Die Osnabrücker Sportplatztage am 12. und 13. Februar 2025 standen ganz im Zeichen moderner und umweltfreundlicher Sportanlagen für Menschen. Akteurinnen und Akteure aus Forschung und Praxis tauschten sich während der zwei Veranstaltungstage intensiv über Klimaanpassung, Nachhaltigkeit und innovative Technologien in Sportanlagenbau und -planung aus. Abgerundet wurde die Fachtagung durch das Angebot der Sponsoren, die im direkten Gespräch ihre Produkte und Dienstleistungen präsentierten.
Der Auftakt in die zwei Tage wurde von Prof. Dr. Anke Schmidt von der Rheinland-Pfälzischen TU Kaiserslautern-Landau gestaltet, die in ihrem Vortrag zur Klimaanpassung in Sportanlagen betonte, dass Maßnahmen individuell an die jeweilige Anlage angepasst werden müssen. Sie stellte einen umfassenden Maßnahmenkatalog vor, in dem auch Hinweise für einen gesunden Sportbetrieb enthalten sind, welcher beispielsweise die Wetterverhältnisse und die Auswirkungen auf die sportlich Aktiven berücksichtigt (Bereitstellung Getränke, Sonnenschutz etc.). Weiter unterstrich Prof. Schmidt, den gesamten Lebenszyklus einer Sportstätte in der Planung zu berücksichtigen, da ein Umbau Maßstäbe für eine jahrelange Nutzung setze.
Jürgen Sonneck, Leiter des Sportamts München, thematisierte in seinem Vortrag Aspekte wie Förderung und Bezuschussung, durch welche Anreize und Handlungsspielräume für Vereine geschaffen werden sollen, um aktiv an einer nachhaltigen (Um-)Gestaltung von Sportstätten und Vereinsleben mitzuwirken. Er führte zudem aus, dass sich die Vereinslandschaft verändere – weg von fußballzentrierten hin zu einer vielfältigen Sportlandschaft mit neuen Trendsportarten.
Stefan Günther, Leiter des Sport- und Bäderamtes der Bundesstadt Bonn, präsentierte in seinem Vortrag, wie Sport als Multiplikator für Nachhaltigkeit und Klimaschutz wirkt und brachte es folgendermaßen auf den Punkt: „Sport ist der Kitt der Gesellschaft.“ Aufbauend darauf führte er die Vision aus, dass Bonn eine Sportstadt für alle sein soll. Um dies zu erreichen, betonte er die Wichtigkeit interdisziplinär zusammengesetzter Teams, in der die verschiedenen Fachbereiche einer Stadt eng zusammenarbeiten. Ganz im Sinne einer Vernetzung berichtete Stefan Günther auch von der Entwicklung einer App, welche die Bonner Vereine bei einer Vernetzung untereinander unterstützen soll, um Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch zu fördern.
In der Fragerunde an Jürgen Sonneck und Stefan Günther wurde das Thema Pflege und Instandhaltung von Sportstätten aufgegriffen. Beide erläuterten, dass hierfür städtische Ressourcen eingesetzt werden, aber auch der enge Kontakt zu den Vereinen gesucht wird, um ein Teil der Maßnahmen auszulagern bei entsprechender finanzieller Honorierung. Weiter werden in beiden Städten aber auch externe Dienstleister mit Pflege- und Instandsetzungsarbeiten beauftragt. Bei einer weiteren Frage aus dem Publikum bezüglich Kunststoffrasenplätze waren sich beide Vertreter einig, dass solche Plätze essenziell sind für Städte, in denen Flächenknappheit bestehe und somit auf wenigen Sportstätten eine hohe Nutzungsfrequenz durch eine Vielzahl von Verbänden unterschiedlichster Sportarten bestehe. Kunststoffrasenplätze seien eine verlässliche Möglichkeit, den Bedarfen und der Nutzungshäufigkeit gerecht zu werden.
Prof. Dr. Lutz Thieme von der Hochschule Koblenz/RheinAhrCampus Remagen referierte zum Stand der Dinge des Schätzverfahrens zu deutschen Sportstätten. Im Rahmen des zweijährigen Projekts wurde ein Verfahren entwickelt und validiert, mithilfe dessen datenbasiert der Sanierungsbedarf sowie der Versorgungsgrad mit Sportstätten in Deutschland ermittelt werden kann. Hierfür wurden in einem Expertengremium 23 Kriterien entwickelt, innerhalb derer spezifische Daten abgefragt werden und eine Einschätzung erfolgen kann. Drei Kommunen haben dabei als Praxispartner bereitgestanden. Kommt das Verfahren zum Einsatz, erhält der Anwender eine Übersicht in Ampeldarstellung, wie der Sanierungsbedarf bzw. der Versorgungsgrad einzuschätzen ist, um auf dieser Grundlage bedarfsgerechte Planungen oder Sanierungen auf den Weg zu bringen.
Den ersten Tag abschließend berichtete Prof. Martin Thieme-Hack, Hochschullehrer an der Hochschule Osnabrück und Mitveranstalter der Osnabrücker Sportplatztage, zu Kunststoffrasen. Im Rahmen des Forschungsprojekts UKuRa – Umweltgerechter Kunststoffrasen durch verringerten Kunststoffaustrag und -verbrauch wurden Alternativen zum aktuell vorwiegend eingesetzten synthetischen Füllmaterial auf gefülltem Kunststoffrasenbelag untersucht. Mit anschaulichen Diagrammen belegte Prof. Thieme-Hack, dass Gummigranulat als Infill nicht zwingend notwendig sei, um eine zufriedenstellende Bespielbarkeit zu erreichen, was im Hinblick auf das von der EU geplante Verbot zum Verkauf und Einsatz von Mikroplastik, wie es als Granulat-Füllung in Kunstrasenplätzen zum Einsatz kommt, eine gute Nachricht sei.
