Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Gartenflieder (Syringa vulgaris) gehört zum Mai wie Maiglöckchen, Maibowle und die romantische Liebe. Die Experten der Bayerischen Gartenakademie sind begeistert von diesem anspruchslosen Gehölz, nicht nur wegen seiner Blütenfülle, sondern hauptsächlich wegen seines wunderbaren Duftes. Neben dem Standartsortiment gibt es eine erstaunliche Sortenvielfalt.

Fliederblüte Frühjahr 2012

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der Flieder der Liebling der besseren Gesellschaft. In dieser Zeit wurden viele neue Sorten gezüchtet. Eine Sensation waren damals die ersten gefüllten Fliedersorten. Die Sorte ´Michel Buchner´ entstand 1885 und gehört heute noch zum Standartsortiment.

Farbenspiel der Blüten

Einige Sorten zeigen einen Farbwechsel von den Knospen zu den geöffneten Blüten. Da sich nicht alle Blüten an einer Rispe gleichzeitig öffnen, entstehen sehr reizvolle Farbübergänge. Die Sorten ´Paul Deschanel´, ´President Grevy´ und ´Gabetta´ besitzen lila Knospen, die sich beim Öffnen in violett blaue Blüten verwandeln. Die Knospen der ´Schönen von Moskau´ sind rosa und verblassen beim Aufblühen zu einem reinen Weiß.

Bei den Blütenfarben überwiegen die vielen lila, rosa und weißen Sorten, andere Farben sind rar. Die Sorte ´Primrose´ besitzt ein zartes Gelb. In voller Blüte und je nach Standort erscheint sie aber fast weiß. Sogenannte rote und blaue Fliedersorten sind nie richtig kräftig rot oder blau, sondern variieren meist ins Lila.

Flieder für den kleinen Garten

Wer nur wenig Platz im Garten hat oder gar nur einen Balkon, sollte sich für den kleinen Flieder Syringa meyeri ´Palibin´ entscheiden. Er wird nur 1,5 Meter hoch und verträgt einen trockenen Standort. Er ist eine hervorragende winterharte Kübelpflanze. Die kleinen violetten Blüten begeistern im Frühjahr mit ihrem sehr intensiven Duft.

Wer von Flieder nicht genug bekommen kann, sollte dem Herbstflieder einen Platz im Garten einräumen. Syringa microphylla ´Superba´ blüht nach seiner Hauptblüte im Mai bis Juni noch mal im Sommer bis in den Oktober. Der kleinbleibende Strauch (er wird nur etwa 1,5 Meter hoch) ist sehr robust.

Eine interessante Neuheit ist der Zwergflieder ´Tinkerbelle´. Die Kreuzung aus S. microphylla und S. meyeri besitzt limonengrünes Laub. Seine weinroten Knospen verändern sich im Aufblühen zu einer dunkelrosa Blüte.

Fliedersaison erweitern

Die Fliedersaison beginnt mit S. hyacinthiflora. Sie blühen etwa 2 Wochen vor den gewöhnlichen Gartenfliedern. Diese duftintensive Fliederart ist sehr winterhart. Nach dem Gartenflieder entfaltet der Königsflieder oder Chinesische Flieder (S. chinensis) seine Blütenpracht. Er verträgt Sommertrockenheit und eignet sich als Heckenpflanze. Etwa 2 bis 3 Wochen später blüht der kanadische Flieder (S. prestoniae). Mit 2,50 Metern Höhe gehört er zu den kleineren Fliederarten. Die weiße Sorte ´Agnes Smith´ gehört zu den reichblühendsten ihrer Art.

Standort und Pflege

Ein Fliederbusch kann sehr alt werden und kommt mit fast jedem Boden zurecht. Nur Staunässe verträgt er nicht. Sandiger Boden sollte mit humusreicher Erde verbessert werden. Je sonniger der Standort desto reicher ist die Fliederblüte. Ein windgeschützter Platz ist von Vorteil. Die beste Pflanzzeit ist der Herbst. Es kann aber auch im Frühjahr gepflanzt werden. Gießen Sie kräftig an. Im ersten Jahr sollten die Triebe nach der Blüte um ein Drittel gekürzt werden. In den folgenden Jahren werden verwelkte Blüten abgeschnitten, damit der Strauch wieder viele neue Blüten für das kommende Jahr ansetzen kann.

Noch ein Tipp: Tun Sie sich und dem Fliederstrauch etwas Gutes. Schneiden Sie sich getrost ein Paar Zweige mit Blüten für die Vase. Dadurch wird der Strauch angeregt, mehr neue Triebe zu bilden. Die Blütenzweige machen in der Vase nicht so schnell "schlapp", wenn alle Blätter entfernt werden und die verholzten Äste unten kreuzweise eingeschnitten werden.

 

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