Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Verbundvorhaben über seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). Informationen stehen auf fnr.de unter den Förderkennzeichen 22027012 und 22027112 bereit.
Ertragsfaktoren und Anpassungsfähigkeit der Silphie
Die Silphie liefert in Abhängigkeit von Standort und Rahmenbedingungen sehr unterschiedliche Erträge. Während Praxisbetriebe aus Niedersachsen von etwa 20 Prozent Minderertrag gegenüber Mais berichten, gibt es bei der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) und Landwirten in Süddeutschland sehr positive Ergebnisse. So erzielte die Silphie in entsprechenden Versuchen auf einem typischen Ackerstandort am Rande des Thüringer Beckens im zehnjährigen Schnitt höhere Trockenmasseerträge als Mais.
Die Pflanze kann mit ihrem weitverzweigten Büschelwurzelsystem Wasser bis in eine Tiefe von 2 m erschließen und so Trockenperioden tendenziell besser als Mais überstehen. Um von dieser Fähigkeit zu profitieren, muss der Landwirt jedoch zunächst Geduld mitbringen, denn erst ab etwa dem 4. Standjahr hat sich die ausdauernde Staude vollends etabliert.
Ein weiterer, den Ertrag beeinflussender Faktor ist der Boden: Die Silphie scheint sich offenbar auf mineralstoffreichen Böden, etwa auf Verwitterungsböden auf Moränenschotter, wohlzufühlen. Mineralstoffarme Standorte wie Moorböden sind hingegen weniger geeignet. Dies ist die Beobachtung des Agrarbiologen Dr. Walter Frölich, der die beim Silphieanbau erfolgreichen Landwirte im Energiepark Hahnennest (Ostrach, Baden-Württemberg) betreut. Schließlich spielt auch das Klima eine Rolle; eine ausreichende Temperatur im Frühjahr und geschützte Lagen sind nach den Erfahrungen einiger Landwirte vorteilhaft. Andere Beispiele aus der Praxis zeigen wiederum, dass die Silphie sehr gut auf Mittelgebirgsstandorten auf über 700 m ü. NN mit Jahresdurchschnittstemperaturen unter 6°C zurechtkommt.
Ökologische Vorteile und Anbauoptimierung
Die Pflanze hat auch viele ökologische Vorteile: Sie benötigt bei erfolgreicher Bestandesetablierung in der Regel ab dem 2. Jahr keine Herbizide mehr. Die langandauernde Bodenbedeckung wirkt sich positiv auf Bodenleben, Erosionsschutz, Humusaufbau und Wasserrückhaltevermögen aus. Zudem hat die Staude ein hohes N-Aneignungsvermögen und reduziert ganzjährig Stickstoff im Boden, was sie auch für Wasserschutzgebiete prädestiniert. Schließlich spendet sie bis in den Frühherbst hinein Nektar und Pollen für Bienen, Wildbienen, Hummeln und zahlreiche andere Insekten.
Die TLL will im Rahmen des Probeanbaus mit Landwirten diverse Aussaatversuche mit unterschiedlichen Sä-, Pflege- und Erntetechniken sowie weiteren relevanten Versuchsparametern durchführen. Dabei soll in Abstimmung mit dem Institut für Landtechnik der Universität Bonn zum Teil optimierte Einzelkornsätechnik zum Einsatz kommen, insbesondere aber die betriebsübliche Drill- und Einzelkornsätechnik der einzelnen Landwirte mit möglichst geringen Modifikationen. Die TLL lädt auch Ökobetriebe ein, sich am Versuchsanbau zu beteiligen, um auch mechanische Pflegemaßnahmen testen und beurteilen zu können. Schließlich geht es darum, das von den „Hahnennestern“ entwickelte und im klimatisch begünstigten süddeutschen Raum erfolgreich praktizierte Anbausystem „Etablierung von Silphie unter der Deckfrucht Mais“ unter Praxisbedingungen auf geografisch und klimatisch möglichst unterschiedlichen Standorten zu testen.
Neben der Nutzung als Energiepflanze eignet sich Silphie zudem gut als Grundfutterkomponente in Milchviehrationen, was ihr Einsatzspektrum zusätzlich erweitert. Interessierte Futterbaubetriebe sowie Energiepflanzenanbauer wenden sich bitte schnellstmöglich an die TLL: Johannes Köhler, Tel.: +49 3641 683-241, Mobil: +49 152 22800683, Mail: johannes.koehler@tll.thueringen.de