Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die jährliche GaLaBau-Fachtagung des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg e. V. (FGL HH) ist seit fast vier Jahrzehnten Treffpunkt und Diskussionsplattform der Fachleute für Grün in Hamburg.

170 Experten für Grün kamen am 9. Februar in der Handwerkskammer Hamburg zur 38. GaLaBau-Fachtagung des FGL HH zusammen. Foto: FGL HH/Kottich

Der FGL HH-Vorsitzende Ludger Plaßmann (rechts) und der Verbandsgeschäftsführer Dr. Michal Marrett-Foßen (links) begrüßten bei der GaLaBau-Fachtagung die Hamburger Senatorin Karen Pein und die Referenten Holger Seit (2. v.l.), Dr. Philipp Schönfeld (2. v.r.) und Tom Kirsten (nicht im Bild). Foto: FGL HH/Kottich

Sind offen für ein „Bündnis für Grün“: Karen Pein, Senatorin der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und Ludger Plaßmann, Vorsitzender des FGL HH. Foto: FGL HH/Kottich

Heute am 9. Februar kamen 170 Landschaftsgärtner und –architekten, Stadtplaner, Bauleiter und Unternehmer mit Vertretern aus der Wohnungswirtschaft, den Bezirksämtern, Behörden und der Politik bei der 38. Tagung in der Handwerkskammer Hamburg zusammen. Im Fokus der Fachvorträge standen neben dem Klimaschutz und der grünen Stadtentwicklung auch die Neufassungen der Ersatzbaustoffverordnung und des Bundes-Bodenschutzgesetzes, die Rolle des Garten- und Landschaftsbaus im nachhaltigen Regenwassermanagement, die Umwandlung von Schotterflächen sowie Baumunterpflanzungen mit Stauden und Saaten.

Der Vorsitzende des FGL HH, Ludger Plaßmann, begrüßte die Teilnehmenden mit einem Ausblick auf die Branchenlage: „Vielen Nachrichten und politischen Entscheidungen können wir nicht viel Positives abgewinnen. Gott sei Dank waren die Auftragsbücher bei den meisten Kolleginnen und Kollegen bisher noch gut gefüllt, so dass unserer Betriebe in Hamburg ausgelastet waren. Allerdings hat die Nachfrage in einigen Bereichen und in anderen Bundesländern spürbar nachgelassen. Die allgemeine Kostenentwicklung bei Baumaterialien und die Arbeitskräftesituation fordern uns als Unternehmer stark heraus. Das kommende Jahr wird also spannend, aber wir sind optimistisch, dass unsere Branche auch diese Turbulenzen gut übersteht.“

Plaßmann betonte die tragende Rolle des Garten- und Landschaftsbaus und kritisierte die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Politik im Stadtstaat: „Mit unserer Fachkompetenz sollten die landschaftsgärtnerischen Fachbetriebe gefragte Gesprächspartner bei hochaktuellen Themen wie Schwammstädte, Dach- und Fassadenbegrünung, Entsiegelung und Klimabäume sein. Die Garten- und Landschaftsbaubetriebe sind systemrelevant! Da finden wir es mehr als verwunderlich, dass in Hamburg ein Dialog mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft zur aktuellen Baumschutzverordnung nicht zustande kommt. Dieses Verhalten scheint sich generell in Politik und Behörden durchzusetzen. Da wird einfach von oben entschieden, Zuschüsse werden gestrichen, Leistungen umfinanziert, ohne in den Dialog zu treten und Herausforderungen gemeinsam anzugehen.“

Die Novellierung der Hamburger Baumschutzverordnung, so der Verbandsvorsitzende weiter, hätte zum Wohle der Hamburger Bäume angepasst werden können. Doch während der Sommerschnitt überall in Deutschland anerkannt werde, plane die Stadt Hamburg weitere hochbürokratische Antragsverfahren für diese Pflegemaßnahmen. Auch habe die Stadt Hamburg im Bereich Privatgärten nach wie vor die Nachpflanzlisten aus den 1990er Jahren nicht an die neuen klimatisch bedingten Anforderungen an Pflanzen- und Baumsortimente angepasst.

