Schluss mit Blaukorn, Umgraben und nackter Gartenerde: Am Tag des Bodens räumten die Referenten der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim kräftig auf mit alten Gärtnerweisheiten und plädierten für eine ökologische Kreislaufwirtschaft.
Sie verdeutlichten vor rund 180 bayerischen Freizeitgärtnern und Vertretern von Vereinen und Verbänden, wie die kostbare Ressource Boden funktioniert und erhalten werden kann. Veranstalter waren die Bayerische Gartenakademie in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan.
Der Internationale Tag des Bodens wird seit 2003 am 5. Dezember begangen und soll vor allem ein Bewusstsein dafür wecken, wie wertvoll und wichtig gesunde Erde für die Ernährung des Menschen ist.
Der Boden zu unseren Füßen ist lebendig: "In einer Handvoll Gartenerde leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde," machte Gerhard Kreß vom Stadtverband der Kleingärtner in Schweinfurt klar. Und Marianne Scheu-Helgert, die Leiterin des Ökologischen Gemüsebauversuchsbetriebes der LWG in Bamberg verdeutlichte, dass der Mensch über die komplexen Vorgänge im Boden bislang kaum mehr weiß, als über das Weltall. Diese Erkenntnisse allerdings sind gesichert: Regenwürmer, Asseln, Fadenwürmer, Bakterien, Pilze und vieles mehr verwandeln abgestorbene Pflanzenteile in wertvollen Humus. Kein Dünger kann ihre Arbeit ersetzen.
Und so zeigten die Referenten vielen ordnungsliebenden Gärtnern die Rote Karte: Der klassische, "aufgeräumte" Garten im Winter raubt dem Boden die Möglichkeit zur Regeneration. Das Umgraben der Beete sollte nur auf tonigen, schweren Böden erfolgen. Und hier sollte man damit erst Ende November beginnen, denn sonst versickert das Nitrat in die tieferen Bodenschichten und belastet unser Grundwasser. Auch sind dann die wichtigsten Gartenhelfer, die Regenwürmer zur Winterruhe schon eine Etage tiefer gewandert und so vor dem Spaten geschützt.
Zu allen Jahreszeiten sollte der Boden bedeckt sein - mit einer dünnen Schicht Rasenschnitt unter den Tomaten zum Beispiel, mit Pflanzenresten von der Gemüseernte, mit Laub oder anderen Gartenabfällen. Je feiner und jünger das Pflanzenmaterial ist, desto schneller wandeln es die Regenwürmer zum Beispiel in Erde um. Und desto rascher stehen dem Boden auch darin gebundenen Nährstoffe wieder zur Verfügung.
Stickstoff, Kalium und Phosphor - diese drei Nährstoffe sichern die Grundversorgung der Pflanzen, sorgen für rasches Wachstum, Blütenfülle und Gesundheit. Doch schon jetzt ist in den meisten Gartenböden davon zu viel zu finden. Die Folge sind übermäßiges Wachstum und erhöhte Krankheitsanfälligkeit der Pflanzen, aber auch schlechtere Qualität, Lagerfähigkeit und Reifeverzögerung von Obst und Gemüse. Hinzu kommt, dass wir alleine durch zusätzliche Phosphorgaben wertvolle Bodenschätze verschwenden, machte Martin Jauch von der Staatlichen Forschungsanstalt für Gartenbau in Weihenstephan deutlich: Die Phosphor-Vorräte der Erde reichen, wenn sie weiter so rasch abgebaut werden, etwa noch 30 Jahre. Rund 80 Prozent der Gartenböden aber enthalten bereits zu viel Phosphor. Wenn der Einsatz von zusätzlichen Düngemitteln notwendig erscheint, dann sollte man - nach einer vorherigen Bodenprobe - zu phosphatfreien Düngemitteln greifen, betonte der Leiter der Gartenakademie Oskar Kress. Vorsichtiges Dosieren ist angesagt: Denn auch mit organischen Düngern kann man einen Boden überdüngen. Mastige Pflanzen und Nitratauswaschungen ins Grundwasser sind die Folge. Eine übermäßige Nährstoffversorgung der Gartenerde läuft also nicht nur den Interessen der Freizeitgärtner zuwider, sie berührt auch die Belange des Umweltschutzes.