Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Über 80 Gäste aus dem Gartenbau und der Politik kamen zum traditionellen Austausch. Minister Peter Hauk, die Staatssekretärinnen Sabine Kurtz und Dr. Ute Leidig sowie Martin Hahn, Vorsitzender im Ausschuss für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz, nahmen zusammen mit zahlreichen Landtagsabgeordneten aus Baden-Württemberg die Einladung ins Haus der Landschaftsgärtner an. Am Mittwoch, den 28. Juni, fand im Haus der Landschaftsgärtner in Leinfelden-Echterdingen der Parlamentarische Abend der Gartenbauverbände statt.

Unternehmer/-innen der grünen Branche zusammen mit Politikern aus Baden-Württemberg beim Parlamentarischen Abend in Leinfelden-Echterdingen, im Haus der Landschaftsgärtner. Foto: Petra Reidel

Auch in diesem Jahr kamen die Unternehmer/-innen der grünen Branche mit den anwesenden Landtagsabgeordneten intensiv ins Gespräch. Die Einladung wird traditionell vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg (VGL-BW) und dem Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen (GVBWH) ausgesprochen. In der Talkrunde mit Martin Joos, Vorstandsvorsitzender des VGL-BW und Gerhard Hugenschmidt, Präsident des GVBWH wurden folgenden Punkte angesprochen:

Gesellschaftliche Veränderungen und Kostenexplosion

„Noch ist die Auftragslage auf dem Privatmarkt im Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau) gut, doch man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass nach dem Hochbau zeitversetzt auch der GaLaBau folgt. Einen sorgenvollen Blick richten wir bereits auf die öffentlichen Aufträge und die Zusammenarbeit mit Bauträgern“, führt Joos auf. Der Vorstandsvorsitzende des VGL-BW sieht durchaus dunkle Wolken am Himmel der Baukonjuntur und befürchtet Auswirkungen für den Garten- und Landschaftsbau. Die hohen Energiekosten machen vor allem dem Produktionsgartenbau zu schaffen, dem Garten- und Landschaftsbau meist nur in Form von teurem Kraftstoff. Hugenschmidt bemängelt die laufend zunehmende Bürokratie aus Brüssel. Das geplante vollkommene Verbot jeder Mittelanwendung in Schutzgebieten (ca. 27 % der Landesfläche) wäre produktionsverhindernd. Der europäische nicht einheitliche Mindestlohn macht den deutschen Betrieben vor allem bei arbeitsaufwendigen Kulturen zu schaffen. „Gerade jüngere Kundschaft und Familien decken ihren Bedarf an Blumen und Pflanzen wieder bei unseren Betrieben“, freut sich Hugenschmidt über diese Entwicklung. Diese Kunden sind kritisch, sie wollen Beratung und fragen nach Bienenfreundlichkeit und Trockenheitsresistenz. In Sachen Energiewende benötigen die Betriebe umsetzbare Richtlinien, kompetente Beratung und vor allem Planungssicherheit. „Eine funktionierende Gesellschaft braucht eine starke Wirtschaft“, warnt Hugenschmidt.

Dringend notwendige Entwicklungen im urbanen Raum

„Das Bauen mit Grün und auch die grün-blaue Infrastruktur in unseren Städten muss viel schneller an Bedeutung gewinnen. Der zunehmenden Versiegelung muss intelligente Planung entgegengesetzt werden, denn Wohnraum, aber auch zukunftsfähiges Gewerbe benötigen wir weiterhin dringend“, zählt Joos auf. Ausreichend Grün- und Freiflächen fördern die Lebensqualität und hierfür sollte ein gezieltes Förderprogramm aufgelegt werden, um die Klimaziele und den Green Deal der Europäischen Kommission umzusetzen. „Bauen ohne uns Landschaftsgärtner darf es in Zukunft nicht mehr geben, denn wir machen die Städte klimafit“, ergänzt der Vorstandsvorsitzende.

