Somit wurde sowohl das Bedürfnis nach einem umweltfreundlichen, unversiegelten Wegeaufbau erfüllt, der den Wurzeln der angrenzenden Bäume genügend Luft und Wasser lässt, als auch der Anspruch an eine ganzjährig gut befahrbare Wegedecke, die flexibel bleibt und somit hilft, Risse oder Wurzelaufbrüche zu vermeiden.
Doch was leistet eine solche “Naturbauweise”, die ohne starre Bindung auskommt, nach längerer intensiver Nutzung wirklich noch in Hinblick auf Offenporigkeit und Wasserdurchlässigkeit? Dieser Frage wollte man im April 2025 nach sechsjähriger Liegezeit des Weges gemeinsam nachgehen.
Untersuchung nach 6 Jahren Liegezeit
Im Rahmen eines Ortstermins kamen am 2. April 2025 in Rumohr sowohl Baustoffprüfer vom LBV.SH, Mitarbeiter von HanseGrand als auch externe Baustoffprüfer der asphalt-labor Arno J. Hinrichsen GmbH & Co. KG aus Wahlstedt zusammen, um gemeinsam verschiedene Untersuchungsmethoden auszuführen.
Das untersuchte Teilstück ist rund 600 Meter lang und weist ein regelkonformes Quergefälle von etwa 3 bis 3,5 Prozent auf. Der Aufbau ist dreilagig und besteht aus einer Hartstein- Schottertragschicht STS 0/32, Dynamischer Schicht 0/16 mm (ca. 6 cm dick) und Deckschicht 0/8 mm (ca. 4 cm dick). Die bisherige Pflege des Weges wurde nach Kenntnis der Teilnehmer mit verhältnismäßig geringem Aufwand, z. B. im Rahmen der Laubbeseitigung im Herbst, betrieben.
Die optische Prüfung der Radwegoberfläche ergab zunächst nichts zu beanstanden. Es waren keine Wurzelhebungen erkennbar, die Oberfläche war ebenflächig und feinkörnig. Lediglich an den Wegrändern gab es vereinzelt geringe Entmischungen, dort wo aufgrund “hochgewachsener” Grasnarben im Bankettbereich das Oberflächenwasser nicht ungestört ablaufen konnte.
Prüfverfahren und Ergebnisse
Für die Untersuchung der hydraulischen Durchlässigkeit wurden durch die Baustoffprüfer des LBV.SH zunächst schichtweise Proben der Deckschicht und der Dynamischen Schicht entnommen. Unter Nutzung eines Densitometers vor Ort wurde anschließend im Labor die Dichte der eingebauten Baustoffe ermittelt und im Rahmen des Standrohr-Versuchs in Anlehnung an DIN 18 130-1 und DIN EN ISO 17 892-11 nachgebaut und zur Bestimmung des Durchlässigkeitsbeiwerts kf herangezogen. Zusätzlich wurde die jeweilige Korngrößenverteilung gemäß DIN EN 933-1 (Darstellung als Tabelle und Siebkurve) ermittelt.
Beide Korngrößenverteilungen weisen, auch nach sechs Jahren, eine regelkonforme und gut gestufte Kornverteilung auf. Der Feinanteil in der Deckschicht liegt mit ca. 12 M.-% im mittleren Bereich der FLL-Empfehlungen, bei der Dynamischen Schicht mit ca. 8 M.-% ebenfalls in einem annehmbaren Bereich. Dies deutet darauf hin, dass es in sechs Jahren zu keiner signifikanten Kornumlagerung ab Wegeoberkante kam.
Die ermittelte Wasserdurchlässigkeit liegt zwischen kf = 6,5 x 10-6 m/s und 7,5 x 10-6 m/s. Dies entspricht umgerechnet einer Versickerungsrate von ca. 23,4 l/m² bis 27 l/m² pro Stunde und liegt damit ca. 7-fach über dem Anforderungswert der FLL-Empfehlungen für wassergebundene Wege.
Parallel dazu ermittelte das asphalt-labor in einem Feldversuch mittels Doppelring-Infiltrometer nach TP Gestein-StB, Teil 8.3.4 den Infiltrationsbeiwert, aus dem der Durchlässigkeitsbeiwert kf rechnerisch abgeschätzt wurde. Dieser Wert lag sogar noch höher als der vorgenannte, im Labor ermittelte kf-Wert. Sachlich stellte das asphalt-labor fest: „Die Anforderung an die Wasserdurchlässigkeit gemäß FLL-Fachbericht wird an der geprüften Station erfüllt.“
Auch die Oberflächen-Scherfestigkeit des Weges wurde näherungsweise per Feldversuch bestimmt und übertraf - als unverbindlicher Schätzwert - mit über 200 kN/m2 die Mindestanforderungen um mehr als das Doppelte (Zustand der Deckschicht bei Prüfung relativ trocken).
Fazit der gemeinsam durchgeführten Aktion
Die Langzeitprüfung zeigt, dass wassergebundene (bzw. ‘natürlich gebundene’) Radwege-Decken, die mit speziell abgestimmten Baustoffgemischen sowie dem richtigen Wegeaufbau und Querprofil erstellt wurden, durchaus eine dauerhafte Wasserdurchlässigkeit und Langlebigkeit bieten können - und zwar ohne einen besonderen oder erhöhten Pflegeaufwand zu erfordern. Gleichzeitig erfüllen sie die ökologischen Funktionen einer entsiegelten Bauweise und ermöglichen benachbarten Bäumen einen möglichst wenig gestörten Lebensraum.
Schlussendlich wird durch die rein natürlichen Baustoffe auch der Ressourcenverbrauch insgesamt minimiert. Der Radweg bleibt auf einfache Weise bearbeitbar und kann, sollte der Fall eintreten, eines Tages ohne Auflagen oder Einschränkungen rückgebaut werden.


