Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Sonnenschein und Tagestemperaturen im zweistelligen Bereich mitten im Januar: Da keimen nicht nur in den Menschen Frühlingsgefühle. So manche Knospe schwillt und Frühjahrsblüher wagen sich aus der Erde. Zwei Monate zu früh. Doch Grund zur Sorge hätten Hausgartenbesitzer in der Regel nicht, gibt Marianne Scheu-Helgert von der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim Entwarnung, auch wenn nach diesen warmen Tagen wieder Nachtfröste daran erinnern sollten, dass tatsächlich noch Winter herrscht.

"Heimische Stauden und Gehölze, die in der feuchten Erde im Beet wurzeln, können mit solchen Wetterkapriolen in der Regel umgehen," betont die Gartenbauingenieurin. Milde Winter gab es schließlich schon immer. "Vielleicht friert etwas Holz zurück. Vielleicht gibt es im Frühjahr weniger Blüten. Aber ganze Pflanzen werden kaum ausfallen", ist Scheu-Helgert zuversichtlich. Das gelte vor allem dann, wenn die Beete vor dem Winter nicht "aufgeräumt" wurden und dürre Pflanzenreste wie Stängel und Blätter als natürlicher Schattenspender und Kälteschutz gleichzeitig dienen können.

Ganz anderes beurteilt die Fachfrau die Situation für Kübelpflanzen, die auch den Winter im Freien verbringen. Die beliebte Buchskugel an der Haustüre zum Beispiel kann bei Nachtfrösten erheblich gefährdet sein, wenn sie mit reichlich Morgensonne verwöhnt wird. "Wenn nach eisigen Nächten die Sonnenstrahlen innerhalb kürzester Zeit die gefrorene Erde wieder auftauen, dann schadet das den Wurzeln sehr. Vor allem, wenn sich Frost und Sonne täglich abwechseln", betont die Gartenbauingenieurin. In diesem Fall ist es sinnvoll, die Pflanze an einen schattigen Ort - am besten dicht an die Hauswand - zu stellen. Denn dort sind die Temperaturunterschiede nicht so krass. "Oder man umwickelt den Topf mit Noppenfolie und Sackleinen. Das schützt ein wenig", rät Scheu-Helgert.

Ganz wichtig: An frostfreien Tagen reichlich gießen. Denn Trockenstress und Temperaturstress zusammen vertragen die wenigsten Kübelpflanzen. Ein Zuviel an Morgensonne kann auch das Aus für nur bedingt winterharte Gehölze und Stauden bedeuten. Immergrüne Pflanzen wie Glanzmispel, Lorbeerkirsche und Ilex sowie wärmeliebende Neubürger aus den Mittelmeerländern und Asien wie Feigen, Kamelien oder Bambus halten manche Minusgrade aus. Doch mit heftigen Temperaturschwankungen haben auch sie oft Probleme. Hier sollte man schon beim Pflanzen an einen geeigneten, geschützten Standort denken, den die Wintersonne nur gelegentlich erreicht.

"Selbst Pflanzen aus dem Hochgebirge kommen mit den Barfrösten im Flachland schlecht zurecht. Sie sind es gewöhnt, den Winter mollig warm unter einer Schneedecke zu verbringen. Eis und Sonne im Wechsel ohne diese schützende Hülle lassen auch das Edelweiß eingehen, " weiß Marianne Scheu-Helgert.

Ähnliches gilt für Wintergemüse, das eventuell noch in den Beeten steht, wie Rosenkohl, Lauch, Rote Beete & Co.. Auch hier schadet der Wechsel zwischen Frost und Wärme. Wer noch nicht ernten möchte, sollte für Schatten sorgen oder das Gemüse einlagern.

Einen guten Tipp hat Marianne Scheu-Helgert für all die fleißigen Gartenbesitzer parat, die den Frühling kaum erwarten können. Sie sollten sich auf keinen Fall von der Sonne zum Frühjahrsputz animieren lassen und mit Gartenschere und Hacke ausrücken, warnt Scheu-Helgert. Damit könnten sie mehr Schaden anrichten, als ihnen lieb sei. Es sei weitaus sinnvoller, die Januarsonne warm eingepackt im Liegestuhl auf der Terrasse zu genießen.

 

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