Als eine vieler nützlicher „Unordentlichkeiten“ gilt etwa sogenanntes Totholz. Entgegen der irreführenden Bezeichnung herrscht dort reges Leben. Es dient über 4.500 Tierarten als Brutstätte, Behausung, Unterschlupf und Nahrungsquelle. Etwa 1.400 heimische Käferarten sind auf Totholz angewiesen. Verschiedene Käferarten und deren Larven zählen übrigens zur Hauptnahrung von Igeln. Hier schließt sich der Kreis. Es liegt an uns zu verstehen, dass in der „Unordnung“ die Lebensgrundlage für zahlreiche Arten steckt. Wie z.B. im vermeintlich toten Holz, das auch dem Igel eine Perspektive auf eine bessere Zukunft bieten kann. Und die beginnt jetzt, in jedem unserer Gärten, durch Ihre Entscheidung für einen Naturgarten.
„Naturgartenelemente finden in jedem Garten Platz. Je nach Möglichkeit und Geschmack können diese bewusst in die Gestaltung eingebettet und so als ökologisch wertvoller (Klein-)Lebensraum wirksam werden“, so Katja Batakovic, fachliche Leiterin der Bewegung „Natur im Garten“.
Totholz für jeden Garten
Alte Bäume oder abgestorbene Gehölzteile in Hecken zählen zum stehenden Totholz. Aus Sicherheitsgründen ist die Kürzung von abgestorbenen Ästen bei Bäumen oft notwendig. Der Holzkörper eines absterbenden Baumes kann aber in vielen Fällen ganz oder als menschenhoher Stumpf belassen werden. Solche Totholzelemente können schöne, natürliche Skulpturen sein. Die Larven verschiedener Käferarten oder von Holzwespen entwickeln sich dort und hinterlassen hohle Gänge. An besonnten Stellen nutzen Wildbienen diese Gänge zum Nisten. Buntspechte finden reichlich Nahrung und können dort auch ihre Bruthöhlen zimmern. Sind sie wieder ausgezogen, dienen die Baumhöhlen Kohl- oder Blaumeisen und Kleibern, Fledermäusen, Käuzen oder Eichhörnchen als gemütliches Zuhause. Ist ein geschnittener Baum ohne Blattschmuck nicht nach Ihrem Geschmack, so kann er mit Kletterpflanzen wie Efeu, Clematis oder einer Kletterrose begrünt werden. Frei brütende Vogelarten wie die Amsel fressen die Beeren und Hagebutten und bauen ihre Nester im Schutz der Blätter. Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge oder der Admiral lieben den Nektar der Efeublüten. Mit dem voranschreitenden Abbau des Holzes entsteht „Mulm“, der z.B. als Kinderstube für den Hirschkäfer dient.
Liegendes Totholz befindet sich am oder nahe dem feuchten Erdboden und dient so wiederum anderen Arten als wichtige Lebensgrundlage. Abgestorbene oder abgesägte Äste, Zweige und Strauchschnitt können hierfür in einer ruhigen Ecke z.B. unter der Hecke zu einem Haufen aufgeschichtet werden. Dort finden Zaunkönig, Eidechsen, Blindschleichen, Amphibien wie die Erdkröte oder Laufkäfer Nahrung und Unterschlupf. Auch für den Igel gibt es reichlich Insekten und deren Larven zum Fressen. Geordneter kann dieses Element auch als sogenannte Benjeshecke angelegt werden. Hierbei wird Astwerk zwischen Pfosten geschlichtet, was zusätzlich als natürlicher Sichtschutz dient. Interessante Einzelstücke an Totholz wirken einfach ins Beet gelegt als schöner Blickfang. Liegende, gerade Stämme eignen sich zudem hervorragend als Einfassung für Beete.
Je nach Stadium und Standort ist Totholz also für ganz unterschiedliche Arten wichtig. Totholzelemente in Garten- und Grünräumen mitzudenken ist in vielerlei Hinsicht möglich. Ökologisches Gärtnern und die Gestaltung von Grünraum im Sinne der Natur sind gute Vorsätze für Neujahr, damit nicht nur der Igel eine Chance auf Zukunft hat. Machen Sie sich mithilfe der Infos unter auf den Weg zum Naturgarten, denn jeder Quadratmeter zählt (siehe 1. Link).
Veranstaltungstipps von „Natur im Garten“ für Privatgärtnerinnen und -gärtner: 2. Link
"Natur im Garten" Gartentipp: Im Totholz steckt Leben
01.12.2024
Viele Gartenfans juckt es zwischen Herbst und Frühling in den Fingern, das grüne Reich ordentlich aufzuräumen. Jüngst herrschte große Betroffenheit, dass der Braunbrustigel auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten als „potenziell gefährdet“ eingestuft wurde. Gründe dafür sind unter anderem die vernichtende Ordnungsliebe, der kurz geschorene Zierrasen und die moderne Kirschlorbeerhecke, die in ihrer Monotonie nicht nur dem Igel die Lebensgrundlage entziehen.