Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die drei heißesten Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen sind bisher 2016, 2019 und 2020 gewesen – diese Meldung der Weltwetterorganisation (WMO) aus Genf lässt aufhorchen – der Klimawandel ist offensichtlich und es ist dringend geboten, aktiv zu werden.

Das Land Nordrhein-Westfalen hat zuletzt im November 2020 im Rahmen der Corona-Hilfe des Landes ein neues Sonderprogramm "Klimaresilienz in Kommunen" aufgelegt. Ziel dieses Förderprogramms ist die Verbesserung des Stadtklimas durch die Begrünung von Fassaden und Dächern. (Foto: VGL NRW/GPP)

Frank Benning, Präsidiumsmitglied im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e.V. (VGL) und GaLaBau-Unternehmer aus Münster (Foto: VGL NRW/GPP)

Dr. Christian Jaeger, Geschäftsführer "Wohn + Stadtbau GmbH" der Stadt Münster (Foto: Wohn+Stadtbau" George Sommer)

In den fünf Jahren seit dem Pariser Klimaabkommen sind in allen EU-Ländern konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung auf den Weg gebracht worden. Dazu zählen auch Programme zur Stärkung der Grünen Infrastruktur in Städten und Gemeinden. Das Land Nordrhein-Westfalen hat zuletzt im November 2020 im Rahmen der Corona-Hilfe des Landes ein neues Sonderprogramm „Klimaresilienz in Kommunen“ aufgelegt. Ziel dieses Förderprogramms ist die Verbesserung des Stadtklimas durch die Begrünung von Fassaden und Dächern: Eigentümer von Wohnhäusern oder gewerblich genutzten Gebäuden können demnach eine Förderung für die nachträgliche Anlage von Dach- und Fassadenbegrünungen erhalten. Dabei können maximal 50 Prozent der als förderfähig anerkannten Ausgaben erstattet werden.

Frank Benning, Präsidiumsmitglied im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e.V. (VGL) und GaLaBau-Unternehmer aus Münster: „NRW ist das bevölkerungsreichste und am stärksten verdichtete Bundesland. Deshalb zeigen sich die Veränderungen durch den Klimawandel hier früher und stärker als in anderen Regionen Deutschlands. Deswegen sehen wir das Engagement der Landespolitik als sehr wichtige Maßnahme, um bestehende Vorbehalte gegen die Dach- und Fassadenbegrünung aufzulösen. Obwohl die zahlreichen Vorteile und Potenziale längst erwiesen sind, gibt es bei Bauherren und Investoren immer noch Zurückhaltung und Bedenken.“

Zusammenarbeit

Schon im Sommer 2020 hatte der Verband gemeinsam mit Experten sowie der NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach und der NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser eine Online-Konferenz zum Schwerpunktthema Dachbegrünung veranstaltet. „In der Diskussion wurde deutlich, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen Kommune, Bauherren und ausführenden Betrieben ist – vor allem eine frühzeitige Berücksichtigung von Begrünungsmaßnahmen schon in der Planung ist essenziell“, resümiert VGL-Präsident H. Christian Leonhards.

Dies bestätigen auch aktuelle Stimmen aus der Praxis, so beispielsweise aus dem Wohnungsunternehmen „Wohn + Stadtbau GmbH“ der Stadt Münster, das sich schon seit vielen Jahren für das Bauen mit Grün stark macht. Geschäftsführer Dr. Christian Jaeger: „Wir statten bei Neubauten alle geeigneten Dächer mit einer Kombination von Dachbegrünung und Photovoltaik aus.“ Auch in Sachen Fassadenbegrünung gibt es ein verstärktes Engagement seines Unternehmens: „In diesem Jahr bringen wir bei mehreren Bestandsgebäuden nachträglich eine Fassadenbegrünung an – nicht allein, um zu mehr lebendigem Grün in der Stadt beizutragen, sondern auch, um dem Wärmeinseleffekt etwas entgegenzusetzen. Dach- und Fassadenbegrünungen sind wirksame Maßnahmen zur Klimaverbesserung im Gebäudebereich.“

Nutzen von Dach- und Fassadenbegrünung bekannt machen

Neben ökologischen Vorteilen sind es vor allem bautechnische Schutzeffekte und die spürbar gesteigerte Aufenthaltsqualität, die die Wohnungswirtschaft und private Hausbesitzer überzeugen. Die Hitzesommer der letzten Jahre haben viele Menschen sensibilisiert mit der Folge eines deutlich steigenden Interesses an der Fassadenbegrünung. Benning: „Es gibt aber auch ganz konkrete wirtschaftliche Argumente. Einsparpotenziale liegen in der Gebäudekühlung durch Verschattung und Verdunstung, dem Dämmeffekt durch Schutz vor Feuchtigkeit und Auskühlung und nicht zuletzt dem Wandschutz gegen UV-Strahlung und Temperaturextreme.“

Dr. Gunter Mann, Präsident des Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG), plädiert für professionelle Partner bei der Fassadenbegrünung: „Die Techniken sind ausgereift und tausendfach bewährt. Im Prinzip gibt es zwei Bauweisen: die bodengebundenen und die wandgebundenen Begrünungstechniken sowie Mischformen dieser beiden. Welche Technik zum Einsatz kommt, hängt zunächst von den Standortbedingungen ab, aber auch von gestalterischen Zielen des Bauherrn. Wir empfehlen unbedingt, bei der Planung und der Ausführung Fachbetriebe zu beauftragen, um Fehler zu vermeiden.“ An guten Beispielen für schöne und wirksame Fassadenbegrünungen mangelt es nicht und die Fachbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus sind für Projekte im privaten Traumgarten ebenso wie im gewerblichen und im öffentlichen Grün bestens aufgestellt.

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