Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Dass es mehr Leben im Boden als auf dem Boden gibt, erlebten 90 faszinierte Teilnehmer einen Tag vor dem internationalen Tag des Bodens, am 04.12.2015. Im internationalen Jahr des Bodens hatten die Bayerische Gartenakademie an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. in Berlin und gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft den Tag des Bodens zum Thema: „Die Biologie des Bodens verstehen und fördern“ veranstaltet.

Tag des Bodens

Tonnenweise Bodenlebewesen

Mit der These „Der Boden ist ein Teil der Biosphäre und zum Leben genauso wichtig wie die Luft zum Atmen“ eröffneten Karl Zwermann, Präsident der Deutsche Gartenbau Gesellschaft 1822 e. V., Wolfram Vaitl, Präsident des Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege und Dr. Andreas Becker, Leiter der Bayerischen Gartenakademie den Tag. Eingeladen waren Freizeitgärtner aus der gesamten Bundesrepublik. Mit einem Vergleich verdeutlichte Dr. Hans-Jürgen Reents von der TU München Umfang und Bedeutung des Bodenlebens: Leben auf einem Hektar Fläche etwa zwei Kühe, dann leben im Boden der gleichen, Fläche Bodenlebewesen, die insgesamt dem Gewicht von fünf Kühen entsprechen. Sie versorgen den Pflanzenstandort, dienen als Nährstoffreservoir und Wasserfilter.

Regenwürmer und Pilze

Die Bedeutung des Regenwurms, dessen Röhren als Kanal für Luft und Wurzelwachstum dienen, stellte Roswitha Walter von der Landesanstalt für Landwirtschaft vor. Für eine noch feinere Erschließung des Wurzelraumes sorgen die Vergesellschaftung, die sogenannte Symbiose, von Pflanzenwurzel und Pilzen, erläutere Josef Valentin Herrmann, Leiter des Fachzentrums Analytik an der LWG. Dabei gibt die Wurzel den Pilzen Kohlenhydrate, während die Pilze den Pflanzenwurzeln Nährstoffe geben. Dieter Lohr von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sprach über biologisch aktive, gärtnerische Substrate. So unterdrücke ein aktives Bodenleben pflanzenschädliche Pilze und Bakterien, sorge für mehr Nützlinge, fördere die Nährstoffaufnahme und damit die Pflanzengesundheit.

Fünf praktische Stationen

Fünf Mitmach-Stationen boten praktische Einblicke. So konnte man bei der Spatendiagnose sehen, ob Boden locker oder fest, krümelig, verdichtet oder von Regenwürmern besiedelt ist oder unter Staunässe und schlechtem Wurzelwachstum leidet.

Bodenprofil am Veitshöchheimer Wölflein

An einem offenen Bodenprofil am Standort Veitshöchheimer Wölflein waren Bodenschichten und der Boden-Aufbau zu sehen. Hier ist das Ausgangsgestein Muschelkalk. Deutlich setzt sich der humose, braune Oberboden vom grauen bis gelben Unterboden ab. Der hohe Kalk-Gehalt sorgt für eine lockere Krümelstruktur, die Fähigkeit viel Wasser zu speichern und einen günstigen Lebensraum.

Torffreie Erden häufiger gießen und kontrollieren

Mit Blick auf die Schonung natürlicher Ressourcen waren auch Torffreie Erden ein Thema. Viele Freizeitgärtner möchten auf den seltenen und kostbaren Rohstoff verzichten, der durch Holzfasern, Kokosstaub, Grünschnitt-Kompost und Rindenhumus ersetzt wird. Allerdings muss man bei torffreien gärtnerischen Substraten öfter Gießen und die Nährstoffversorgung häufiger kontrollieren.

Praxisbeispiele von der Gartenakademie

Marianne Scheu-Helgert von der Bayerischen Gartenakademie rundete den informationsreichen Tag mit praktischen Anwendungsbeispielen ab. So eignet sich etwa Rasenschnitt als hervorragender organischer Dünger. Teilweise nicht oder spätes umgraben erst im Dezember fördere das Bodenleben und schone die Regenwürmer, die dann in tieferen Schichten sind und durch das Graben nicht gestört werden. Eine Mulchabdeckung sorgt für Beschattung, feuchten Boden und ein besonders hohes Bodenleben darunter. Robuste Arten und Sorten bei Gemüse sowie Zierpflanzen verhindern den Einsatz von Pflanzenschutzmittel. Ebenso ist zu einer dichten Fruchtfolge im Gemüsebeet zu raten. Ihr Fazit: Der Boden sollte immer bedeckt sein und es sollte immer viel Pflanzenmasse wachsen, dann ist auch das Bodenleben sehr aktiv.

Von den Teilnehmern gab es viel Lob für die hohe Informationsdichte und den perfekt organisierten Tagesablauf. Karl Zwermann von der Deutschen Gartenbaugesellschaft bat Dr. Becker von der Bayerischen Gartenakademie, im nächsten Jahr wieder ein gemeinsames Seminar durchzuführen und die Bedeutung des Bodens aus weiteren Blickwinkeln zu beleuchten

 

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