Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Nach sieben Jahren Planungs- und Bauzeit öffnete die Landesgartenschau Bayreuth am 22. April die Pforten. Unter dem Motto: Musik für die Augen, freuen sich die Besucher auf die bisher größte Schau dieser Art in Bayern: mit annähernd 4.000 Events vor der ungewöhnlichen Kulisse einer 45 Hektar großen Fluss- und Auenlandschaft. Das kommt in diesen Dimensionen dem Charakter einer Bundesgartenschau nahe. Die Landesgartenschau endet nach 171 Tagen am 9. Oktober 2016. Erwartet werden rund 750.000 Besucher.

Das Blumenband ist durchgeschnitten und die Landesgartenschau damit offiziell eröffnet. (Foto: GaLaBau-Verband Bayern)

Symbolfigur und „Gastgeberin" der Landesgartenschau ist Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Die während ihrer Regentschaft geschaffenen barocken Grünanlagen und Bauten wie das UNESCO-Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus oder der Felsengarten Sanspareil sind noch heute prägend. Der Markgräfin zu Ehren heißt der neue Landschaftspark Wilhelminenaue. Unter dem Motto „Musik für die Augen" schlägt die Wilhelminenaue eine Brücke zwischen historischer Innenstadt, markgräflichem Hofgarten und spätbarocker Eremitage – und schafft einen einzigartigen, dauerhaften Grün- und Erholungsraum. Modern und dennoch verspielt, macht dieser „Lust-Garten" in bester Bayreuther Gartentradition Appetit auf eine klangvolle Entdeckungsreise.

Landesgartenschau Bayreuth feierlich eröffnet

Im Rahmen einer Feierstunde mit über 1.500 Gästen bedankten sich Ulrike Scharf (Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz), Brigitte Merk-Erbe (Oberbürgermeisterin der Stadt Bayreuth) und Roland Albert (Präsident des Bayerischen Gärtnerei-Verband e.V. und Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen mbH) für das Engagement der Planer, Gärtner, Garten- und Landschaftsbauer, städtischen Behörden sowie Freunde und Unterstützer der Landesgartenschau. „Viele haben sich für die Landesgartenschau stark gemacht. Deshalb können wir den Bayreuthern und ihren Besuchern mit dem neuen Landschafts- und Freizeitpark Wilhelminenaue nun ein Juwel übergeben, das mit seinen Grün-Räumen weit über die Grenzen Bayreuths, Oberfrankens und Bayerns hinaus für viel Furore sorgen wird", so Ulrike Scharf in ihrer Eröffnungsrede.

Grüne Welle für Bayreuth

Mit dem Bayerischen Gärtnerei-Verband e.V., dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatz-bau Bayern e.V. (VGL Bayern) und dem Bund deutscher Baumschulen – Landesverband Bayern e.V. sind die grünen Verbände Bayerns erneut mit vielen Ausstellungsbeiträgen vertreten. Gepflanzt wurden alleine 250.000 Frühjahrs- und Sommerblumen sowie 10.000 Bäume. Grüne Akzente sind im gesamten Gartenschaupark zu sehen: mit dem auf über einem Kilometer Länge renaturierten Roten Main, 14 wechselnden Blumenschauen, sieben gestalteten Hausgärten sowie Ausstellungen von Baumschulen und Mustergrabanlagen. „Ein beeindruckendes Ergebnis, das erneut die Leistungskraft der VGL Bayern-Mitgliedsbetriebe im Garten- und Landschaftsbau unter Beweis stellt", beton Ulrich Schäfer (Präsident im VGL Bayern).

Highlight für die Besucher: sieben herausragende Gartendetails

Das Open-Air-Fest der Superlative bietet den Besuchern unmittelbar nach passieren des Haupteingangs Süd, im Bereich „Ouvertüre", das erste Highlight: Fünf Mitgliedsbetriebe im VGL Bayern präsentieren in sieben unterschiedlichen Hausgärten, die mit erheblichen Eigeninvestitionen gestaltet wurden, ihr planerisches und handwerkliches Können in beeindruckender Weise:

Der „Best Age Square Foot Garten" (Firma Feustel - Gärten und Ideen GmbH) wendet sich an den ambitionierten Hobbygärtner: Überschaubare Pflege, Experimentierflächen für den Gartenbastler und genügend Verweilflächen für Ruhepausen kennzeichnen diesen Schaugarten. Die Sitzfläche im Laubencharakter ist durch massige Natursteinsäulen mit zwischengehängten Kertoplatten (wasserfeste Leimholzplatten) vor neugierigen Blicken abgeschirmt. Kernstück des Gartens ist ein ca. neun Meter langer Metallträger in einer Höhe von 2,2 Metern. Dieser eröffnet unterschiedlichste Nutzungsmöglichkeiten wie z. B. das Relaxen in der Erwachsenenschaukel oder die Verwendung von Hängepflanzen, Lampions und Vogelhäuschen.

