Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wirtschaftswachstum und Umweltschutz sind im Freistaat kein Gegensatz. Diese Bilanz zog Bayerns Umweltminister Otmar Bernhard heute in München bei der Vorstellung des neuen Umweltberichts 2007. Bernhard: A la 'Laptop und Lebermoose' lassen sich erfreuliche Wirtschaftszahlen und positive Umweltparameter unter einen Hut bringen.

So zeigen Bernhard zufolge wichtige Umweltindikatoren einen positiven Trend: Beispielsweise stieg der Energieverbrauch im 10-Jahres-Trend erstmals seit vielen Jahren nicht weiter an, der Ausstoß des klimaschädlichen CO2 nahm messbar ab und ist damit vom Wirtschaftswachstum entkoppelt. Auch die Qualität von Grundwasser, Flüssen und Seen ist ungebrochen hoch und die für Naturschutzziele gesicherten Flächen werden mehr.

"Die Gefährdung wertvoller Tier- und Pflanzenarten und die Lärmbelastung der Menschen, vor allem in den Ballungsräumen, nehmen dagegen zu. Die Staatsregierung wird am Ball bleiben. Positive Trends gilt es zu verstärken, negative umzukehren und weitere Verbesserungen der Umweltqualität zu erreichen", so Bernhard.

Der Umweltbericht liefert Bernhard zufolge Denkanstöße für Politik, Verbände und Behörden. Er zeigt Qualitätsstandards und Ursachen für Probleme auf und macht klar, wo Handlungsbedarf besteht. Denn der Nutzungsdruck auf Bayerns Natur und Umwelt werde weiter steigen. Beispielsweise habe Bayern mit 7,5 Prozent in den letzten Jahren das bundesweit stärkste Bevölkerungswachstum zu verzeichnen.

Bayern hat zudem als erstes deutsches Land seinen 'ökologischen Fußabdruck' ermittelt: "Vergleicht man Bayerns ökologischen Fußabdruck mit dem Weltdurchschnitt müssen wir uns anstrengen, ökologisch sanfter aufzutreten. Trotzdem steht Bayern als eines der wirtschaftsstärksten Länder in Deutschland gut da", so Bernhard. Der ökologische Fußabdruck wird in so genannten globalen Hektar (gha) ausgedrückt und bildet gleichsam die Fläche ab, die eine Gesellschaft pro Kopf in Anspruch nimmt, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Mit 4,2 gha pro Einwohner liegt er in Bayern unter dem deutschen Wert von 4,5 gha und weit unter dem der USA von 9,6 gha.

"Nachhaltige Entwicklung muss oberstes Ziel des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Handelns sein. Auf unsere Industriegesellschaft übersetzt heißt das, nicht vom Kapitalstock, sondern von den Zinsen zu leben", so der Minister. Der Umweltbericht stützt sich auf umweltbezogene Nachhaltigkeitsindikatoren, wie z.B. CO2-Ausstoß, Energieverbrauch oder Entwicklung der Rote-Liste-Arten.

Weitere Indikatoren sind: Klimaschutz: Trotz der positiven Wirtschaftsentwicklung konnte der Ausstoß des klimaschädlichen CO2 in den letzten 10 Jahren gesenkt werden, von 2001 bis 2004 um insgesamt 6,6 Millionen Tonnen. Der Verbrauch von Primärenergie, der seit den 70er Jahren um 40 Prozent zugenommen hat, steigt im Zehn-Jahres-Trend erstmals seit langem nicht mehr weiter an.

Bernhard: "Bayern wird den Klimaschutz konsequent fortsetzen: Bis 2010 wollen wir die bayerischen CO2-Emissionen auf insgesamt 80 Millionen Tonnen pro Jahr begrenzen. In den nächsten vier Jahren investiert der Freistaat daher zusätzlich zu den jährlichen 100 Millionen Euro 350 Millionen Euro im Rahmen des Klimaprogramms Bayern 2020 - insgesamt 750 Millionen Euro."