Wetterkatastrophen

 Der Klimawandel mit seinen Extremwetterlagen macht für die Gartenbaubetriebe eine Mehrgefahrenversicherung, die diese Schäden abdeckt, immer notwendiger. „Für den Obstbau gibt es bereits eine Förderung von Bund und Land über die Hälfte dieser sehr hohen Beiträge. Diese Unterstützung wünschen sich auch die anderen Sparten des Produktionsgartenbaus“, erläutert Hugenschmidt.

Moderne zeitgemäße Ausbildung

„Ein Nachlassen beim Thema Nachwuchswerbung und Ausbildung können wir uns nicht leisten. Der neue Studiengang „Management im Garten- und Landschaftsbau“, zusammen mit der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg (LVG) und der Dualen Hochschule Mosbach startet am 1. Oktober 2023 und wird bereits sehr gut von der Branche angenommen“, freut sich Joos. Dennoch ist der „Dauerbrenner“, das finanzielle Ringen um die Staatsschule Hohenheim, noch nicht beendet und auch nicht konkret im Etat 2025/2026 eingestellt. An der Lehr- und Versuchsanstalt für den Gartebau (LVG) in Heidelberg sowie an der Staatsschule für Gartenbau in Hohenheim werden dringend Lehrkräfte benötigt, um nicht jedes Jahr bis zu über 60 jungen Menschen die Meisterausbildung zu verwehren. Die Branche braucht qualifizierte Fachkräfte. „Die DEULA in Kirchheim entwickelt sich nicht zuletzt durch den vom Land in Höhe von 1,8 Millionen Euro gewährten Zuschuss für Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen gut, doch der Bedarf weiterer Fördermittel kommt mittelfristig auf uns zu, um voranzukommen“, ergänzt Joos. Zudem müssen sich alle Bildungseinrichtungen dem digitalen Wandel stellen.

Auch Hugenschmidt zieht hier mit seinem Verband am selben Strang, denn sowohl an der LVG in Heidelberg als auch in Hohenheim werden die anderen Sparten des Gartenbaus ausgebildet. Auch die DEULA ist für den Gartenbau eine wichtige Bildungseinrichtung mit ihrem attraktiven Kursangebot für eine zeitgerechte Ausbildung.

BUGA Mannheim, Gartenschau Balingen

„Gartenschauen sind seit Jahren ein Erfolgsmodell und dieses wird zurzeit in Balingen und auf der BUGA in Mannheim fortgesetzt. Die Besucherzahlen sprechen für sich und die Schauen zeigen, wie eine Stadt, zusammen mit dem Rückhalt der Bevölkerung, lebenswerter gestaltet werden kann“, erläutert Hugenschmidt und erntet hier beipflichtendes Kopfnicken aus der Politik. „Die Erwartungshaltung bei einer Gartenschau oder Landesgartenschau ist sehr hoch, deshalb erscheint es uns angebracht, auch in Zeiten knapper finanzieller Mittel die Fördergelder für Gartenschauen und Landesgartenschauen zu erhöhen. Die sich daran anschließende Investitionsbereitschaft in den Kommunen rechtfertigt diesen Wunsch“, erklärte Hugenschmidt den anwesenden Entscheidern. Besser kann der Staat sein Geld nicht investieren denn nur dann wird Baden-Württemberg auch in Zukunft in Bezug auf Landesgartenschauen weiterhin die bundesweite Vorreiterposition einnehmen können.

Der Parlamentarische Abend der Gartenbauverbände ist jedes Jahr eine willkommene Veranstaltung, bei der Unternehmer/-innen und Parlamentarier/-innen in ansprechendem Ambiente aktuelle Anliegen des Berufsstandes auszutauschen und diskutieren. Der direkte Dialog mit den Abgeordneten ist von großer Bedeutung und immer wieder ergeben sich aus diesen Gesprächen Besuchstermine in Unternehmen der Branche.

 

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