Der „Best Age Wellness Garten", ebenfalls von Feustel, sorgt für unkomplizierte, entspannende Kurzzeit-Wellness. Die Anforderungen an diesen Garten für Menschen im besten Alter: kurze Wege und wenig Arbeit bei einem Höchstmaß an Komfort. Moderne Formensprache und aufeinander abgestimmte, dem Zeitgeist entsprechende Materialien ergeben ein stimmiges Gesamtbild. Dreh- und Angelpunkt ist eine Sumpfeiche, die im „Auge" des Gartens gepflanzt wurde. Rundum angeordnet sind Elemente wie Holzdeck mit Baldachin, Treppenanlage aus Betonscheiben, Terrassen aus Großformatplatten, Pool und Bachlauf sowie eine Feuerstelle. Wie in einem windgeschützten Kessel liegen diese Elemente, die von einem äußeren Rahmen aus geländemodellierten Hügeln, sowie Rahmenpflanzungen geborgen werden.

Was liegt näher, als das Thema „Musik für die Augen" der Gastgeberin Wilhelmine aufzugreifen und in Formen, Flächen und Bildern darzustellen. Die Gartenanlage „Mit Pauke und Harfe – Bühne frei" (Die Gärtner Ramming und Tröster GmbH) spielt dementsprechend mit starken Kontrasten von groß, rund, flächig, laut, fein, zart, linear und leise. Natursteine aus Fruchtschiefer und Sandstein sowie die Bepflanzung inszenieren die Flächen und Raumbildung. Als filigrane Elemente sorgen die charakterstarken Robinienhölzer für Geborgenheit und Beschattung und dienen als Rankhilfen. Die Blatt-Texturen und Formen der Pflanzen vervollständigen die kraftvolle Wirkung. Stauden, wie die orangenen Fackellilien, leuchten aus dem Anthrazit des Schiefers heraus.

Der Garten „Seelenwalzer" (Firma Gartenschmiede) strahlt Ruhe und Klarheit aus. Eine tragende Rolle spielt dabei das Grün: Die Rasenfläche und die unaufgeregte, weiche Bepflanzung ohne starke Farben und Kontraste lassen Menschen zu sich und zueinander finden. Heckenelemente begrenzen den Raum. Der Sitzbereich unter der Pergola wird zum grünen Wohnzimmer. Die Birken mit weißschimmernder Rinde spenden Schatten und implizieren Leichtigkeit. Eine Fokussierung auf den Moment ist in dieser Geborgenheit möglich – egal ob allein oder in lebendiger, kommunikativer Run-de mit Familie und Freunden. Wer hier die innere Ruhe findet, kann die Seele baumeln lassen. Die

Der Garten „Ginkgo" (Benno Zapf e. K. Garten- und Landschaftsbau) entstand in Anlehnung an das Firmenlogo (Ginkgoblatt in Herbstfärbung). In erster Linie wurden Betonmaterialien in Verbindung mit Stahlelementen verbaut, die durch eine klar strukturierte Linienführung bestechen. Die Anlage zeigt einen Gartenausschnitt mit einem großzügigen Weg unter einer Stahlpergola zum geschützten, von zwei Seiten mit Mauern beziehungsweise Betonsichtschutzwänden eingefassten, Sitzbereich. Entlang des Weges und im Hochbeet sind verschiedene Sorten des Fächerblattbaumes (Ginkgo biloba) eingepflanzt. Die Pflanzen sind ein Ausschnitt der zur Verfügung stehenden unterschiedlichen Wuchs- und Blattformen.

Die Wegebeläge aus verschiedenen Natursteinen, in Größe und Farbe bunt wechselnd, geben dem Garten „Kunterbunt", ebenfalls von Benno Zapf, seinen Namen. Obwohl die Vielfalt unruhig wirkt, besteht auf dem gesamten Wegeverlauf eine ruhige Verbindung zum Sitzplatz mit einer Mauer. Die Mauer schützt den Ruhenden vor Wind und Lärm und erzeugt durch die Bearbeitung mit Kalksteinen gleichzeitig ein wärmendes und gemütliches Gefühl. Der Sitzstein aus Gebhartser Granit verbindet sich oberflächlich mit der Mauer und führt den Blick in die Vergangenheit. Durch seine Bearbeitung und eingebaute Beleuchtung vermittelt er dem Betrachter, dass er über dem Belag schweben würde. Zusätzlich geben kleine Details, wie ein Kiesbeet mit Granittrog und Schwengelpumpe sowie ein Staudenbeet, dem Gartenarrangement einen harmonischen Abschluss.

Blatt und Größe im Garten sehr gut kombiniert mit einer Vielfalt an einheimischen Materialien: Die Grundzüge der Gartengestaltung im „Catwalk der Blätter" (hager-design Garten- und Landschaftsbau, Hostakulturen) bestehen aus Holz, Stein und Pflanze. Die Hostapflanzen (Funkien) sind dabei ein optimales Gestaltungsobjekt. Die Form, Größe und Farbe der Blätter und die absolute Winterhärte prägen diese Pflanze.

Weitere himmlische Attraktionen

Entlang eines 2,5 km langen Rundwegs passieren die Besucher anschließend einen Fossilien-Wasserspielplatz, moderne Landschaftsarchitektur in Form von Themen-Kabinetten, eine für Anfänger und Profis geeignete Dirt-Bike-Anlage, Beachvolleyballfelder – und sogar ein kleines Outdoor-Schlösschen namens „Petit Château". Auch wird den Besuchern mit einer 400 m² großen Kletternetzlandschaft eine weltweit einmalige Balancier- und Kletterfläche geboten: Mit bis zu sieben Metern Höhe eine wahrlich himmlische Attraktion.

 

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