem ist der öffentliche Raum keiner definierten Zielgruppe zuzuschreiben und die psychischen Effekte von Grün wirken meist individuell und unterbewusst.

Diesen Fragestellungen, wie die therapeutische Anwendung von Grünräumen z. B. als Gartentherapie real bei Menschen ankommen, ist Frau Nora Johanna Huxmann in ihrer laufenden Promotion an der Uni Kassel nachgegangen und stellte erste Ergebnisse und Ansichten vor.

Durch die qualitative Auswertung diverser Interviews wurden auch unterbewusste Themen der Zielgruppen analysiert, die dann in eine für die Nutzer zugeschnittene Planung zum Wohlbefinden führen kann.

 

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