Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Sie sind viel mehr als nur Weihnachtsdekoration die symbolkräftigen Mistelsträußchen. Schon unsere Vorfahren waren fasziniert von diesen ungewöhnlichen Pflanzen, denen magische Kräfte und geheimnisvolle Mystik nachgesagt wurde.

Misteln (Foto: Chin tin tin at Wikipedia [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons)

Man kann Misteln zwar vor Weihnachten überall kaufen, doch viele Gartenbesitzer möchten sie gerne im eigenen Garten anbauen. Die Mitarbeiter der Bayerischen Gartenakademie werden immer wieder gefragt, wie man Misteln selbst vermehrt. Es geht ganz einfach, doch Geduld ist gefragt, denn es dauert Jahre. Die Gartenexperten haben es selbst ausprobiert.

Besondere Lebensweise

Misteln wachsen auf Bäumen und leben dort als sogenannte Halbparasiten. Alle Mistelarten (Viscum) holen sich vom Wirt (Baum) Wasser und Nährsalze, aber bilden noch selbst Blüten und Blätter. Sie besitzen keine herkömmlichen Wurzeln. Ihre sogenannten Haustorien zapfen hauptsächlich die Leitungsbahnen der Bäume an, die das Wasser Richtung Blätter pumpen. Dieser Pflanzensaft enthält wertvolle Nährsalze. Die für das Wachstum notwendigen Kohlehydrate aus der Photosynthese stellen Misteln hingegen selbst her. In der Regel sind die Schäden an den Bäumen daher gering. Besiedelte Äste können allerdings brüchig werden. Ebenso lässt die Wüchsigkeit der Bäume nach und bei Obstbäumen kann der Ertrag sinken. Doch einige Gartenbesitzer nehmen das gerne in Kauf.

Natürliche Verbreitung der Misteln

Vermehrung von Pflanzen, wie Aussaat und Stecklinge schneiden, kennt man meist in Verbindung mit Erde. Doch Misteln brauchen keine Erde. Deshalb ist die Vermehrung der Misteln durchaus ungewöhnlich. Für die natürliche Verbreitung der Misteln sorgen Vögel. Die perlenartigen Früchte, die im Dezember reifen, sind bei den gefiederten Freunden sehr beliebt. Die darin enthaltenen Samen werden unverdaut wieder ausgeschieden. Dank eines klebrigen Schleims (Viscin), der die Samen umhüllt, bleiben sie an Ästen hängen und können sich dort entwickeln. Doch der Umweg durch den Verdauungstrakt der Vögel ist nicht zwingend notwendig.

Misteln selbst vermehren

Eine erfolgsversprechende Ansiedlung der Mistel auf einen Gartenbaum ist in erster Linie von der Abstammung der Mistelsamen abhängig. In unseren Breiten werden je nach Wirtsbaum drei Unterarten unterschieden: die Tannenmistel, die Föhrenmistel und die Laubholzmistel. Während die Misteln der Nadelgehölze Früchte mit gelblich grünem Schimmer ausbilden, entwickeln nur die Laubholzmisteln die rein weißen Beeren. Sie können also davon ausgehen, dass die meisten vermarkteten Misteln auf Laubbäumen gewachsen sind und somit auch auf Laubbäumen vermehrt werden können und sich dort gut entwickeln. Als geeignete Bäume für Ihre Mistelzucht empfiehlt die Bayerische Gartenakademie Apfelbäume, Linden, Pappeln, Hainbuchen und Erlen.

So geht's!

Drücken Sie jetzt im Winter die reifen Samen mit der klebrigen Samenhülle einfach in eine Astgabel. Vorteilhaft ist es, wenn die Äste mit Flechten besiedelt sind. In den Flechtenschuppen finden die Samen optimale Entwicklungsbedingungen, Halt und gleichmäßige Feuchtigkeit. Dann brauchen Sie nichts mehr zu tun. Die Samen bilden zunächst Haftscheiben, erst nach einigen Monaten dringt die Mistel mit den ersten Senkwurzeln in das Holz des Wirtsbaumes ein. Fast unbemerkt kann sie im ersten Jahr im Holz des Baumes existieren. Eine Wölbung der Rinde verrät, dass sich darunter die Mistel entwickelt.

Erst nach ein bis zwei Jahren bricht die Mistel mit Trieb und Blätter durch die Rinde nach außen. Nun lässt sich die Mistel aber wiederum viel Zeit. Pro Jahr entwickeln die Misteln nämlich aus einer Triebspitze nur ein Stängelpaar mit jeweils zwei Blättern. Bis Sie so ein üppiges "Drudennest" im Garten bewundern können, dauert es demnach viele Jahre.

Noch ein wichtiger Hinweis der Bayerischen Gartenakademie:
Vorsicht, wenn Sie Kinder haben! Die Früchte sind giftig!

Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an das Gartentelefon (0931/9801-147) oder schreiben Sie eine E-Mail an bay.gartenakademie(at)lwg.bayern.de

 

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