Als positiv bewertete Ludger Plaßmann, dass im neuen Hamburger Klimaschutzgesetz ab 2027 eine Solar- und Gründachpflicht verankert werden soll. „Auch die bis 2027 geplante Verlängerung des erfolgreichen Förderprogramms für Dach- und Fassadenbegrünung ist ein richtiger Schritt, um Gründächer zur Normalität werden zu lassen! Für die Zukunft wünsche ich mir: Lassen Sie uns gemeinsam Konzepte entwickeln, die unsere Heimatstadt neben grünen Großstädten wie London, Paris oder Zürich zu bestehen lassen! Corona hat gezeigt, wie überlebenswichtig ein grünes und gepflegtes Umfeld für uns alle ist!“
 
Senatorin Karen Pein: „Hamburg soll die ´Grüne Metropole am Wasser` bleiben!“
Karen Pein, Senatorin der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen   leitete die Fachtagung mit einem Kurzvortrag zum Thema „Klimaschutz und grünes Bauen in der Stadt Hamburg“ ein und äußerte zu Beginn den Wunsch nach einem kontinuierlichen Dialog mit dem Garten- und Landschaftsbau: „Vielleicht müssen wir über ein Bündnis für Grün nachdenken, in dem wir uns regelmäßig austauschen. Für diese komplexen Themen braucht es einen angemessenen Gesprächsrahmen. Sie müssen Ihre Bedürfnisse artikulieren können und mit Ihrer Fachexpertise gehört werden!“

Stadtentwicklung, so Karen Pein weiter, habe die Aufgabe, für Gebäude, Pflanzen und Tiere gleichermaßen zu sorgen und dieses Zusammenspiel langfristig funktionsfähig zu halten. Der Flächennutzungsplan in Hamburg sei hierfür die Grundlage. „Wir haben die Themen Klimawandel, Verkehrswende und demographischer Wandel. Das sind unsere Schwerpunktthemen. Mit dem Wohnungsbau in Hamburg entstehen, zum Beispiel im Pergolenviertel, neue Frei- und Grünflächen.  Hamburgs Grün prägt entscheidend das Leben in unserer Stadt. Dementsprechend spielt die Bewahrung der Freiraumqualität für unsere Stadt- und Landschaftsplanung eine ganz zentrale Rolle, auch und vor allem bei den freiraumplanerischen Wettbewerben“, betonte die Senatorin.

Im neuen Stadtteil Oberbillwerder zum Beispiel entwickele sich der Städtebau aus der Landschaftsplanung heraus und orientiere sich an den landschaftlichen Gegebenheiten. „Hamburg ist die ´Grüne Metropole am Wasser` und soll dies auch trotz Bauboom und Bevölkerungswachstum bleiben!“, forderte Karen Pein. In den kommenden Dekaden werde man sehr viele Großbaustellen sehen, da Hamburg an vielen Stellen modernisiert und umgebaut werde. „Wir müssen die Menschen mitnehmen, denn sie sollen verstehen, dass wir in die Zukunft unserer Stadt investieren“, so das abschließende Fazit der Senatorin.

Neue EBV und neues BBodSchV: „Der bürokratische Aufwand steigt deutlich!“
Auf die einleitenden Worte von Karen Pein folgte der Fachvortrag von Rechtsanwalt Holger Seit vom Landesverband Bayerischer Bauinnungen. Der Experte referierte zur neuen Ersatzbaustoffverordnung (EBV) und der ebenfalls novellierten Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV). Beide Verordnungen traten am 1. August 2023 in Kraft und lösten die bislang gelten Länderregelungen zur Verwertung von Bodenaushub und Bauschutt ab.

„Die Umsetzung der neuen Anforderungen stellt die Planer von Garten- und Landschaftsbaumaßnahmen und die Landschaftsgärtner vor große Herausforderungen“, sagte Holger Seit und gab anschließend einen kompakten Überblick zu den neuen rechtlichen Anforderungen an den Umgang mit Bodenaushub und an das Baustoffrecycling. Sein Fazit: „Der bürokratische Aufwand steigt deutlich. So müssen zum Beispiel alle mineralischen Bauabfälle nun vor jeder Verwertung auf Schadstoffe beprobt, chemisch analysiert, bewertet, klassifiziert, dokumentiert und nach Einbautabellen verwertet werden. Auch Betreiber von Zwischenlagern für Bodenmaterial müssen Annahmekontrollen durchführen und Bodenmaterial und Baggergut vor der Verwertung in einem technischen Bauwerk von einer Untersuchungsstelle prüfen, bewerten und klassifizieren lassen.“

Des Weiteren, so Seit weiter, gäbe es in der EBV nun komplett neue Klassifikationen und Einbautabellen für mineralische Ersatzbaustoffe sowie teilweise neue Einbauanforderungen und Schadstoffgrenzwerte in der BBodSchV. Für manche mineralische Ersatzbaustoffe bestehe ab sofort eine Anzeigepflicht bei Behörden und für alle Aufbereitungs- und Recyclinganlagen sei die Güteüberwachung seit dem 1. Januar 2024 verpflichtend.

