Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Üppige Vegetation in einstmals staubtrockener Wüste, saftiges Grün zwischen endlosen Häuserzeilen. Wo bislang nichts wachsen konnte, sollen Blumen und Nutzpflanzen sprießen. Dafür haben Henrike von Besser (26) und Jennifer Elze (21) mit Grow Green die wissenschaftlich-praktische Grundlage gelegt. Das zukunftsweisende Projekt der beiden Bachelor-Studenten im Studiengang Textile and Clothing Management an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach gehört zu den Gewinnern des Innovationspreises textil + mode 2011.

Noch hat "Grow Green" Labordimensionen, zeigt jedoch bereits das immense Potential der Innovation.

Grow Green bezeichnet ein textiles Abstandsgewirk, auf dem Pflanzen unterschiedlichster Art gedeihen können. "Wir wollten diverse bereits bestehende technische Möglichkeiten verbinden und so eine neuartige Wachstumsgrundlage für Flora im urbanen wie im ländlichen Raum entwickeln", so Henrike von Besser. Ursprünglich dachten die beiden jungen Forscherinnen daran, mit ihrer Innovation etwas gegen Hunger und Not in der Dritten Welt zu tun. Jetzt stecken sie ihre Ziele jedoch weiter. Denn das aus kompostierbaren Fasern bestehende Gewirk ist unabhängig von der Beschaffenheit des natürlichen Untergrunds und kann auf jedem Boden, jedem Dach und an jeder Wand installiert werden.

Gewebematten mit Nährstoffen

So bieten sich Anwendungen in Städten mit zu wenig Grün ebenso an wie in Flüchtlingslagern oder auf ausgelaugtem wie verseuchtem Boden, der einen Anbau von Nutzpflanzen sonst unmöglich machen würde. In die gitterartig verwirkten Matten sind Polyesterfäden eingearbeitet, damit der Boden nach dem Verrotten des Gewirks stabil bleibt und den Pflanzen weiter ausreichend Halt bietet. Die notwendigen Nährstoffe sind ebenfalls im Textil eingelagert und werden mit der Zeit von den Pflanzen aufgenommen. Integriert ist sogar ein Bewässerungssystem. Eine Beschichtung verhindert ein Ablaufen des Wassers in das darunter liegende Erdreich.

Der Prototyp des neuartigen Gewirks hat derzeit zwar noch Labordimensionen, zeigt aber bereits das umfangreiche Potential und beweist, dass die Konstrutktion funktioniert. Inzwischen sind die beiden forschenden Studentinnen auf der Suche nach einem starken Industriepartner, der ihre Idee praktisch umsetzen kann. Dr. Klaus Jansen, dessen Textilforschungskuratorium die Zukunftsprojekte an den 16 deutschen Textilforschungsinstituten koordiniert, ist sehr angetan: "Die deutsche Textilforschung ist mit über 1.100 Wissenschaftlern und Forschern gut aufgestellt, zumal der kreative Nachwuchs oft schon während des Studiums von unseren Instituten mit praxisbezogenen Themen herausgefordert wird."

 

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