Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mit ca. 2 Millionen anvisierten Besuchern ist die internationale gartenschau hamburg (igs) auf der Elbinsel Hamburg-Wilhelmsburg in diesem Jahr unbestritten das größte gärtnerische Ereignis in Deutschland.

Möglich geworden ist es vor allem durch das Engagement der qualifizierten Landschaftsgärtner, die das 100 Hektar große Areal gartenbaulich mit Leben erfüllt haben. Frei nach dem Motto "Tue Gutes und rede darüber" nutzt der Fachverband GaLaBau Hamburg (FGL HH) die bis zum 13. Oktober andauernde Schau nun erfolgreich für die Nachwuchs- und Imagewerbung in eigener Sache. Ein ausgefeiltes Konzept aus regelmäßigen Programmpunkten und Einzelaktionen für unterschiedliche Zielgruppen trägt dazu bei, das Berufsbild des Landschaftsgärtners, auch in Abgrenzung zu den weiteren gärtnerischen Berufen, nachhaltig einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen.

Koordiniert werden die Initiativen des FGL HH im Haus der Landschaft inmitten der "Welt der Bewegung" auf der igs. Der filigrane Holzpavillon ist sozusagen Basisstation und Kommandozentrale der anerkannten landschaftsgärtnerischen Fachbetriebe und wird an sieben Tagen in der Woche von zwei Veranstaltungskoordinatorinnen betreut. Unmittelbar neben dem Haus der Landschaft befindet sich der erste publikumswirksame Anziehungspunkt des FGL HH: Auf der "Lehrbaustelle" bauen Auszubildende aus den Mitgliedsbetrieben an jedem Wochenende einen 3 mal 4 Meter großen Garten nach eigenen Entwurf. 13 Stunden hat jedes der insgesamt 20 Teams Zeit, um sein Gewerk zu vollenden. Anschließend beurteilt eine dreiköpfige Fachjury den Garten und benotet Kriterien wie Kreativität, Umsetzung des Bauplans und Ausführung der Arbeiten. Jeder Garten bleibt bis zum darauffolgenden Wochenende stehen und wird dann abgebaut, um Platz für das Gewerk des darauffolgenden Teams zu machen.

"Die Lehrbaustelle hat sich insbesondere an den Wochenenden zu einem wahren Publikumsmagneten entwickelt! Manchmal stehen so viele Menschen um die arbeitenden Azubis herum und stellen Fragen, dass wir schon fast um Zurückhaltung bitten müssen. Für uns ist dies eine tolle Möglichkeit, zu zeigen und zu erklären, wie vielfältig der Ausbildungsberuf Landschaftsgärtner ist", berichtet Bodo Voigt, Ausbilder und Leiter der Lehrbaustelle.

Mit einem weiteren geschickten Schachzug schafft es der Fachverband, die Besucher der igs auch unter der Woche für die nicht bespielte Lehrbaustelle zu interessieren: Durch die Betreuer vor Ort werden Vorbeigehende dazu animiert, die Gärten mit auf gedruckten Kärtchen zu bewerten. Für Orientierung sorgt unter anderem eine präsent aufgestellte Litfaßsäule, an der Fotos und Planungsskizzen aller bereits fertiggestellten Gärten zu sehen sind.

Freiluftkurse für Nachwuchskräfte machen Lust auf mehr

Den beruflichen Nachwuchs im Visier hat der FGL HH auch bei den Freiluftkursen, die der Verband im Rahmen des Bildungsprogrammes "Klasse!" zu festgelegten Terminen auf der igs anbietet. Innerhalb der "Klasse!" wird die igs zum Forschungslabor und grünen Klassenzimmer für Schulklassen aus dem gesamten norddeutschen Raum. Die Landschaftsgärtner beteiligen sich an der Kategorie "Naturklasse" gleich mit zwei Angeboten: In den Kursen "Vermessung ist grün!" und "Geometrie mal anders" wird Mathematik den Schülerinnen und Schülern grün begreiflich gemacht.

"Die jungen Leute erfahren im Pavillion der Lehrbaustelle, dass sie nicht umsonst in den Mathematikstunden die Schulbank drücken, sondern das Erlernte später im Beruf wirklich brauchen und anwenden können. Vom Satz den Pythagoras über die Berechnung von Flächen und Volumina bis hin zur Prozentrechnung ist in unseren Kursen alles dabei", sagt Dr. Michael Marrett-Foßen, Geschäftsführer des FGL HH.

