Die Forschungsbegleitende Arbeitsgruppe (FAG) im Verbundprojekt Zukunftsstrategie Gartenbau des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) versammelte sich am 20. und 21. September am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V. (IGZ) in Großbeeren.
Das Gremium, bestehend aus den Präsidenten aller wichtigen berufsständischen Verbände, Vertretern von Bund und Ländern und Wissenschaftlern, reflektierte und diskutierte die Ergebnisse des vorangegangenen Technologie-Workshops. Weitere wichtige Gesprächsthemen waren die Planung der weiteren Projektaktivitäten und die Eröffnung des Online-Portals "zukunftsstrategiegartenbau.hortigate.de".
Während des Technologie-Workshops, am 20. und 21. Juni, entwickelte ein Expertenkreis ein Zukunftsbild zum technologischen Fortschritt im deutschen Gartenbau. Zu den Beteiligten zählten Unternehmer aus dem Gartenbau und der Zulieferindustrie, Wissenschaftler aus dem Forschungs- und Entwicklungsbereich und Teilnehmer von Verbänden sowie der Agrarverwaltung.
Die Themenschwerpunkte lagen auf Züchtung, Energie, Automatisierung, Pflanzenschutz und Lebensmittel- und Prozesstechnologie. Die Ergebnisse können im Internet eingesehen und diskutiert werden.
Das FAG-Treffen stand unter der zentralen Leitfrage: "Welche strategischen Ansatzpunkte liefern diese Ergebnisse, sind sie richtig, wichtig oder zu ergänzen?"
Die FAG stimmte den Ergebnissen des Technologie-Workshops im Wesentlichen zu. Nicht alle Herausforderungen lassen sich durch den Einsatz von Technik lösen, aber viele. Die FAG mahnte, dass das Zusammenwachsen der Akteure in der Wertschöpfungskette keinen Automatismus darstelle, sondern viel eher die aktive Zusammenarbeit der einzelnen Partner erfordere. Die stärkere Einbeziehung der Bedürfnisse des Verbrauchers in die Wertschöpfungskette bleibe eine zentrale Aufgabe aller Beteiligten.
Speziell wurden die folgenden Themen bewertet und ergänzt:
Im Bereich der Züchtung wurde die Frage, ob der Gartenbau eine eindeutige Position gegenüber der Gentechnik einnehmen müsse, kontrovers diskutiert. Kritisch wertet das Gremium die zunehmende Konzentration im Sektor Züchtung. Ferner wurde hinterfragt, ob es eine staatliche Aufgabe ist, eine Marktstruktur zu erhalten, in der auch kleinere Züchtungsunternehmen bestehen können.
Eine deutliche Unterscheidung müsse für Züchtungsarbeit im Food- und Non-Food-Bereich gemacht werden. Die Versorgungssicherheit bei Nahrungsmitteln, die angesichts der Klimaveränderungen intensive Züchtungsarbeit voraussetze, habe eine höhere gesellschaftliche Relevanz, sodass der Einsatz staatlicher Mittel in diesem Bereich zu rechtfertigen ist. Zudem seien auf diesem Markt stärkere Monopolisierungstendenzen und damit eine Einschränkung der Züchtungsvariabilität zu beobachten.
Zum Thema Energie rückte das Gremium die Potenziale, die sich durch Energieeinsparung erschließen lassen, stärker in den Mittelpunkt. Die Energieeffizienz lasse sich durch eine angepasste Kulturführung, eine energieoptimierte Sortenwahl und bauliche Maßnahmen verbessern. Nach ihrer Einschätzung dominiert in Zukunft das Problem der Energieverteilung die Frage nach der Energieverfügbarkeit.
Möglichkeiten der Automatisierung ergeben sich hauptsächlich für produzierende Großbetriebe, um die Produktionssysteme zu rationalisieren. Doch auch in der Dienstleistung sei der Einsatz von Automatisierungstechnologien vorstellbar, beispielsweise zur Flexibilisierung von Pflegeintervallen in der Raumbegrünung. Der Innovationsdruck in diesem Bereich sei deutlich an das Lohnniveau gekoppelt.
Großes Potenzial wird beim Einsatz moderner Sensortechnologie gesehen, beispielsweise um Entscheidungen über Produktionsmaßnahmen zu objektivieren oder automatische Ernten zu ermöglichen.
Für die Zukunft im Jahr 2030 prognostiziert die FAG, dass aufgrund des Zulassungsaufwands seitens der Industrie deutlich weniger chemische Pflanzenschutzmittel für gartenbauliche Kulturen zur Verfügung stehen werden als bisher. Größte Bedeutung erhalten vor diesem Hintergrund jegliche präventive Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Pflanzen.
Handel und Lebensmittelindustrie wurden als treibende Kraft für Innovationen in der Lebensmittel- und Prozesstechnologie gesehen. Der Staat gestalte durch gesetzliche Vorgaben die Rahmenbedingungen für den Lebensmittelmarkt. Dies wirft die kritische Frage auf, welche Stellung der Gartenbau zukünftig einnimmt.
Die nächste Projektveranstaltung wird der strategische Workshop zum Thema "Qualifizierung" am 9. und 10. November in Großbeeren sein. Dort stehen die Themen Bildung, Fortbildung und lebenslanges Lernen im Mittelpunkt, mit besonderem Augenmerk auf die Ausbildung junger Menschen in der grünen Branche - der Zukunft des Gartenbaus.