Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Zeit ist reif: Bäume, die größten grünen Geschöpfe unserer Erde, rücken immer mehr in das Bewusstsein interessierter Laien. Ulrich Pfefferer, Ihr Baumexperte aus Müllheim, wagte den Versuch, das Thema Baum mit einem ganz neuen Vortragsformat der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zusammen mit der Badenweiler Thermen und Touristik (BTT) GmbH, deren Geschäftsführer Alexander Horr die Schirmherrschaft übernommen hat, fanden vom 15. bis 17. Juni 2017 die ersten Baumkulturtage in Badenweiler statt - mit Erfolg.

Ein entspanntes Duo in luftiger Höhe. Die Baumkletterer der Pfefferer Baumkultur GmbH boten beim Höhenflug in die Wipfel einen der atemberaubenden Anblicke.

Das Waldarboretum in Freiburg-Günterstal beeindruckt mit vielen Überraschungen. Hier Hubertus Nimsch mit dem Blatt eines Tulpenbaumes, der ebenfalls in diesem Wald zu entdecken ist.

Die Referenten des ersten Tages zusammen mit Schauspieler Martin Lunz. (von li nach re: Martin Lunz, Initiator Ulrich Pfefferer, Professor Ernst Zürcher, Prof. Dr. Johann Pfefferer-Wolf, Dr. Veit Dörken) Fotos: Petra Reidel

Rund 80 Badenweiler Bürger, Kurgäste, interessierte Laien und Experten aus der Baumpflege nutzten das äußerst abwechslungsreiche Vortrags- und Exkursionsprogramm, in dessen Mittelpunkt die Mammutbäume standen, zur Wissenserweiterung. „Ein Mammutbaum wächst nicht in einem Jahr", hier sind sich Veranstalter Ulrich Pfefferer und Schirmherr Alexander Horr einig und wollen die Baumkulturtage auf jeden Fall im nächsten Jahr fortführen.

Bäume im Trend

Bäume können aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet werden: Aus dem Blickwinkel der Wissenschaft, kulturhistorisch, literarisch oder auch aus dem Auge eines Psychiaters und Mediziners. Die Bandbreite ist schier unerschöpflich, ein Grund, warum diese stattlichen Gehölze immer interessanter für den Laien werden, aber auch Profis und Experten ihr Wissensspektrum nach wie vor erweitern können. Die Idee der Baumkulturtage gliedert sich zudem nahtlos in die Reihe der Literatur- und Musiktage von Badenweiler ein. Weiterhin reizvoll an dieser Veranstaltung ist die Sensibilisierung für die Natur in Verbindung mit möglichen touristischen Aktivitäten rund um Badenweiler und im sogenannten Dreiländereck, der Region zwischen Basel, Freiburg, Mulhouse und Strassburg.

Jede Menge Perspektivenwechsel

Den Auftaktvortrag hielt Autor und Referent Professor Ernst Zürcher, Lehrbeauftragter für Holzkunde an der EPFL Lausanne und der ETH in Zürich sowie emeritierter Professor für Holzwissenschaften an der Berner Fachhochschule. Er erklärte, welche Inhaltsstoffe von Bäumen Einfluss auf Mensch und Tier haben. So fördert beispielsweise Zirbelholz die Schlafqualität von uns Menschen und senkt den Herzschlag pro Tag um rund 3.500 Schläge, was in etwa einer Stunde Herzarbeit entspricht. Schauspieler Martin Lunz, als Gast am Donnerstag im Saal, brachte sich spontan in den literarischen Vortrag von Professor Dr. Johann Pfefferer-Wolf, Psychiater an der Hochschule Hannover, ein. Er rezitierte dessen aus der deutschen Literatur ausgewählte Werke zum Thema „Was verbindet uns mit den Bäumen" zur Freude des Publikums höchst professionell. Welcher Belastung unsere Stadtbäume durch unwirtliche Standorte ausgesetzt sind und wie sich der Klimawandel auf das Überleben so mancher Art auswirken wird, hierüber referierte Professor Dr. Andreas Roloff von der Technischen Universität in Dresden am Freitag. Einblick in die Pflanzung und Entwicklung des beeindruckend alten Baumbestandes auf der Insel Mainau gewährte Gartendirektor Markus Zeiler im Anschluss. Über die Geschichte zur Entdeckung von Küsten- und Bergmammutbaum sowie deren Reise nach Europa mit anschließender Pflanzung im Kurpark Badenweiler, auf der Mainau, aber auch in Schwetzingen und Baden-Baden, erzählte Dr. Jens-Uwe Voss, Toxikologe und Dendrologe in Müllheim, mit eigenen Bildern vom Naturstandort dem faszinierten Publikum.

Aktivprogramm

Ein Highlight für die Besucher war der Höhenflug per Hubsteiger am Freitagnachmittag. Es ging auf 37 Meter Höhe, zwischen die beiden Mammutbaumriesen mit rund 45 Metern. Der Blick in die Wipfel, auf Badenweiler, aber auch auf die Baumkletterer von der Pfefferer Baumkultur GmbH, die noch ein Stückchen höher ihre Kletterkünste zeigten, war atemberaubend. Harald Schwanz, Kurparkgärtner von Badenweiler, offenbarte am Samstag den bauminteressierten Besuchern die besonderen Schätze des historischen Parks. Die teils gigantischen Pflanzen, wie beispielsweise die 160 Jahre alten Mammutbäume, haben alle eine Geschichte zu erzählen. Schwanz erklärte, wie sie hier landeten und welche historischen Mäzene hinter der Entwicklung des Kurparks steckten.

Exotische Waldbilder

Die teils fremdländischen Waldbilder, die sich im Waldarboretum in Freiburg-Günterstal entdecken lassen, skizzierte Biologe Dr. Veit Dörken von der Universität in Konstanz. Als Forstingenieur Hubertus Nimsch vor 50 Jahren nach Freiburg kam, begann er sich dem Thema Wald in anderen Kontinenten zu widmen und nutzte circa 100 Hektar des Freiburger Forstes für die Anlage exotischer Waldbilder. Harmonisch eingefügt, findet man hier Patagonische Zypressen (Chile, Argentinien), Chinesische Parasolbäume (Vietnam) und mehr als zwei Drittel aller existierenden Tannenarten, um nur einen winzigen Ausschnitt dieser Sammlung zu nennen. Am Samstagvormittag entführte Hubertus Nimsch persönlich in dieses Waldarboretum. Der Forstwirt erklärte seine Idee dahinter und vor allem nach welchen Gesichtspunkten er die Standorte auswählte. So beeindrucken die letzten riesigen Blüten im Tal der Magnoliensammlung mit 20 Wildarten. Hätte Nimsch die Bäume an den Hang gepflanzt, wären die Blüten kaum sichtbar und die Pflanzen weniger geschützt. Der Forstingenieur hat es geschafft, hier so manche vom Aussterben bedrohte Nadelbaumart, wie beispielsweise die Abies nebrodensis, von der es am Naturstandort nur noch 33 Exemplare gibt, mit Erfolg zu kultivieren. So gerät dieses außergewöhnlich wertvolle Arboretum immer mehr in den Fokus weltweit agierender Botaniker und Forstwissenschaftler und begeistert Laien und Experten gleichermaßen.

 

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