Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Verbände von Trinkwasserversorgern fordern in einem gestern veröffentlichten Appell an die Europäische Kommission und an die Landwirtschaftsminister:innen der EU-Mitgliedstaaten ein sofortiges Umsteuern der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP). Um langfristig sauberes Trinkwasser zu sichern müssten die ökologische Landwirtschaft, bodenschonende Verfahren, die Agrarökologie und regionale Kreisläufe gefördert werden, statt wie bisher Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit, so die Verbände.

Die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet (IAWR), die den Apell gemeinsam mit den Trinkwasserversorgungsverbänden in den Einzugsgebieten von Maas und Schelde veröffentlichten, empfehlen zudem, die Europäischen Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ zu unterschreiben, um die Agrarwende zu voranzubringen.

Karl Bär, der Sprecher der Europäischen Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ und Agrarreferent im Umweltinstitut München, kommentiert dies wie folgt:

„Die Agrarpolitik der EU zerstört mit ihrem derzeitigen Subventionssystem nicht nur die bäuerliche Landwirtschaft und die Artenvielfalt, sondern gefährdet auch unsere Trinkwasserversorgung. Es ist eindrücklich, dass neben dem Europäischen Rechnungshof, Fridays for Future und diversen wissenschaftlichen Gremien nun auch die Wasserversorger eine ökologische Wende in der Landwirtschaft einfordern. Wir freuen uns sehr, dass die Trinkwasserversorger unsere Bürgerinitiative unterstützen. Eine ökologische Landwirtschaft schont Bienen und das Trinkwasser gleichermaßen.“

Die Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ mit der Forderung nach einem Pestizid-Ausstieg bis zum Jahr 2035 und der Umschichtung der Agrarsubventionen hat bereits 450.000 Stimmen in ganz Europa gesammelt. Bis zum 30. Juni 2021 ist noch Zeit, eine Million Unterschriften zusammenzutragen. Dann sind die Europäische Kommission und das Europäische Parlament verpflichtet, sich mit den Forderungen der Initiative auseinanderzusetzen.

Hintergrund

Die Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ wurde nach dem Erfolg des bayerischen Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ 2019 von Karl Bär (Referent für Agrar- und Handelspolitik beim Umweltinstitut München), Dr. Helmut Burtscher-Schade, (österreichischer Umweltchemiker bei GLOBAL2000, Autor des Buchs „Die Akte Glyphosat“), Francois Veillerette (Präsident der französischen Umweltorganisation Génératios Futures und Autor des Buchs „Nous voulons des Coquelicots“), Annemarie Markt (südtiroler Biobäuerin und Unterstützerin des „Malser Weg“), Dr. Noa Simon-Delso (spanisch-belgische Bienenforscherin), Prof. Polyxeni Nicolopoulou Stamati (griechische Medizinerin, Professorin an der National and Kapodistrian University of Athens) und Constantin Dobrescu (Vizepräsident des rumänischen Imkerverbands ROMAPIS) gegründet. Sie fordert eine Umstellung der Agrarsubventionen auf den Schutz der Biodiversität und den schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung chemisch-synthetischer Pestizide.

Die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet (IARW), die Verbände der Flusswasserwerke an der Maas (RIWA Maas) und Schelde (RIWA Scheldt) versorgen insgesamt 81 Millionen Menschen in sechs europäischen Ländern mit Trinkwasser. Die Wasserversorger fordern, die Ziele des European Green Deal, der „Vom Hof auf den Tisch“-, der Biodiversitätsstrategie und der Chemikalienstrategie der EU auch in der Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) umzusetzen. Insgesamt 365 Milliarden Euro Subventionen verteilt die EU in der Förderperiode 2021 bis 2027 an die europäische Landwirtschaft. In den kommenden Monaten werden die Details im Trilog zwischen Europaparlament, Kommission und den Mitgliedstaaten verhandelt.

 

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