Schottergärten und Baumunterpflanzungen: „Bäume sind keine Singles!“
Dr. Philipp Schönfeld, bis 2022 Arbeitsbereichsleiter urbanes Grün am Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau in Veitshöchheim, reiste aus Nürnberg zur GaLaBau-Fachtagung und hielt einen Vortrag zur Umwandlung von Schotterflächen und Baumunterpflanzungen mit Stauden und Saaten. Zu Beginn forderte der Pflanzenexperte zunächst eine exakte Begriffsdefinition: „Sogenannte ´Kies- und Schotterbeete` sind in Verruf geraten und inzwischen stellenweise verboten. Wichtig ist hier aber die Klärung der Begriffe. Leblose ´Schottergärten` ohne Bepflanzung sollten korrekterweise als ´Schotterflächen` – ohne den Zusatz Garten – bezeichnet werden. Denn Kies- und Schottergärten sind, wenn sie richtig verstanden und angelegt werden, artenreiche Pflanzungen aus Stauden und Gehölzen auf sandig-kiesigen Böden an trockenen und sonnigen Standorten“. Im weiteren Verlauf seines Vortrags erklärte Schönfeld, was bei der Bodenvorbereitung, Pflanzenauswahl und Pflege von Kies- und Schottergärten zu beachten ist, und leitete anschließend zum zweiten Thema über: Der sinnvollen Bepflanzung von Baumscheiben und Baumstreifen.

„Baumscheiben entstehen immer dann, wenn Bäume im Siedlungsbereich gepflanzt werden. Diese offene Fläche ist wichtig für die Entwicklung des Baumes, wird aber oft stiefmütterlich behandelt oder als Parkplatz missbraucht. Eine Bepflanzung mit Stauden und/oder Gehölzen oder Ansaaten werten die Baumscheibe auf, erhöhen die Biodiversität und verbessern die Vitalität des Baumes. Denn Bäume sind von Natur aus keine Singles, sondern wachsen an ihren Standort in Beziehung den sie umgebenden Pflanzen“, argumentierte der Fachmann und zeigte anschließend auf, welche Faktoren für eine erfolgreiche Begrünung sowohl unter alten als auch unter frisch gepflanzten Bäumen eine Rolle spielen
 
Regenwassermanagement: „Dieser Bereich birgt großes Potenzial für den GaLaBau!“
Als weiteren Referenten begrüßte der FGL HH Tom Kirsten. Der Landschaftsarchitekt und Sachverständige berät seit vielen Jahren Architekten, Gemeinden und Unternehmen zu den Möglichkeiten eines ganzheitlichen Regenwassermanagements. Sein Vortrag bei der GaLaBau-Fachtagung trug den Titel: „Nachhaltige Bewirtschaftung von Regenwasser: Notwendigkeiten und Potentiale im Regenwasseralltag eines Landschaftsgärtners“

„Der Klimawandel ist eins der großen Themen unserer Zeit und er wirkt sich natürlich auch auf die Arbeit von Landschaftsgärtnern und Landschaftsarchitekten aus. Vieles wird sich ändern, vegetationstechnische Grundsätze aber bleiben. Neue Bauweisen und Produkte entstehen, manche bewähren sich, andere nicht“, so die einleitenden Worte Kirstens. Im Verlauf seines Vortrags stellte er innovative Entwicklungen auf dem Gebiet der Vegetationstechnik und der Grundstücksentwässerung vor, ging auf Notwendigkeiten und Herausforderungen ein und benannte vor allem diejenigen Potenziale, die der Garten- und Landschaftsbau im zukunftsweisenden Regenwassermanagement für sich erschließen und nutzen kann. Hierzu zählten laut Kirsten unter anderem die Verwendung von Baumrigolen, die Nutzung von Sportplätzen als Sickeranlagen und der Bau von Versickerungsmulden als eine Lösung, um Niederschlagswasser von Dach- und Pflasterflächen zu versickern.

Der FGL HH zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung: „Die GaLaBau-Fachtagung ist eine feste Institution in Hamburg und war in diesem Jahr bereits Mitte Januar ausgebucht. Diese tolle Resonanz freut uns sehr, und wir möchten im kommenden Jahr die räumlichen Kapazitäten so anpassen, so dass wir alle Anmeldungen bestätigen können“, so das Fazit vom Geschäftsführer des FGL HH, Dr. Michael Marrett-Foßen. 

 

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