Die Fußball-Europameisterschaft 2008 wirft ihre Schatten voraus - europaweit werden die Stadien vorbereitet und auf die geltenden Sicherheitsbestimmungen überprüft. Vor dem Ernst-Happel-Stadion in Wien führte dies in den letzten Wochen zu umfangreichen Baumfällungen und einer entsprechend angeheizten Diskussion in der Wiener Lokalpresse. Der Umweltsprecher der Wiener ÖVP, Roman Stiftner, sprach sogar von einem Kettensägenmassaker. Doch so sehr Umweltaktivisten und Wiener Bürger sich auch für die grünen Riesen eingesetzt haben, die Bäume mussten weg.
(IdGS) Aus Sicherheitsgründen wurden insgesamt 45 ausgewachsene Platanen rund um das Wiener Ernst-Happel-Stadion gefällt. Einen Kompromiss konnte es in diesem Fall nicht geben, denn die Bäume mussten einer 20 Meter breiten Sicherheitszone weichen, die die UEFA vorschreibt. Das Ernst-Happel-Stadion wird 2008 zum Austragungsort der UEFA Fußball-Europameisterschaft. Sechs Spiele und das Finale werden dort statt finden.
Seit der Erweiterung des Stadions um einen dritten Rang, Mitte der 50er Jahre, stellte der geringe Abstand der Sportanlage zum Baumbestand ein Problem dar. Teilweise standen die Bäume nur wenige Meter von den Drehkreuzen des Eingangs entfernt. Wien nahm das sportliche Großereignis jetzt zum Anlass, die Situation zu entschärfen. Eine barrierefreie Sicherheitszone rund um das Stadion soll Einsatzkräften wie Polizei, Notarzt und Feuerwehr eine ungehinderte Zufahrt zum Stadion gewährleisten. Besonders die großen Löschfahrzeuge und Einsatzwagen mit Drehleitern benötigen den Raum, um im Notfall schnell am Einsatzort zu sein.
Die 45 Platanen, die der Sicherheit zum Opfer fallen, sind teilweise über 70 Jahre alt und messen einen Stammumfang von je etwa drei Metern. Aufgrund dieser Größe war eine Verpflanzung der Baumriesen ausgeschlossen. Anders sieht es mit den jüngeren Bäumen auf dem Gelände aus: Vier Linden und acht Platanen, die immerhin auch schon etwa 20 Jahre alt und kerngesund sind, konnten der Kettensäge entgehen und verpflanzt werden. Die zwölf Bäume wurden vor wenigen Tagen vom EuroTree Partner Jakel Grünbau am Stadion ausgegraben und am angrenzenden Stadionbad wieder eingesetzt. Von dem schnellen und fachmännischen Ablauf der Verpflanzung zeigte sich der langjährige Betriebsleiter des Stadions Walter Weiss beeindruckt: "Eine enorme Technik! Innerhalb von zwei Tagen war die Aktion abgeschlossen und die Bäume am neuen Standort verankert."
Für die gerodeten Bäume soll es in Kürze entsprechenden Ersatz geben. "Über 500 Pflanzen werden im Umkreis von 300 bis 500 Meter um das Stadion neu gepflanzt", berichtet Weiss. Für je 15 cm Stammumfang eines gerodeten Baumes schreibt das Gartenbauamt der Stadt Wien eine Ersatzpflanzung vor. So erfordern die 45 gerodeten Bäume eine Neupflanzung von 506 jungen Bäumen mit einem Stammumfang von jeweils mindestens 8-15 cm.
Bernd Zöller, Geschäftsführer der Europäischen Gesellschaft für Großbaumverpflanzung, der die Verpflanzung koordiniert hat, erläutert: "Auch mit unserem Eurotree-Mover, der größten Verpflanzmaschine der Welt, hätten wir die alten Platanen nicht verpflanzen können. Je nach Baumart und individuellem Wuchs sind aber Bäume mit einem Stammumfang von bis zu zwei Metern bzw. einem Gesamtgewicht von bis zu 30 t verpflanzbar. Am Ernst-Happel-Stadion haben wir den EuroTree 3000, die größte mobile Rundspatenmaschine, eingesetzt." Gerade, weil es immer öfter öffentlichen Protest gegen Baumfällungen gibt, nutzen mehr und mehr Kommunen und Unternehmen die Möglichkeiten der Großbaumverpflanzung.