Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Zum zweiten Mal wurde in Schloss Dyck der Europäische Gartenpreis in drei Kategorien vergeben. Die Gewinner sind Villa Ottolenghi in Acqui Therme (Italien), Jupiter Artland in Edinburgh (UK) und Arley Hall and Gardens in Northwich (UK). Der Europäische Gartenpreis wird durch das Europäische Gartennetzwerk EGHN verliehen. Die Preisverleihung wird von der Stiftung Schloss Dyck, dem Träger des EGHN ausgerichtet.

Europäische Gartenpreis (Foto: Stiftung Schloss Dyck)

Im historischen Festsaal von Schloss Dyck wurde am 2. September 2011 der Europäische Gartenpreis verliehen. In drei Kategorien wurden 8 Finalisten aus 5 Ländern geehrt. Am Abend versammelten sich Preisträger, Jury und zahlreiche geladene Gäste zur Eröffnung der verzaubernden "illumina" im Park von Schloss Dyck auf der Terrasse vor der Orangerie.

In der Kategorie "Beste Weiterentwicklung eines historischen Gartens" erhielt Villa Ottolenghi, Acqui Therme (Italien) den ersten Preis. Im Finale dieser Kategorie standen außerdem Orpheus at Boughton, Kettering (UK) und Jardins du Château de la Bourdaisière, Tours (F). Der Garten der Villa Ottolenghi trägt die Handschrift von Pietro Porcinai. Sein Meisterstück besteht aus einem formalen Garten, der die Architektur der Villa und der Natur verknüpft. Im Jahr 2006 wurde Villa Ottolenghi an einen Weinhändler verkauft, der den Garten restaurieren ließ. So wurde die Anlage zum Aushängeschild des Unternehmens. Die Jury begründet ihre Entscheidung mit der Wiederentdeckung eines in Vergessenheit geratenen Gartens, der als einer der wichtigsten Gärten von Pietro Porcinai gilt. Außerdem wurden als Gründe, die gelungenen Verknüpfung zwischen dem künstlerischen Garten und der Weinkultur, sowie die ausgezeichnete Restaurierung eines relativ modernen Gartens angeführt.

In der zweiten Kategorie "Bester Zeitgenössischer Garten" überzeugte Jupiter Artland, Bonnington House in Edinburgh (UK) die Jury. Der Skulpturengarten wurde stark durch Ian Hamilton Finlay´s Little Sparta, nur rund 30 Meilen entfernt gelegen, beeinflusst und zeichnet sich dadurch aus, dass jedes Kunstwerk mit seinem Standort eine besondere Verbindung eingeht. Charakteristisch für den Garten ist die Kunst in der Landschaft. Darüber hinaus ist es ein Garten zum Entdecken. Die Anlage wird ständig weiter entwickelt, was ihr eine besondere Dynamik verleiht. Besucher können immer etwas Neues entdecken. Im Finale dieser Kategorie standen außerdem Father Collins Park, Dublin (IE) und Die Gärten und Parks von Enköping (SE).

Der Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck wurde Arley Hall and Gardens in Northwich (UK) verliehen, der vor allem für sein großes beidseitiges Staudenbeet und die wundervolle Blickführung durch eigenwillig geschnittene Steineichen, sowie die Sammlung von über 300 Rhododendron-Arten berühmt ist. Der Garten, der seit über 250 Jahren im Familienbesitz ist, bewahrt seine Geschichte in einem sehr guten Erhaltungszustand. Der zweite Finalist war Patrick Blanc aus Frankreich, bekannt für seine vertikalen Gärten.

Der Vorsitzende der Jury, Alan Thornley, zeigte sich erfreut, dass bereits im zweiten Jahr mehr als 40 Gärten für den Gartenpreis vorgeschlagen wurden. Allerdings erschwerte dieses auch die Entscheidung für das Preisgericht. Das Ziel besteht darin, mit dem Preis nicht nur einen schönen Garten, sondern auch ein gutes Konzept und Management auszuzeichnen, um der Anlage mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die Mitarbeiter zu motivieren. Die Rückmeldungen der Preisträger des Jahres 2010 belegen, dass diese Ziele bereits erreicht werden.

Hintergrundinformationen zu den Preisträgern:

Sieger der Kategorie "Weiterentwicklung historischer Anlagen":

VILLA OTTOLENGHI, ACQUI THERME (IT) - GESTALTET VON PIETRO PORCINAI, RESTAURIERT VON MARCO DE VECCHI

Die Auszeichnung als "Beste Weiterentwicklung einer historischen Anlage" hat die Jury damit begründet, dass es sich um einen fast vergessenen Garten handelt, der zu den wichtigsten Werken des Gestalters Pietro Porcinai zählt. Hervorgehoben wird die Verknüpfung des künstlerischen Gartens mit der Kultur des Weinbaus durch den heutigen Besitzer, einen Weinhändler. Beim Bau der Villa Ottolenghi in Acqui Therme haben Architekten, Maler, Bildhauer sowie die Besitzer Graf Arturo Ottolenghi und seine Frau Herta von Wedekind zu Horst eng zusammen gearbeitet. Ihr Sohn Astolfo beauftragte nach dem Tod der Eltern Pietro Porcinai mit der Gestaltung der Außenanlagen. Im Einklang mit der Natur und der Architektur schuf er rund um die Villa einen formalen Garten. Seine Gestaltung besteht unter anderem aus einer Blauregen-Pergola, einem großen Wasserbecken und einem japanischen Garten. Rund um das Anwesen führt ein von Porcinai angelegter Weg, der immer wieder den Blick auf überraschende Details wie kleinen Eisenskulpturen und Stühle aus Marmor freigibt. Der moderne Garten wurde durch die heutigen Eigentümer, die die Villa vor fünf Jahren gekauft haben, restauriert und zum Aushängeschild ihres Betriebes.

