Auf einem Bein kann man nicht stehen, sagt bereits ein altes deutsches Sprichwort. Dies gilt gerade auch für die Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) - so die Fachgruppe Finanzierung-Rating des KMU-Beraterverbandes.
Gezeigt hat dies nicht nur die Wirtschafts- und Finanzkrise, die zum Jahresende 2010 überwunden scheint. Diejenigen Unternehmen, die Kredite nicht nur bei einem Kreditinstitut in Anspruch nehmen, haben die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise geringer gespürt. Christoph Rasche, Mitglied in der Fachgruppe Finanzierung-Rating erläutert: "Jeder Unternehmer, der nicht in die Abhängigkeit von einer Bank kommen möchte, ist gut beraten, sich frühzeitig um den Aufbau mindestens einer weiteren Bankverbindung zu kümmern. Frühzeitig deshalb, weil Kreditbeziehung Vertrauen voraussetzt."
Und dieses Vertrauen - so Rasche - müssen Unternehmen und Kreditgeber erst einmal aufbauen. In diesem Zusammenhang weist Rasche auch auf die steigenden Eigenkapitalanforderungen der Kreditinstitute durch die sog. Basel III-Richtlinie hin. Gerade die Kreditinstitute mit geringerer Eigenkapitalausstattung werden in ihren Kreditvergabespielräumen zusätzlich eingeschränkt. Jeder Unternehmer sollte daher prüfen oder prüfen lassen, ob die Kreditmöglichkeiten der eigenen Hausbanken durch Basel III begrenzt werden.
Bei der Suche nach Finanzierungsalternativen bieten sich KMU mittlerweile vielfältige Möglichkeiten, Bankkredite sinnvoll zu ergänzen. "Der Finanzierungs-Mix entscheidet zukünftig über die Stabilität der Liquiditäts- und Finanzierungs-situation" bringt Rasche die Überzeugung der KMU-Berater auf den Punkt. Während die verschiedenen Möglichkeiten des Leasing zur Investitions-finanzierung bereits häufig genutzt werden, ist Factoring als eine Methode zur Finanzierung der Kundenforderungen oft noch nicht im Blickpunkt von Mittelständlern. Zu Unrecht, meinen die KMU-Berater. Dabei sollte der Blick nicht nur auf den Kostenvergleich Zinsen Kontokorrentkredit zu Zinsen und Gebühren des Factorings gerichtet werden, sondern auch auf die Entlastung durch Auslagerung des Mahnwesens auf den Factor und die Abgabe des Risikos des Forderungsausfalls. Hinzu kommt die Chance, ggf. deutlich mehr Lieferantenskonti nutzen zu können, als ohne Factoring.
Auch Mikrokredite, die es über verschiedene Internetplattformen gibt, sind heute bei einem Kreditbedarf von bis zu € 50.000 auch für Selbstständige eine Alternative. Nicht vergessen werden sollten lt. Rasche auch die "Klassiker": die Verhandlung der Konditionen mit den Lieferanten und das Nutzen der öffentlich geförderten Kredite. Weil manche Banken und Sparkassen hier nur zurückhaltend beraten, empfehlen die KMU-Berater die Information direkt bei der KfW und den Förderbanken der Länder; diese bieten mittlerweile nicht nur ausführliche Informationen im Internet, sondern auch eine telefonische Auskunft.
Und auch die Aufnahme von Eigenkapital durch Beteiligungsgesellschaften und sog. Nachrang-Kapital von der KfW-Mittelstandsbank sollte je nach Situation mit in die Überlegungen einbezogen werden. "Auf jeden Fall ist es aus unserer Sicht falsch, solche Möglichkeiten von vorne herein auszuschließen - denn der Mix macht’s" gibt Rasche zu bedenken.
Der KMU-Berater-Verband
Der KMU-Berater-Verband ist ein überregional organisierter Verband von freien Beratern mit nachgewiesener beruflicher Qualifikation sowie herausragender fachlicher wie sozialer Kompetenz. Die gut 120 Mitglieder sind spezialisiert auf die pragmatische Beratung und Betreuung kleiner und mittlerer Unternehmen in den Branchen Handwerk, Handel Industrie und Dienstleistung. Innovativ und praxisbezogen sorgt der Verband für die Sicherung einer unabhängigen und qualifizierten Beratung. Synergieeffekte, die aus der engen Zusammenarbeit entstehen sowie zukunftsorientierte Initiativen wie z.B. die eigene KMU-Akademie, der KMU-Berater-Pool-MinD, Experten-Fachgruppen zu branchen-spezifischen Themen etc., nutzen Beratern wie deren Kunden gleichermaßen bei der konsequenten und nachhaltigen Umsetzung von Beratung in Erfolg.