Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) hat die friderizianischen Laubengänge, Wegeführungen und Konturen des Parterres im Holländischen Garten unterhalb der Bildergalerie im Potsdamer Park Sanssouci wiederhergestellt.

Wiederhergestellt: Laubengänge im Holländischen Garten unterhalb der Bildergalerie.

Die Bildergalerie im Park Sanssouci.

Blick in den Östlichen Lustgarten im Park Sanssouci. (Fotos: SPSG/Carl Hohhrath)

Außerdem beginnt in fünf Kompartimenten rund um das Oranierrondell und das „Mohrenrondell“ die Pflanzung von 80 historischen Apfelsorten. Damit wird die hier in der Zeit Friedrichs des Großen (1712-1786) vorhandene Obstkultur wieder erlebbar.

Die Maßnahme ist Teil des Modellprojekts „Gartenperspektiven 2014-2018“, für dessen Finanzierung im Juni 2013 eine Vereinbarung zwischen der Landeshauptstadt Potsdam und der SPSG unterzeichnet wurde. Diese sieht vor, dass sich die Landeshauptstadt für den Zeitraum von fünf Jahren (bis einschließlich 2018) mit einem Betrag von 1 Million Euro pro Jahr an der Behebung des Pflegedefizits in den Potsdamer Parkanlagen beteiligt. Mit diesen Mitteln wurden 12 von insgesamt 31 benötigten Gärtnerinnen und Gärtnern eingestellt, durch die das Erscheinungsbild und der Pflegezustand vor allem im Park Sanssouci, aber auch im Park Babelsberg und im Neuen Garten deutlich verbessert werden konnten. Ein Teil der Förderung diente dem Mehrwertprojekt Östlicher Lustgarten im Park Sanssouci.

Oberbürgermeister Jann Jakobs spricht von einem Erfolg der Pflege-Vereinbarung: „Mit der Förderung von 1 Million Euro pro Jahr haben wir den Unterhaltungsaufwand im Östlichen Lustgarten des Parks Sanssouci unterstützt und gleichzeitig das kulturelle Erbe sowie den touristischen Wert der Gartenanlagen gefördert. Das steigert natürlich die Qualität des Parkerlebnisses, was uns alle sehr erfreut.“ Dr. Heinz Berg, Direktor der Generalverwaltung und Ständiger Vertreter des Generaldirektors der SPSG, bestätigt: „Der Stadt Potsdam ist für ihre Unterstützung bei der Behebung des Pflegedefizits in unseren Gartenanlagen ausdrücklich zu danken. Die gemeinsam erarbeitete Vereinbarung und die intensive Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt sind ein deutlicher Gewinn für die königlichen Gärten in Potsdam.“

Das Schöne und das Nützliche

König Friedrich der Große fertigte schon um 1745 eigene Skizzen für die Ausgestaltung des Östlichen Lustgartens bis hin zum Obeliskportal an. In diesem Parkbereich wurde seine Vorliebe für die Obstkultur besonders deutlich. Aus den Niederlanden brachte er 1756 den versierten Gärtner Joachim Ludwig Heydert (1716-1794) nach 17 Jahren zurück nach Potsdam. Dieser legte dem König in den 1760er Jahren den Holländischen Garten mit Laubengängen sowie Obstpflanzungen in Heckenkompartimenten an, die sich bis zum südlichen Parkgraben ausdehnten. Nach dem Tode Friedrichs wurden die Bereiche zum Teil verlandschaftlicht. Der Holländische Garten blieb in seinen Strukturen weitgehend erhalten, allerdings ohne die zentralen Laubengänge und die markanten Obstbäume.

Nach der Gründung der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten 1927 begannen in den Parkanlagen die Wiederherstellungsarbeiten mit dem denkmalmethodischen Ziel der Rückgewinnung des friderizianischen Erscheinungsbildes. Schrittweise wurden die ersten Maßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg fortgeführt. Nach weiteren Maßnahmen in den 1990er Jahren können die abschließenden Instandsetzungsarbeiten nun zu Ende gebracht werden.

Instandsetzungsmaßnahmen im Östlichen Lustgarten

Im ersten Bauabschnitt von 2014 bis 2015 wurden die sehr kostenintensiven Be- und Entwässerungsleitungen im Östlichen Lustgarten saniert und erweitert, was die Beständigkeit und den Unterhalt dieses Gartenstücks unterstützt. Außerdem wurde das Wegesystem rund um das Oranierrondell und das „Mohrenrondell“ erneuert und auf die ursprüngliche Fassung zurückgeführt.

Schwerpunkt im zweiten Bauabschnitt ab Ende 2015 war die Wiederherstellung der spätbarocken Strukturen im Holländischen Garten. Nach gartenarchäologischen Grabungen und Planüberlagerungen wurden das ursprüngliche Wegesystem und die friderizianischen Laubengänge (Berceaux) wiederhergestellt. Nun führen wieder beidseitig der Mittelachse symmetrische, korbbogenförmige Laubengänge auf die Freitreppe der Bildergalerie zu und rahmen das halbrunde Parterre. Die Berceaux werden durch hohe Eckpavillons und zwei runde Salons ergänzt. Die Pflanzung der angezogenen Sommerlinden entlang der Laubengänge im Herbst 2017 bildet den Abschluss der Rückgewinnung der Strukturen im Holländischen Garten.

Die Kosten der Wiederherstellungsmaßnahmen belaufen sich auf ca. 1 Million Euro.

Historische Obstsorten

Besonders charakteristisch für den Östlichen Lustgarten sind 16 von Hecken umstandene symmetrische Kompartimente, in denen bis ins 19. Jahrhundert hinein Obstbäume standen. Mit der Pflanzung der ersten 80 Apfelbäume in fünf Kompartimenten im Oktober 2017 wird die Nutzung dieses Gartenbereichs für die Obstkultur unter Friedrich dem Großen wieder nachvollziehbar. Die historischen Apfelsorten stammen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, stellen somit auch den Anfang einer in Deutschland außergewöhnlichen Sammlung im Sinne der Biodiversität dar.

Ziel ist es, nach und nach auch die anderen 11 Kompartimente mit historischen Obstsorten dieser Zeit zu bepflanzen. Dazu wurde ein auf umfangreichen Quellenrecherchen basierendes Obstkonzept mit Bepflanzungsplan entwickelt. Für den Aufbau dieser Obstsammlung wurden rund 280 Sorten aus der Zeit zwischen 1747 und 1801 ermittelt. Langfristig sollen insgesamt 382 Obstgehölze (Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen) in den Heckenquartieren Früchte tragen. Die aufwendige Fachpflege des wiederhergestellten Östlichen Lustgartens einschließlich der ersten Obstpflanzung ist sichergestellt. Doch zur vollständigen Bepflanzung der Heckenquartiere mit Obstgehölzen ist ein zusätzlicher Bedarf an Fachgärtnern notwendig.

 

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