Das Kleine Blasenmützenmoos Physcomitrella patens rückt als Modellorganismus spätestens seit der Entschlüsselung seines Genoms zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Arbeitsgruppen auf der ganzen Welt.
Um eine zentrale Anlaufstelle zu bieten, wurde im letzten Jahr vom Freiburger Biologen Prof. Dr. Ralf Reski das International Moss Stock Center (IMSC) an der Universität Freiburg eingerichtet. Dort werden Moose eingefroren, gelagert und zentral verwaltet. Ein System von Registriernummern gewährleistet eine zuverlässige Identifizierung der einzelnen Proben. Finanziert wird das IMSC von Reskis Lehrstuhl für Pflanzenbiotechnologie sowie vom Exzellenzcluster BIOSS.
Dass die Moosproben selbst nach Jahrzehnten der Lagerung im Kälteschlaf wieder zum Leben erweckt werden können, ist nicht zuletzt der Forschung am Lehrstuhl für Pflanzenbiotechnologie zu verdanken. Für eine Kooperation mit dem damaligen industriellen Partner BASF wurde das Verfahren bereits vor mehr als zehn Jahren von den Freiburger Forschern entwickelt und seitdem weiter perfektioniert.
Die Biobank des IMSC steht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern frei zur Verfügung, um Material- und Informationsaustausch für die Grundlagenforschung zu erleichtern.
Aber auch Unternehmen können den Dienst der Experten in Anspruch nehmen. In diesen Fällen werden die eingereichten Proben vertraulich behandelt.
Das Heilbronner Biotechnologieunternehmen Greenovation Biotech GmbH hat Interesse an diesem Service bekundet und einen Vertrag mit dem IMSC geschlossen. Greenovation produziert Biopharmazeutika, wie zum Beispiel humane Antikörper, im Moosbioreaktor. Durch den nun unterzeichneten Vertrag kann das Unternehmen wirtschaftlich bedeutende Produktionslinien als so genannte Master Cell Banks (MCBs) in der Freiburger Biobank verwahren. "Dieser Vertrag belegt den hohen Standard, den wir am IMSC etabliert haben. Bei der kommerziellen Produktion von Proteinen gibt es kaum etwas Wertvolleres als MCBs", sagt Reski.