Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Auch der Gartenbau steht vor aktuellen Herausforderungen wie der Klimakrise, gestiegenen Kosten oder Bürokratie. Um diesen zu begegnen, haben auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Praxis, Branchenorganisationen, Verbände und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein „Maßnahmenpaket Zukunft Gartenbau“ erarbeitet. Silvia Bender, Staatssekretärin des BMEL, nahm das Maßnahmenpaket in Berlin entgegen.

Silvia Bender, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft © Bundesregierung/Steffen Kugler

Silvia Bender: „Der deutsche Gartenbau prägt Stadt und Land. Die Betriebe sorgen für heimisches Obst und Gemüse und produzieren Zierpflanzen und Gewächse. Auf kleiner Fläche erreicht die Branche eine hohe Wertschöpfung. Wir wollen mehr heimisches Obst und Gemüse oder Zierpflanzen aus Deutschland. Dafür brauchen die Betriebe gute Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Es ist gut, dass sich Praxis und Forschung an einen Tisch gesetzt haben, um gemeinsam die Kernpunkte für einen zukunftsfesten Gartenbau zu diskutieren. Das Maßnahmenpaket fasst zusammen, wo genau der Schuh drückt und was von Seiten der öffentlichen Hand angepackt werden muss, damit sich nachhaltiges Wirtschaften für den Gartenbau in Deutschland lohnt – von der Neuaufstellung der Gartenbauwissenschaften über mehr Energieeffizienz bis hin zur verbesserten Öko-Züchtung oder wirksamen Wissenstransfer. Ich danke allen Engagierten für ihren Einsatz! Ihre Anregungen sind ein wichtiger Baustein für unsere Arbeit.“
 
Hintergrund:
Im Oktober 2022 richtete das BMEL den „Zukunftskongress Gartenbau“ aus. Der Kongress ergab, dass der Gartenbau vor vielen Herausforderungen steht, die gelöst werden müssen – und beauftragte das Thünen-Institut im ersten Schritt dahin mit einer Chancen- und Risiken-Analyse für den Obst- und Gemüsebau in Deutschland. Die Analyse diente als Grundlage für einen intensiven Diskussionsprozess mit breiter Beteiligung von Praxis der konventionellen und ökologischen Produktion, Verbänden und weiteren Organisationen sowie der Wissenschaft. Die zentralen Ergebnisse aus dem Diskussionsprozess sind in das „Maßnahmenpaket Zukunft Gartenbau“ eingeflossen. Aus der Thünen-Studie wurden insbesondere Themen adressiert, die sich an Bund und Länder richten. Weniger aufgegriffen wurden Themen der Studie, die sich an die Branche richten, wie beispielsweise Nachwuchswerbung, Attraktivität und Image der Branche.
 
Zentrale Aspekte des Maßnahmenpaketes sind unter anderen: 

Neustart der Gartenbauwissenschaften in Deutschland forcieren

Die universitäre Ausbildung in den Gartenbauwissenschaften ist in Deutschland bis auf wenige Rudimente fast vollkommen zum Erliegen gekommen. Absolventen werden jedoch dringend gebraucht, um die Ausbildung des gärtnerischen Nachwuchses, die Gartenbauberatung und die Besetzung von Führungspositionen in Unternehmen und Verwaltung langfristig zu sichern. Vorgeschlagen wird eine Bund-Länder-Finanzierung zweier von Ländern und Bund gemeinsam betriebener Universitätsstandorte. 

Energieeffizienz verbessern

Insbesondere im Anbau unter Glas haben fossile Energieträger immer noch eine große Bedeutung. Die Preise fossiler Energieträger werden weiter steigen. Die Umstellung auf regenerative Energieträger sollte vorangetrieben werden. Vorgeschlagen wird, das Bundesprogramm zur Steigerung der Energieeffizienz finanziell gut auszustatten und eine Zukunftsinitiative speziell für die besonderen Bedarfe des Unterglasanbaus zu lancieren. 

Klimaresilienz herstellen

Ansätze für einen klimaresilienten Anbau von Obst und Gemüse werden im Mulchanbau, in gezieltem Humusaufbau, dem Einsatz von Zwischenfrüchten und Untersaaten sowie in der Anlage und Nutzung von Agroforstsystemen gesehen. Vorgeschlagen wird eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Gartenbau klimaresilient 2030“, bestehend aus Akteuren der Praxis, Forschung, Beratung und Bildung einzurichten. 

Wassereffizienz verbessern

Wasser wird durch verändertes Klima in vielen Regionen knapper. Bei Wassermangel ist bei gärtnerischen Produkten rasch ein Totalausfall der Ernte durch Qualitätsverlust die Folge. Vorgeschlagen wird ein „Bundesprogramm Wassereffizienz“, mit dem die Wasserbereitstellungsinfrastruktur, die einzelbetriebliche Wasserspeicherung und die Investition in wassersparende Bewässerungstechniken gefördert werden soll. 

Öko-Züchtung voranbringen

Der Ausbau des Öko-Obstbaus braucht spezifische Öko-Sorten. Vorgeschlagen wird die Unterstützung sowohl bestehender Züchtungsforschungsinstitutionen und ökologischer Züchtungsinitiativen als auch die langfristige Etablierung von partizipativen Züchtungsansätzen mit dem Zuchtziel „Feldtoleranz“.

 

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