Sieger der Kategorie "Zeitgenössischer Garten"

JUPITER ARTLAND, BONNINGTON HOUSE, EDINBURGH (UK) - VERSCHIEDENE KÜNSTLER UND DESIGNER

Die Jury hat sich einstimmig für Jupiter Artland als Sieger ausgesprochen. Dieser Skulpturengarten, auf dem 32 ha großen Anwesen von Bonnington House, hat eine ganz besondere Atmosphäre, da er nicht nur Skulpturen an sich präsentiert, sondern sie mit sehr viel Einfühlungsvermögen in der Gartenlandschaft, die aus formalen Gärten, Feldern und Wäldern besteht, platziert. Die Idee, das Umfeld des historischen Gebäudes zu einem Skulpturengarten zu gestalten, wurde durch Ian Hamilton Finlay´s Garten "Little Sparta" beeinflusst. Er liegt nur etwa 30 Meilen entfernt von Bonnington House. Es werden unter anderem Werke von Richard Irving, Anish Kapoor und Andy Goldsworthy präsentiert. Ein Hauptwerk von Jupiter Artland, Life Mounds, wurde vom Architekturhistoriker und Gartengestalter Charles Jencks auf einer 2 ha großen Fläche aus Gras bewachsenen Hügeln und bauchigen Teichen gestaltet. Die Eigentümerin Nicky Wilson und ihr Mann geben dem Garten ihre persönliche Note und sind für die Gesamtkonzeption verantwortlich. Jupiter-Artland ist kein abgeschlossenes Werk, sondern befindet sich im Wandel, so dass man immer wieder etwas Neues beim Besuch entdeckt. So bleibt der romantische Zauber des Entdeckens und der Überraschung, der auch die Jurymitglieder des Europäischen Gartenpreises erfasst hat, bewahrt. Als gemeinnützige Einrichtung unterstützt der Garten Schulen der Region beim Unterricht.

Sieger der Kategorie "Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck":

ARLEY HALL AND GARDENS, NORTHWICH (UK)

GESTALTET VON EGERTON-WARBURTON, UNTERHALTEN VON VISCOUNT MICHAEL ASHBROOK UND SEINER FRAU ZOË

Die Gärten wurden in den vergangenen 250 Jahren durch mehrere Generationen einer Familie geschaffen und bieten so eine ungewöhnliche Mischung aus historischem und traditionellem Design, das durch moderne Ideen und Ergänzungen inspiriert ist. So erhält der Garten eine großartige Atmosphäre und Vitalität. Arley ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass die besten Gärten lebendige und wandelbare Kunstwerke sind. Einer der Höhepunkte ist die zweiseitige Staudenrabatte, die eines der ältesten Exemplare dieser Art in Großbritannien ist. Eine Allee aus geschnittenen Steineichen führt das Auge aus dem Garten in die Landschaft, die zum größten Teil zu dem 7 ha großen Anwesen gehört. Die sogenannten Woodland-Gärten weisen eine große Artenvielfalt von Eichen, Magnolien und Immergrünen sowie hunderten von verschiedenen Rhododendren auf. Das Preisgericht begründet seine Entscheidung damit, dass dieser historische Garten sehr gut erhalten ist, die Geschichte bewahrt, aber gleichzeitig auch die Zukunft im Blick hat. Darüber hinaus beinhaltet der Garten, auf dessen Gelände sich auch ein Restaurant, ein Laden und ein Pflanzenverkauf befinden, all das, was für Gartenliebhaber und Touristen den typisch englischen Garten ausmacht.

Hintergrundinformationen zum Preis und zur Jury:

Der Europäische Gartenpreis bewertet nicht nur spektakuläre Gartenkunst oder die am besten gepflegten Staudenrabatten. Entsprechend den Zielen des Europäischen Gartennetzwerkes EGHN und dessen Kompetenzen soll der Preis besondere und außergewöhnliche Anlagen oder Konzepte würdigen.

Für die einzelnen Nominierungen durch die Jurymitglieder waren innovative Konzepte bei der Realisierung und beim Management, städtebauliche Aspekte, Fragen der Nachhaltigkeit, besondere Angebote für Besucher oder bürgerschaftliches Engagement ebenso wichtig wie hohe Qualität bei der Neuanlage oder Wiederherstellung eines Parks oder Gartens.

Die Nominierten und vor allem die Finalisten und Gewinner sollen Inspiration oder auch Modell für andere Projekte sein.

Jurymitglieder waren:

  • Alan Thornley (Vorsitzender des EGHN Advisory Board, Chester)
  • Roswitha Arnold (Landschaftsverband Rheinland, Köln)
  • Mariachiara Pozzana (Gartenarchitektin, Florenz)
  • Gunnar Ericson (Gartenamtsleiter, Malmö)
  • Stephan Lenzen (Landschaftsarchitekt, Köln)
  • Ed Bennis (Manchester Metropolitan University)
  • Hans-Dieter Collinet (ehemaliger LMR des Städtebauministeriums NRW, Aachen)
 

 Links zu diesem Thema:

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Stiftung Schloss Dyck

Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur
41363 Jüchen
Deutschland

Tel.: (02182) 824-0
Fax: (02182) 824-110

Email:
Web: http://www.stiftung-schloss-dyck.de/

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