Artenvielfalt: Die Gefährdung der Vielfalt der Arten und Lebensgemeinschaften ist ein globales Problem, das auch vor Bayern nicht halt macht. Der Anteil der ungefährdeten Arten geht zurück, inzwischen auf 38 Prozent. Dazu könnte der Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten einen zusätzlichen Artenverlust bescheren. Auf der anderen Seite greifen die bayerischen Artenhilfsprogramme: Weißstorch oder Wanderfalke beispielsweise konnten im Gefährdungsgrad zurückgestuft werden. Die für Naturschutzziele gesicherten Flächen konnte Bayern inzwischen auf 13,5 Prozent der Landesfläche ausbauen. Der Anteil der Ökolandwirtschaft steigt weiter an. In den letzten zehn Jahren hat Bayern für Naturschutz und Landschaftspflege rund 300 Millionen Euro investiert. Im Klimaprogramm 2020 stehen in den nächsten vier Jahren 8 Millionen Euro für Anpassungsmaßnahmen im Naturschutz zur Verfügung, u. a. für ein Sonderprogramm zur Stabilisierung der genetischen Vielfalt.

"Die Sorge um eine gesunde Artenvielfalt ist keine lebensfremde Naturromantik, sondern sichert langfristig die Voraussetzungen unserer eigenen Existenz", so der Minister. Aktuell wird zusammen mit den anderen Ressorts ein eigenständiges bayerisches Konzept zur Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie geprüft.

Flächenverbrauch: Von 2000 bis 2004 konnte in Bayern der Flächenverbrauch von über 28 Hektar pro Tag auf 15 Hektar pro Tag nahezu halbiert werden. Inzwischen hat der allgemeine Aufschwung in Deutschland dazu geführt, dass der Flächenverbrauch wieder angezogen hat: 2006 lag er bei 20,6 Hektar pro Tag. Flächensparen ist deshalb ein Schwerpunkt des bayerischen Bodenschutzprogramms. Häufig haben die Kommunen noch innerörtliche Potenziale von mehr als 20 Prozent für eine Bebauung oder Nachverdichtung. Diese gilt es durch ein kommunales Flächenmanagement verstärkt zu nutzen. Das Bündnis zum Flächensparen entwickelt und koordiniert Aktivitäten wie Foren und Ausstellungen für Planer, Entwickler, Entscheidungsträger und Bürger. Bernhard: "Unsere Devise ist: Wir müssen mit weniger Platz auskommen". Der Anteil von Siedlungs- und Verkehrsflächen beträgt in Bayern 11 Prozent und liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt von 13 Prozent. Davon sind allerdings nur knapp die Hälfte tatsächlich versiegelt. Eine Flächeninanspruchnahme, wie z.B. durch eine Ortsumgehung, kann aber auch an anderer Stelle Umweltbelastungen mindern und den Lärmschutz unterstützen.

Wasser: Zwei Drittel der bayerischen Fließgewässer haben heute mindestens Güteklasse II oder besser - sind also nur mäßig bis gar nicht belastet. Auch die Grundwasserqualität kann sich sehen lassen: "Zwei Drittel unseres Trinkwassers werden ohne weitere Aufbereitung an die Verbraucher abgegeben. Die gute Situation ist vor allem auf den mit staatlicher Unterstützung erfolgten landesweiten Ausbau der Abwasserreinigung zurückzuführen: Der Anschlussgrad liegt heute bei 96 Prozent. Die hohe Gewässergüte in Bayern zeigt sich auch bei Bayerns Seen. Von den in diesem Jahr untersuchten 978 Proben an EU-Badestellen hatten nur 11 nach starken Regenfällen deutlich erhöhte Keimzahlen. Bayern wird die europäische Wasserrahmenrichtlinie weiter konsequent umsetzen. Ziel ist, bis 2015 einen guten ökologischen Zustand und eine gute Wasserqualität in allen Gewässern sicher zu erreichen."

Der Umweltbericht Bayern 2007 steht kostenlos als Broschüre bzw. im Internetzur Verfügung.

 

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