Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mit dem neuen Studiengang BWL-Handel-Management im Garten- und Landschaftsbau (B.A.) ist eine gelungene Verknüpfung aus betriebswirtschaftlichem Hochschulwissen, praxisorientierten Fachkenntnissen und der sofortigen Umsetzung von beidem im Unternehmen gelungen. Die GaLaBau-Unternehmer Achim Off und Joachim Becker vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. gehören unter anderem zu den treibenden Kräften für diesen Studiengang.

v.l.n.r.: Joachim Becker, GaLaBau-Unternehmer in Zuzenhausen, Theresa Kohlruß, Ansprechpartnerin an der LVG HD für weitere Studien-Details, Ellen Becker, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit im VGL BW, Sven Höcker, LVG HD (Organisation des Studiengangs), Achim Off, GaLaBau-Unternehmer aus Bietigheim. (Foto: Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V.)

Drei der zurzeit acht Studenten werden an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach und in ihren Unternehmen ausgebildet. „Wir sind ehrlich begeistert, denn die Studierenden bereicherten unsere Betriebe wirklich ab dem ersten Tag mit ihrem Wissen“, erklären Off und Becker, die für den nächsten Studienbeginn im Herbst erneut Plätze anbieten.

Theorie und Praxis bestens verwoben

Beide Unternehmer appellieren deshalb bundesweit an die Kolleginnen und Kollegen der Branche, sich als Partnerbetriebe für dieses Studium an der DHBW in Mosbach registrieren zu lassen. Spezialisierte Betriebswirtschaftler mit einem umfangreichen GaLaBau-Wissen sind das Ziel dieser Hochschulausbildung. Nach ihrem Abschluss sitzen die Absolventen an den wichtigen Schnittstellen von Büro und Baustelle und somit genau dort, wo bekanntermaßen schnell viel Geld verloren gehen kann.

Der betriebswirtschaftliche Theorie-Block findet an der DHBW statt. Die Umsetzung in die Praxis passiert im GaLaBau-Unternehmen, zusammen mit weiterer Vertiefung anhand entsprechender Aufgaben. Besonders praxisrelevante Lerninhalte, wie beispielsweise die Themen Vermessung, Baustoffkunde und Bautechnik, Pflanzenverwendung und Vegetationstechnik, CAD und vieles mehr, bereitet die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg (LVG HD) einmal pro Semester innerhalb von zwei Schwerpunktwochen auf.

Mehr Führungskräfte braucht das Land

Drei Jahre, also sechs Semester, dauert das Studium. Im dritten Jahr erfolgt eine Spezialisierung auf einen betriebswirtschaftlichen Schwerpunkt, der für spezifische Führungsaufgaben – ausgerichtet auf das Ausbildungsunternehmen – qualifiziert. Projektplanung, Projektmanagement, öffentliches Auftragswesen und Planspiele sind nur einige der Inhalte an der DHBW, die zwischen allgemeinen betriebswirtschaftlichen Themen und fachspezifischen Veranstaltungen für den GaLaBau unterscheidet. „Die fachspezifischen Inhalte, hierzu gehören beispielsweise Seminar- und Projektarbeiten, werden ausschließlich von Branchenexperten betreut und unterrichtet“, ergänzt Prof. Dr. Hubert Speth, Studiengangsleiter BWL-Handel. Ein Blick in die Studieninhalte auf der Webseite der DHBW Mosbach erschließt die umfassenden Themenkomplexe im Detail. Nach drei Monaten praxisorientierter Theorie in Mosbach, inklusive der beiden Schwerpunktwochen an der LVG HD, geht es direkt in den Betrieb, um das erworbene Wissen im echten Arbeitsleben einzusetzen. „Die Ausbildungspläne unserer Dualen Partner gewährleisten, dass die theoretischen Inhalte in die Praxis überführt werden“, erläutert Prof. Dr. Speth. Somit findet sowohl an der Hochschule als auch im Unternehmen für jedes Semester ein Theorie-Praxis-Transfer, nach dem Motto „Doppelt genäht hält besser“, statt.

Begeisterte Studierende

Jonas Baumann arbeitet bei der Becker GmbH in Zuzenhausen. Seine Begeisterung für „den Bau“ rührt vom Hausbau seiner Eltern, wo er tatkräftig mithelfen konnte. „Ich suchte nach dem Abitur ein Studium im Bereich Bau, das nicht nur an der Universität oder Hochschule stattfindet. Nach meinem Praktikum bei einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb bewarb ich mich bei der Becker GmbH. Joachim Becker wies mich im Bewerbungsgespräch auf diese Studienmöglichkeit hin. Das war, was ich suchte, und somit unterschrieb ich den Vertrag und bin mittlerweile sehr begeistert vom dualen Studienformat. Für meinen Geschmack dürfte es noch ein bisschen mehr galabauspezifische Angebote geben, da ich ja nicht auf eine Ausbildung zurückgreifen kann. Dennoch bin ich mittlerweile recht fit in Vermessung und beim Rückbau des Schaugartens auf der BUGA in Mannheim konnte ich dank einem erfahrenen Bauleiter viel Erfahrung sammeln. Aufmaße und 3D-Planungen führe ich mittlerweile selbstständig aus“, lautet der Einblick von Baumann.