Der zweite Veranstaltungstag startete mit einem Vortrag von Alexandra Rauch von der Hochschule Osnabrück, die ein Forschungsprojekt zum Thema Tretschichtprüfung auf Reitplätzen vorstellte. Mithilfe des Einsatzes verschiedener Geräte bzw. Verfahren und der gewonnen Datengrundlagen wurde ermittelt, welche Geräte/Verfahren sich insbesondere für eine Beurteilung zur Elastizität von Reitböden eignen. So wurden im Zuge des Projektes verschiedenen Geräten geprüft, beispielsweise aus dem Straßen- oder Spielplatzbau wie das HIC-Gerät (Untersuchung von Kopfverletzungen) oder der Vienne Surface Tester (Untersuchung des Beschleunigungsverlaufs). Die Untersuchungen lieferten aussagekräftige Ergebnisse, sodass es dem Projektteam möglich war, die eingesetzten Prüfgeräte hinsichtlich ihrer Eignung zur Beantwortung der Forschungsfrage einzuschätzen. So eignet sich beispielsweise ein modifiziertes dynamisches Plattendruckgerät gut für Untersuchungen zur Elastizität von Reitböden.
Die nächsten beiden Vorträge widmeten sich dem Themenschwerpunkt Rasen. So beleuchtete Prof. Dr. Wolfgang Prämaßing, Hochschullehrer für nachhaltiges Rasenmanagement an der Hochschule Osnabrück, die Herausforderungen für Sportrasen im Klimawandel. Zum Einstieg stellte er zunächst die Ökosystemleistungen von Rasenflächen – so auch Sportrasen – vor, die beispielsweise eine kühlende Wirkung haben. Weiter erläuterte Prof. Prämaßing verschiedene Anpassungsstrategien an die sich verändernden klimatischen Bedingungen, die darauf abzielen Rasenflächen auch bei steigenden Temperaturen und Dürreperioden dauerhaft zu erhalten. Dabei müsse nicht zwingend mehr Wasser zum Einsatz kommen – auf dem Markt stünden einige hitze- und trockenstressresistente Rasensorten zur Verfügung.
Dieser Hinweis lieferte die Überleitung zum Vortrag von Timo Blecher, Chief Scientific Officer bei Feldsaaten Freudenberger, der den Teilnehmenden den langwierigen Prozess der Züchtung von Rasengräsern bis hin zur Markteinführung skizzierte. So schilderte er, dass es bereits 8 bis 15 Jahre dauere, bis Zuchtstämme für neue Rasensorten aufgebaut sind. Damit sei der Prozess aber noch lange nicht abgeschlossen. Es folgen umfangreiche Testungen, auch beim Bundessortenamt, sodass es 20 bis 25 Jahre dauere, bis eine neue Rasensorte zugelassen und in den Markt eingeführt werden kann. Nichtsdestotrotz habe es die letzten Jahre einen „hervorragenden Züchtungsfortschritt“ gegeben, wie Timo Blecher betont. Daneben stellte er Produktverbesserungen vor, wie die Ummantelung von Saatgut mit lebenswichtigen und keimfördernden Substanzen, die eine deutlich effizientere Wassernutzung und eine höhere Keimgeschwindigkeit begünstigt. Hierzu zeigte er den Teilnehmenden Aufnahmen aus dem Labor, in denen der Anwuchs von ummanteltem und konventionellem Saatgut verglichen wurde.
In das Nachmittagsprogramm wurde mit dem Vortrag von Jens Möller (Stadt Gladbeck) gestartet, der den neugestalteten SportPark Mottbruch vorstellte, dessen Bau in Kürze abgeschlossen werden wird. Es wurden insgesamt 7 ha Fläche eines bestehenden Vereinsgeländes in multifunktionale Sportflächen umgewandelt. Dabei wurden durch eine Bürgerbeteiligung Trendsportarten ermittelt und bei der Planung berücksichtigt. So bietet der SportPark Mottbruch neben einem klassischen Sportplatz auch Boulbahnen, ein Pumptrack/Fahrradparcours, eine Fläche für Calistehnics und eine Beachhalle. Über eine App sei auch ein Zutritt in den Abendstunden möglich, sodass die Sportflächen möglichst attraktive Rahmenbedingungen bieten.
Auch im letzten Vortrag der Osnabrücker Sportplatztage wurde ein konkretes Beispiel vorgestellt, wenn auch in diesem Fall eine Fertigstellung noch nicht in greifbarer Nähe ist. Martin Finger, Bereichsleitung Infrastruktur und Facility Management des FC St. Pauli, stellte den Planungsstand zum neuen Trainingszentrum Kollau 2.0 für den Nachwuchsleistungs- und Profisport vor. Dabei schilderte er die Schwierigkeiten, einen geeigneten Standort zu finden und sprach damit das Thema Flächenknappheit in Städten an, welches schon die Referenten Sonneck und Günther am ersten Veranstaltungstag aufgriffen. Der Bau ist in mehreren Abschnitten geplant, sodass es sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, ehe die ersten Nutzer das neue Trainingszentrum Kollau 2.0 mit Leben füllen werden.
Mit diesem Ausblick endeten die Osnabrücker Sportplatztage 2025, die Impulse für die Zukunft des nachhaltigen Sportanlagenbaus boten, die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen unterstrichen und ein klares Zeichen für Innovation und Zusammenarbeit im Sportsektor setzen.