Urwaldrelikt-Arten als Anzeiger für intakte Waldstruktur
Ein großer Teil der gefundenen Arten steht in MV oder bundesweit auf der Roten Liste; neben Wildbienen und Wespen sind das auch Alt- und Totholzkäfer. Bemerkenswert: Aus der Gruppe der Alt- und Totholzkäfer konnten bei der Zählung sogar sechs Urwaldrelikt-Arten nachgewiesen werden, wie Dr. Ingo Brunk aus dem Fachgebiet Forstliches Versuchswesen der Landesforstanstalt MV berichtet. Sie seien allerdings nicht Relikte eines Urwaldes, sondern Zeiger-Arten für ein ununterbrochenes Vorhandensein von Wald mit alten Bäumen, hohem Totholzanteil und wertvollen Waldstrukturen. Auf zwei Untersuchungsflächen wurde zudem die Art „Panzers Wespenbock“ nachgewiesen, eine sehr seltene Urwaldrelikt-Art, die in Mecklenburg-Vorpommern 100 Jahre lang als verschollen galt und erst 2006 auf Usedom wiederentdeckt worden war. Seltene Tagfalter und Nachtschmetterlinge wurden ebenso gefunden, darunter das in der Roten Liste als ausgestorben geführte Grasmotteneulchen. Zudem beobachteten die Entomologen in Güstrows Wäldern mehrfach seltene Tagfalter wie den Kleinen Eisvogel sowie den Großen und den Kleinen Schillerfalter.Insgesamt wurden mehr als 940 Käferarten, 335 Spinner-, Spanner- und Eulenfalter nachgewiesen. Außerdem wurden 233 Stechimmen-Arten gezählt, davon 107 verschiedene Wildbienen- und 126 Wespen-Arten. Stechimmen gelten als hochspezialisierte Arten in Bezug auf Pollenquelle und Nistmaterial. Sie nisten u. a. in Totholz oder offenen Bodenstellen. Das auf drei Jahre angelegte Projekt InsHabNet zielt auf das Erarbeiten und Optimieren von Schutzstrategien für Waldinsekten in fragmentierten Lebensräumen ab. Entstehen soll ein landschaftsübergreifender forstlicher Biotopverbund, der Insektenpopulationen in Wäldern, Waldinseln und offener Landschaft mit Hecken, Baum- und Blühstreifen verbindet.
Die in dem Modellvorhaben gewonnenen Erkenntnisse werden nach Projektende bundesweit Behörden, Waldbesitzenden und Bildungseinrichtungen zugänglich gemacht.