Der Klimawandel belastet den Park Sanssouci massiv. Der alte Baumbestand ist durch Trockenheit und Hitze akut bedroht und stirbt langsam ab. „Schon jetzt ist klar, dass sich die Parkbilder stark verändern werden“ erklärt Ralf Kreutz, Parkrevierleiter in Sanssouci. Doch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) steuert mit zahlreichen Projekten und Maßnahmen aktiv dagegen.
Auch die Potsdamer Schlössernacht, die größte Veranstaltung im Park, unterstützt den Kampf gegen den Klimawandel mit passenden Attraktionen und einem umfassenden Nachhaltigkeitskonzept.
Sterbende Bäume im Park Sanssouci
In den Parks der SPSG stehen rund 80.000 Bäume, davon viele älter als 100 Jahre. Vor allem diese alten, bis zu 30 m hohen Bäume sind akut vom Klimawandel bedroht. Ihre Wurzeln liegen in einer Tiefe von 1,50 m bis 1,80 m. Diese Erdschichten befinden sich knapp oberhalb des Grundwassers und sind durch den fehlenden Regen der letzten vier Jahre extrem ausgetrocknet. Die alten Bäume können die Äste der eigenen Krone nicht mehr mit Wasser versorgen, der Baum stirbt von oben nach unten langsam ab. Zudem sind die geschwächten Gehölze weniger widerstandsfähig gegen Schädlinge und heftige Stürme. So brachen alleine im Frühjahr 2022 bei heftigen Unwettern 122 Bäume in den Parks der SPSG vollständig um, 38 Mal brach die Baumkrone aus.
Maßnahmen
Die Garten-Teams der SPSG entfernen mehrmals im Jahr die absterbenden Äste in den Baumkronen. In vielen Fällen wurde Bäume stark zurückgeschnitten, in der Hoffnung, dass sich diese revitalisieren. Größere Lücken im Park, die unter anderem durch Windbruch entstanden sind, bepflanzen die Gärtner:innen mit selbst gezogenen Setzlingen. „Wir gehen im Moment davon aus, dass die nachwachsenden Bäume, die sich hier selbst ausgesamt haben, Hitze und Trockenheit besser aushalten können“, so Parkrevierleiter Kreutz.
Auch experimentieren die Garten-Teams mit modernen Methoden zur Bewässerung in den Parks. So sollen beispielsweise Tropfbewässerung, Gießringe oder optimierte Bewässerungsintervalle den Wasserverbrauch reduzieren. Auch der Einsatz von Substraten führt möglicherweise zu einer verbesserten Versorgung der Gehölze mit Nährstoffen und Wasser.
Inwieweit diese Maßnahmen helfen, die Schäden durch den Klimawandel in den Parks zu reduzieren, erforscht die SPSG gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft und dem Helmholtz-Zentrum im Projekt KERES, das vom BMBF gefördert wird. Untersucht werden bei dem KERES-Projekt fünf UNESCO Welterbestätten: die Hamburger Speicherstadt, der Kölner Dom, das Freilandmuseum Bad Windsheim/Hessen, die Frauenbergkappelle im bayerischen Sufferloh und die Parkanlagen Sanssouci und Babelsberg. Im Projekt werden Handlungsempfehlungen zum Schutz der Kulturgüter vor den Auswirkungen des Klimawandels erarbeitet, die auf einer digitalen Wissensplattform einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt werden.
Sprechende Bäume im Park
Die Potsdamer Schlössernacht findet am 19. und 20. August 2022 zum 23. Mal im Park Sanssouci statt. Mit vielen tausend Gästen gehört sie zur größten Veranstaltung im Welterbepark. Sie lädt tausende nationale und internationale Gäste ein, den UNESCO Welterbepark als Ort der Freude und Schönheit zu erleben und sich so mit ihm zu identifizieren.
In diesem Jahr bekommen die Gäste der Schlössernacht erneut sogenannte sprechende Bäume geboten. Diese Attraktion entstand aus einem Wunsch der Garten-Teams der SPSG und wurde 2021 aus einer Idee des Veranstalters zum ersten Mal umgesetzt. An ausgewählten Orten kann das Publikum den Erzählungen eines alten Baumes lauschen.
Potsdamer Schlössernacht mit Nachhaltigkeitskonzept
Mit einem umfassenden Nachhaltigkeitskonzept sorgt die Schlössernacht bereits seit 2018 dafür, den ökologischen Fußabdruck ihrer Veranstaltung im Park so klein wie möglich zu halten.
Bereits 2021 wurde die Potsdamer Schlössernacht nach DIN ISO 20121 für Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement geprüft und zertifiziert: Ziel ist es auch weiterhin, alle Veranstaltungsbereiche auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene nachhaltig zu planen und umzusetzen. Vom Einsatz von Lastenrädern bis hin zu einem nachhaltigen Abfallmanagement, Inklusion, Barrierefreiheit und der Sichtbarkeit von Diversität in der Programmgestaltung.
Bei der Schlössernacht wurde das traditionelle Feuerwerk durch ein fulminantes Leuchtspektakel, bestehend aus Projektionen, Illuminationen, Lasern und Performance ersetzt, das mehrfach am Abend stattfindet. Dadurch wurde die CO2- und Feinstaubbelastung signifikant reduziert und auch auf die Brandgefahr durch anhaltende Trockenheit reagiert. Dank innovativer LED-Technik sank der Stromverbrauch für die Wegebeleuchtung im Vergleich zu den Vorjahren um 89%. Der jetzige Verbrauch entspricht dem von vier Wasserkochern pro Tag. Beim Cateringkonzept setzt die Schlössernacht auf regionale Anbieter, saisonale Zutaten und einem ausgewogenen veganen und vegetarischen Angebot.