Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Beim DGG (Deutsche Gartenbau Gesellschaft 1822) Kongress „Garten und Medizin“ am 31. Mai und 1. Juni 2017 im Umweltforum Berlin diskutieren Expertinnen und Experten aus Gartenbau und Medizin über die Bedeutung von Natur und Garten für die medizinische Therapie.

Kongress „Garten und Medizin“ (Foto: Natur im Garten)

„Niederösterreich ist beim internationalen DGG-Kongress ,Garten und Medizin‘ in Berlin als Vorzeige-Bundesland vertreten. Vor 11 Jahren entwickelten wir den Universitätslehrgang Gartentherapie. Die langjährige Begleiterin Prim. Assoc. Prof. Dr. Andrea Zauner-Dungl wird beim Kongress diesen Lehrgang der Donau-Universität und der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Wien vorstellen und zahlreiche Referenzprojekte aus Niederösterreich präsentieren“, so LH-Stellvertreterin Johanna Mikl-Leitner.

Mehr als 150 Studierende absolvierten in diesen 10 Jahren an dieser interdisziplinären und in Mitteleuropa einzigartigen Weiterbildung. Auch der Gartengestalter Reinhard Kittenberger ist als Experte vertreten und erzählt aus der Praxis: Gestaltung von Gärten im Gesundheitswesen der Zukunft.

Zahlreiche Vorzeigebeispiele quer durch Niederösterreich belegen die heilende Wirkung des Gartens. Die Landespflege- und Pensionistenheime Laa/Thaya und Retz, die Emmaus City Farm oder das Ambulatorium Sonnenschein in St. Pölten, der Weiße Hof in Klosterneuburg, das ÖJAB Haus in Greifenstein und viele mehr – all diese Einrichtungen in Niederösterreich setzen auf die Gartentherapie, welche zahlreiche Anforderungen einer modernen Form der Betreuung, Pflege, Therapie und der Rehabilitation erfüllen. Unter diesen Gesichtspunkten diskutierten neben dem österreichischen Innenminister Mag. Wolfgang Sobotka, der Präsident der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 Prof. Dr. Klaus Neumann, Ministerialrat Dr. Ingo Braune als Vertreter des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Prof. Dr. Dr. med. Kurt J.G. Schmailzl (Ruppiner Kliniken, Medizinische Hochschule Brandenburg) und Werner Ukas (Geschäftsführer der Stiftung Oskar-Helene-Heim) den aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung zum Thema Garten, Park und Medizin.

„Menschen erholen sich besser und schneller im Garten als in den eignen vier Wänden, vor allem, wenn sie zu ihrem Grün einen Bezug aufgebaut haben. Wo der Garten ein sozialer Raum ist, der Menschen hilft und zusammenbringt, wirkt er doppelt positiv“, so Innenminister und Initiator der Aktion „Natur im Garten“ Mag. Wolfgang Sobotka auf die Frage nach der Bedeutung von Gärten. Er betont das Wissen um die Heilkraft von Pflanzen: „Das Wissen über Pflanzen und ihre Heilwirkungen fehlt heute oft. Früher wurden die Heilkräfte der Natur viel stärker genutzt. Dieses Wissen muss den Menschen zurückgegeben werden. Wir müssen die Selbstverantwortung der Menschen in dieser Hinsicht fördern, denn das Wirken in und mit der Natur ist die beste Medizin.“

Der Garten, ebenso wie öffentliche Parks und Gartenanlagen, sind der Erholungsraum vor der Haustüre und dienen neben dem körperlichen auch dem seelischen Ausgleich zum Arbeitsalltag. Bereits historische Kurparke, wie etwa in Baden, wurden in Hinblick auf die positive Unterstützung des Heilungserfolgs angelegt. Wichtig ist aber auch, den Menschen die positiven Effekte des Gartens als Medizin in der Vorsorge näher zu bringen.

Ein Krankenhaus ohne Grünanlage ist heutzutage undenkbar und doch wird häufig die Bedeutung von Pflanzen und Parkanlagen in der medizinischen Therapie unterschätzt. Der Kongress von Deutschen Gartenbau Gesellschaft 1822 am 31. Mai und 1. Juni in Berlin soll eine Brücke schlagen zwischen der „weißen“ und der „grünen“ Branche und den aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung zum Thema Garten, Park und Medizin beleuchten. „Krankenhäuser sind vor allem technikzentriert. Das bedeutet, dass die Technik zum Menschen kommt und ein Bezug zur Natur völlig fehlt. Aber Krankenhäuser könnten viel mehr sein als technische Zweckräume“, weiß Mediziner Prof. Dr. Dr. med. Kurt J.G. Schmailzl, der aber auch an die Selbstverantwortung appelliert: „Es bedarf einer neuen Verantwortung der Menschen zur eigenen Gesundheit.“

 

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