Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Das Jahr geht zu Ende und für die Bayerische Gartenakademie ist es Zeit auf ein ungewöhnliches Gartenjahr zurück zu blicken. In diesem Jahr setzte das Wetter unseren Gartenfreuden deutliche Grenzen. Der letzte Winter und besonders das Frühjahr wirkten sich nachhaltig auf die Gartenvegetation aus.

Winter Weihnachten im Schnee - so bleibt der Dezember 2010 in Erinnerung. Er war der kälteste Dezember seit 1969 und vor allem in Nordbayern so schneereich, dass sich auch die älteren Mitbürger nicht an solche Schneerekorde erinnern konnten. Die Schneemassen begruben alle Pflanzen unter sich.

Der Schnee schützte zwar die Vegetation vor frostigen Temperaturen, doch Buchs, Koniferen, kleinere Hecken und Rosen brachen mancherorts unter den Schneemassen zusammen. Vom Schnee profitierten die Mäuse. Unter der Schneedecke waren sie vor ihren Feinden geschützt und konnten unbemerkt an Rosen, Clematis und anderen Gehölzen knabbern.

Nach den schneereichen Weihnachtsferien setzte Tauwetter ein. In Nordbayern kam noch ausgiebiger Regen hinzu, so dass in Franken und an der Donau Äcker und Gärten im Hochwasser untergingen. Die Böden der überschwemmten Gärten konnten im trockenen Frühjahr wieder gut abtrocknen. Die Temperaturen im Februar waren im Durchschnitt. Nur ein paar warme Tage über 10 °C lockten schon recht bald die Haselblüte hervor. Die Südbayern konnten schon so frühzeitig die vielen Sonnenstunden genießen. Im ansonsten regenreichen Süden gab es nur ein Drittel der üblichen Niederschläge.

Frühling

Zu wenig Regen weit und breit - so sah es auch im März aus. Aufgrund der Trockenheit und fehlender saftiger Vegetation drohte sogar Waldbrandgefahr. Obwohl tagsüber die Temperaturen schon ganz angenehm waren, wurde das Pflanzenwachstum durch kühle Nächte gebremst. Besonders gefährdet waren Gehölze, die auf durchlässigen Böden standen, im Herbst nicht mehr einwurzelten und nicht gewässert werden konnten.

Trotz Trockenheit genossen wir den März, denn er war der sonnigste seit 1953. Schon das erste Aprilwochenende schob die Vegetation kräftig an. So blieb der April - warm, sonnig und trocken. In Würzburg und anderen Regionen Nordbayerns regnete es nur ein Drittel der üblichen Menge. Südbayern kam etwas besser weg. Dort gab es in begünstigten Regionen die Hälfte der üblichen Niederschlagsmenge. Nur am Ende des Monats gab es einige Gewitter, doch nicht jede Region profitierte davon.

Durchschnittlich war es 4 °C wärmer. Das sollte sich rächen. Die Blüte der Frühjahrsblüher kam schnell und war zu kurz. Rebstöcke trieben stark aus und Obstbäume blühten 14 Tage früher als sonst. Ostern, Ende April, war geradezu sommerlich. Die Medien frohlockten. Alle freuten sich über das Mittelmeerklima im ansonsten so tristen Deutschland. Doch schon einige Tage später kam es anders. In den Nächten vom 4. - 5. Mai sanken die Temperaturen bis zu minus 8 °C. Der ungewöhnliche Wachstumsvorsprung von zwei Wochen war mit einem Schlag zunichte gemacht. Der Nachtfrost brachte den weichen frischen Trieben den schnellen Tod. Blüten und Fruchtansätze der Obstgehölze erfroren. Die Kirschen- und Zwetschgenernte viel besonders in Mittelfranken fast ganz aus. Einige Winzer hatten je nach Lage Totalausfälle bei ihren Reben. Viele Traubenstöcke trieben zwar wieder aus, doch die verspätete Blüte konnte bis zum Herbst nur zum Teil (es gab Nachlesen) ausreifen. Erdbeerbauern traf es ebenso hart. Die Erdbeerblüten waren nach dem Frost schwarz und brachten keine Früchte mehr hervor.

Die Frostnächte schädigten auch Walnussbäume. In nur wenigen Regionen gab es im Herbst eine gute Nussernte. Vom Frost waren viele Ziergehölze, wie Ahorn, Tulpenbaum oder Magnolien stark betroffen. Sie trieben jedoch wieder gut durch und der Schaden war nach einigen Wochen fast vergessen. An Spätfrosttagen zeigt sich die Bedeutung der Beschaffenheit der Landschaft. An Standorten in Senken und windoffenen Lagen sank die Temperatur besonders tief. Auf Hügeln und in Siedlungen war der Schaden nicht ganz so groß. Trotz der Frostnächte war der Mai insgesamt um 2 °C wärmer als im Durchschnitt.

Während nach der Frostnacht ein Großteil der Obsternte verloren war, konnten die geschädigten Triebe der Ziergehölze wieder aus schlafenden Augen austreiben. Allerdings bremste die anhaltende Trockenheit den Austrieb und das Treibwachstum von Stauden und Gehölze. An der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes im Landkreis Coburg regnete es den ganzen Monat nur 3,6 l. in Bamberg fast 80 % weniger als normal. Südbayern konnte sich hingegen von den Frostnächten schneller erholen. Hier regnete es in manchen Regionen etwa 30 % mehr.

Und wieder Rekorde: Seit 1948 gab es kein Frühjahr, das so warm war und so viele Sonnenstunden hatte wie 2011. Seit dem Hungerjahr 1946 war kein Frühjahr so trocken.

Ungewöhnlich war das frühe Auftreten von Echtem Mehltau. Zwar bot das trocken-warme Wetter im April für viele Pilzerkrankung keine guten Bedingungen, doch Echter Mehltau ist eben ein Schönwetterpilz. Gewinner des sommerlichen Frühlingsklima waren die Blattläuse, die schon frühzeitig zartes Blattwerk vorfanden. Vom Blattlausboom profitierten wiederum viele gefräßige Nützlinge, wie die Marienkäfer. Bis zum Sommer waren daraufhin die Läuse verschwunden.

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