David Garcke ist im Unternehmen seines Onkels Thomas Garcke (Garcke GmbH) angestellt. „Seit ich 15 Jahre bin, jobbte ich dort regemäßig mit und konnte so insgesamt ein Jahr an Arbeitserfahrung sammeln“, beschreibt Garcke. Den Studiengang BWL-Handel-Management im Garten- und Landschaftsbau hat er durch Zufall entdeckt und sich sofort in Abstimmung mit seinem Onkel eingeschrieben. „Der Wechsel zwischen Hochschule und Betrieb ist für mich ideal. Nach drei Monaten Theorie freue ich mich auf die Praxis und umgekehrt. Und tatsächlich kann ich das erlernte Wissen im Betrieb direkt mit einbringen“, erzählt Garcke begeistert.

Die Firma Bietigheimer Gartengestaltung GmbH bildet zwei Studenten aus. Einer davon ist Wolfgang Raddatz, der seine GaLaBau-Ausbildung in Köln absolvierte und danach als Vorarbeiter bei der Lang Garten- und Landschaftsbau GmbH in Ludwigsburg tätig war. Thomas Essig, Geschäftsführer von Lang, wies ihn nach dem Unternehmensverkauf an die GarLa-Gruppe auf diese Studienmöglichkeit hin. „Für mich war dies die richtige Entscheidung, die Studieninhalte sind super interessant und ergänzen mein Praxiswissen mit wichtigen betriebswirtschaftlichen Details. Mein Faible ist die Kalkulation, dafür bin ich nach meinem Abschluss bestens gerüstet“, ist sich Raddatz sicher. Eine Dachbegrünung auf dem Porsche Tower und ein großes Pflanzprojekt durfte er bereits mitbetreuen. Eine Spielplatzgestaltung, inklusive Angebot, gehörte ebenfalls zu seinem Aufgabengebiet.

Benedikt Krzok schloss im Herbst 2023 seine Ausbildung bei der ERDA Gartenservice GmbH ab und nahm danach das Angebot seines Chefs Erhard Schollenberger für diesen Dualen Studiengang wahr. „Am Anfang empfand ich den Studiengang noch sehr stark am Handel orientiert, doch im jetzigen Semester stellen sich die inhaltlichen Brücken zu Dienstleistungsunternehmen viel offensichtlicher dar. Duales Studieren ist völlig anders als mein vorheriges Biologiestudium und durch den Wechsel mit den Praxismonaten viel befriedigender, da ich das erlernte Wissen sofort einbringen kann“, eröffnet Krzok.

So kommen Betrieb und Studienwillige zusammen

Interessierte GaLaBau-Betriebe aus ganz Deutschland lassen sich als duale Partner einmal registrieren. Danach entscheidet das Unternehmen jährlich ob und wenn ja, wie viele Studenten es ausbilden möchte und sendet diese Information an die DHBW. Der dreijährige Ausbildungsvertrag für dieses Studium wird direkt mit dem gelisteten GaLaBau-Betrieb geschlossen. Danach ist die Einschreibung an der DHBW möglich. „Sobald also Firmen einen Platz bei mir reservieren, garantiere ich ihnen, dass sie auch einen Studierenden schicken dürfen, wenn sie einen passenden finden“, verspricht Prof. Dr. Speth. Die Entlohnung orientiert sich an der Ausbildungsvergütung im Garten- und Landschaftsbau.

Spaß an betriebswirtschaftlichen sowie galabau-spezifischen Inhalten sind die persönlichen Voraussetzungen für diesen Studiengang. Eine vorangegangene Ausbildung ist sicherlich von Vorteil und erleichtert manche Praxiseinheit, sie ist aber keine Zulassungsvoraussetzung. Für Studieninteressierte ohne allgemeine Hochschulreife oder Meisterabschluss, wird eine Zulassungsprüfung angeboten. Das Einschreiben ist bis zum 30. September 2024 möglich.

Am 13. Juli findet der Tag des Dualen Studiums auf dem Campus der DHBW in Mosbach statt. Die Chance sollten sich Interessierte nicht entgehen lassen.

Bestens qualifiziert

Mit dem betriebswirtschaftlichen und fachlichen Wissen aus diesem Bachelor-Studiengang sind die Absolventen bestens ausgestattet, die Geschäftsleitung mittlerer und großer Garten- und Landschaftsbaubetriebe zu unterstützen sowie die enorm wichtige Schnittstelle zwischen Büro und Baustelle effizient zu besetzen. In diesem Schnittstellenbereich sieht auch die LVG HD ihren Schwerpunktpart der Ausbildung. Für eine laufende Optimierung der Inhalte sorgen wöchentliche Feedbackrunden mit den Studierenden innerhalb der Ausbildungseinheiten.

Die Bindung an das Unternehmen ist hoch und in der Regel werden 80 Prozent der Studenten übernommen bzw. bleiben der Firma als fachliche Verstärkung mit drei Jahren Berufserfahrung erhalten. Das Studium bereitet zudem perfekt auf eine anstehende Betriebsübergabe oder eine geplante Betriebsgründung vor und ist sicherlich auf für die Zulieferindustrie des Garten- und Landschaftsbaus hochinteressant.

 

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