Der positive Nebeneffekt: Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich spielerisch einen Zugang zum Berufsbild des Landschaftsgärtners.
"Einen plastischeren Zugang zu möglichen Nachwuchskräften gibt es kaum", ist Sylvia Eggers überzeugt.

Das Berufsbild praxisnah zu transportieren - das war auch ein Ziel des Landschaftsgärtner-Cups Nord, der am 24. und 25. Mai, ebenfalls unter großem Interesse der igs-Besucher, auf dem Gelände der internationalen gartenschau stattfand. Drei nördliche Fachverbände kürten in dem großen Berufswettkampf für Auszubildende ihre Landesmeister. Am 6. und 7. September werden sie noch einmal zur igs zurückkehren, um hier beim Bundesentscheid auf die Landessieger der übrigen Bundesländer zu treffen und die Deutschen Meister zu ermitteln.

Imagewerbung am lebenden Objekt

Doch nicht nur der Nachwuchs wird auf der igs von den Landschaftsgärtnern hofiert. Mit seinen Aktivitäten festigt der FGL HH auch das positive Image der Experten für Garten und Landschaft und sensibilisiert langfristig für die bundesweite Image- und PR-Kampagne und das Signum der anerkannten Fachbetriebe. Wie bereits bei den Bildungsprogrammen der "Klasse!" gehen die findigen Verbandsvertreter praktisch und spielerisch an die Thematik heran. In einem eigens für diesen Zweck kreierten Fotowettbewerb können Besucher der igs die bundesweit eingesetzten Kampagnenmotive der Experten für Garten und Landschaft nachstellen und den Schnappschuss in Form eines Polaroids als ganz spezielle igs-Erinnerung mit nach Hause nehmen. Die Bilder hängen am Haus der Landschaft aus und können von den Besuchern bewertet werden. Die Gewinner des Wettbewerbes bekommen einen Sitzsack, der mit ihrem Motiv bedruckt ist.

Mit dabei sind unter anderem die beliebte "Küssende Frau" und die Frau in der Badewanne, das Pärchen in der Schubkarre, das Himbeermädchen und die Frau, deren Haupt eine Sonnenblume ziert.

"Viele Motive sind den Teilnehmern aus Printmedien oder von Plakaten bekannt. Die wenigsten konnten sie jedoch mit den qualifizierten Landschaftsgärtnern in Verbindung bringen. Diese Lücke füllen wir mit unserem Fotowettbewerb", sagt die Veranstaltungskoordinatorin Jana Beste.

Führungen stellen Landschaftsgärtner ins Rampenlicht

Etwas weniger persönlichen Einsatz von den Teilnehmern erfordern die zweistündigen Geländeführungen, die der FGL HH zweimal wöchentlich kostenlos anbietet. Auch hier steht die zentrale Rolle der Landschaftsgärtner bei der Entstehung und der Pflege der igs im Mittelpunkt. Dabei dient die igs als ideales Referenzprojekt, um die Vielseitigkeit und Komplexität des landschaftsgärtnerischen Berufes zu demonstrieren.

"Ob Mauer- und Wegebau mit zum Teil sehr experimentellen Materialien, Treppen-, Terrassen- und Gartenanlagen, Themengärten und Wechselflor, Entwässerungsarbeiten, Stege- oder Böschungsbau - hier gibt es nichts, was es nicht gibt", sagt Sylvia Eggers, Referentin für Nachwuchswerbung beim FGL HH.

Anschaulich berichten die Leiter der Führungen über den Beruf und die Herausforderungen und weisen auf die nahezu unsichtbare Präsenz der Landschaftsgärtner auf dem Ausstellungsgelände hin.

"Jeden Tag arbeiten auf der igs 100 bis 200 Pflegekräfte, der Großteil davon sind Landschaftsgärtner. Sehen tut sie allerdings kaum jemand, weil sie außerhalb der Öffnungszeiten das Gelände in Schuss halten", sagt Jana Beste.

In einem Punkt sind sich alle an der igs beteiligten Vertreter und Mitglieder des FGL HH einig: Dank der Begeisterung und der Kreativität der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfer bekommt der Beruf des Landschaftsgärtners auf dieser Gartenschau die Aufmerksamkeit und Würdigung, die er verdient. Das Fazit von Dr. Michal Marrett-Foßen in Richtung seiner Kollegen in anderen Bundesländern: Nachmachen wird ausdrücklich empfohlen!

 

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