Bei einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen in Schwetzingen konnten die Leiter der historischen Gärten ein neues Positionspapier vorstellen. Es definiert die aktuellen und zukünftigen Aufgaben der Wissenschaft und Forschung für die historischen Gärten. Das neue Statement der Leiter der historischen Gärten wurde entwickelt vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen, wie sie etwa der Klimawandel mit sich bringt, aber erfasst auch neue gesellschaftliche Fragestellungen – etwa wenn es darum geht, die Themen der historischen Gärten der Öffentlichkeit zu vermitteln.
Schwetzingen bot bereits 1975 das Forum
Die herausragende Rolle der historischen Gärten in der öffentlichen Wahrnehmung der historischen Monumente betonte Michael Hörrmann. Der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die mit dem Schlossgarten Schwetzingen den Tagungsort lieferten, konnte dabei auf die historische Rolle des bedeutendsten südwestdeutschen Gartens verweisen: 1975, vor bald 45 Jahren, fand in Schwetzingen der erste wegweisende wissenschaftliche Kongress zur Methodik der Gartendenkmalpflege statt. „Wir freuen uns, dass Schloss und Schlossgarten 2019 wieder der Schauplatz eines programmatischen Schrittes der Gartendenkmalpflege werden“, erklärte Michael Hörrmann.
Die Gärten und die Wissenschaft
Prof. Dr. Michael Rohde von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg stellte das neuen Papier vor: „Historische Gärten sind Wissenschaftslaboratorien“ – das ist die zentrale Aussage des neuen Thesenpapieres. Damit formulieren die Schlösserverwaltungen eine Entwicklung der letzten Jahre: „Die historischen Gärten etablieren sich zunehmend als bedeutende Wissenschaftseinrichtungen“, zitierte Michael Rohde aus dem aktuellen „Positionspapier Wissenschaft und Forschung“
Austausch zwischen den historischen Gärten
Die Gartenabteilungen der Deutschen Schlösserverwaltungen arbeiten seit dem Ende der Monarchie vor einem Jahrhundert im staatlich-denkmalpflegerischen Auftrag. Sie bewahren und erforschen die in Jahrhunderten gewachsenen Gesamtkunstwerke aus Schlössern und Bauwerken, Gärten, Parks und Kulturlandschaften und erschließen sie für die Öffentlichkeit. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen, und damit auch die Fachgruppe der Gartendirektoren, ist seit 25 Jahren das Forum für einen regen Erfahrungsaustausch zu anstehenden Fragen der Denkmalpflege, Forschung und Vermittlung.
Das Instrumentarium der Forschung
Die Methodik der Gartendenkmalpflege hat sich spätestens seit dem Europäischen Denkmalschutzjahr im Jahre 1975 in Methodik und Wissenschaft zu einer Art Blaupause auch für alle anderen historischen Gärten, ob kommunal oder privat, fortentwickelt. Damals fand der erste bedeutende Kongress zur Gartendenkmalpflege statt – in Schwetzingen! Instrumente wie Parkpflegewerke, Bestandserforschungen und Gartenarchäologie sowie Dokumentationen und wissenschaftlich fundierte Publikationen gehören zum Erfahrungswissen der Gartenwissenschaftler und Gartendenkmalpfleger. Bedeutende Ausstellungen über Gartenkünstler wie Friedrich Ludwig von Sckell, Lenné oder Pückler gehören inzwischen zu den Besuchermagneten.
Neue Herausforderungen
Aktuelle Herausforderungen sind in den letzten Jahren dazugekommen: Die Auswirkungen des Klimawandels bedrohen zunehmend die Substanz historischer Gärten. Wissenschaft und Forschung müssen nicht zuletzt deshalb dringend gestützt und gefördert werden. Nur so kann in den kommenden Jahren einerseits durch evaluierte Formen von Nachpflanzungen erlebbare Gartenkunst nachhaltig gesichert werden und andererseits durch natur- und ingenieurwissenschaftlich untersetzte Maßnahmen den Phänomenen invasiver Pflanzenschädlinge, Erosion und Hochwasser, Trockenheit und Hitze entgegengewirkt werden.
Projekte weisen in die Zukunft
Das Positionspapier „Wissenschaft und Forschung“ soll das notwendige Spektrum fundiert und nachvollziehbar zeigen: „Das Papier bietet erstmals eine exemplarische Übersicht realisierter Forschungsprojekte, die von den wissenschaftlichen Mitarbeitern der staatlichen Gartenverwaltungen neben den anderen umfangreichen Aufgaben in der Vergangenheit identifiziert, als Forschungskooperationen initiiert und begleitet worden sind“, erläutert Dr. Michael Rohde. Mindesten ebenso wichtig wie der Überblick über das vorhandene Wissen ist jedoch der Blick in die Zukunft: Das Positionspapier nennt auch die künftigen Projekte für weitere Forschungsfelder in historischen Gärten.