Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Frühsommer 2023 hat in NRW bereits Folgen beider Extremwetterlagen spüren lassen: Anhaltende Hitze und Trockenheit in den ersten Juniwochen, aber auch Starkregen, Stürme und Gewitter. Für den Sommer ist nach den Erfahrungen der letzten drei Jahre wieder mit großen Herausforderungen zur Bewältigung dieser Phänomene zu rechnen, für viele Kommunen bedeutet dies auch, dass sie ihre grün-blaue Infrastruktur den neuen Bedingungen anpassen. Dies geschieht nicht ohne Leitplanken des Bundes:

Als wichtige Bausteine für die Klimaanpassung von Städten haben sich die Dach- und Fassadenbegrünung erwiesen, die in vielen NRW-Städten gefördert werden.

Um die Stadtzentren als Aufenthaltsorte zu entwickeln, sind vor allem Grün- und Wasserflächen sowie Schattenplätze wichtig.

Der Frühsommer 2023 hat in NRW bereits Folgen beider Extremwetterlagen spüren lassen: Anhaltende Hitze und Trockenheit in den ersten Juniwochen, aber auch Starkregen, der zur Herausforderung für die Kanalisation wurde. (Fotos: VGL NRW/GPP)

Im Juni 2021 hatte der Bundestag mit der Novellierung des Klimaschutzgesetzes messbare Klimaziele festgeschrieben, die dazu beitragen sollen, die Klimafolgen zu minimieren. Hieraus ergeben sich Aufgaben und Herausforderungen für Politik und Verwaltung auf allen Ebenen, ebenso wie für die Wirtschaft und nicht zuletzt für Bürgerinnen und Bürger. Dazu betont Josef Mennigmann, Präsident des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL NRW) e.V.: „Vor allem geht es um die Pflege und Versorgung des Stadtgrüns, damit zusammenhängend vielerorts die Weiterentwicklung von Schwammstadt-Konzepten und auch mit Blick auf private Häuser und Gärten um dauerhaft wirksame Beschattungs- und Bewässerungssysteme.“ Als wichtige Bausteine habe sich die Dach- und Fassadenbegrünung erwiesen, die in vielen NRW-Städten gefördert werde, darüber hinaus seien Systeme zum optimierten Wassermanagement und zur Regenwassernutzung mehr und mehr gefragt.

Gutes Klima für NRW

Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) hat im Rahmen des bundesweit erhobenen „KfW Kommunalpanel 2023“ festgestellt, dass zwar Kommunen mit mehr als 2.000 Einwohnern schon heute erheblich in den Klimaschutz investieren, aber auch, dass dies gemessen an den Herausforderungen nicht hinreichend ist, um das erklärte Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen. Dazu passt, dass die schwarz-grüne NRW-Landesregierung aktuell im Juni 2023 im Rahmen ihres Klimaschutzpakets auch Eckpunkte für eine Novellierung des Klimaschutzgesetzes NRW vorgelegt hat. Mit insgesamt 68 ressortübergreifenden Maßnahmen will die Landesregierung den Klimaschutz voranbringen. Neben vielen technischen Maßnahmen sind ausdrücklich auch naturbasierte Lösungen genannt. In der Information der Landesregierung heißt es wörtlich:

„Gefördert werden investive Maßnahmen, die der Klimaanpassung und somit einer verbesserten Risikoprävention gegenüber Klimawandelfolgen auf lokaler und regionaler Ebene dienen. Dazu zählen u. a. naturbasierte Maßnahmen zum Schutz vor Überhitzung und Dürre, zur Schaffung von Verdunstungskühle, zur Wiederherstellung natürlicher Bodenaustausch-Prozesse sowie zur Verfolgung des Schwammstadt-Prinzips. Insbesondere diese naturbasierten Maßnahmen (Bäume, Sträucher, Rasen, Dach- und Fassadenbegrünung etc.) tragen dabei gleichzeitig zum Klimaschutz bei. CO₂ wird in den Pflanzen gebunden und Entsiegelung ermöglicht die Wiederherstellung von Böden als CO₂-Speicher. Dach- und Fassadenbegrünung erfüllt zudem eine Dämmfunktion und reduziert somit den Energieverbrauch.“

Gemeinsame Anstrengung

Der VGL NRW sieht hier für die Branche große Aufgaben und nimmt die Herausforderungen an. Mennigmann: „Mit mehr als 1.000 Mitgliedsbetrieben in NRW tragen wir erheblich zur Stärkung der Klimaresilienz in Kommunen und Kreisen bei. Der Garten- und Landschaftsbau unterstützt im kommunalen und privaten Freiraum Maßnahmen, die mittel und langfristig zu einer Steigerung der Resilienz gegen negative Klimawandelfolgen führen und die lokale Wirtschaft stärken.“ Dazu gehört für den Verband auch, dazu beizutragen, die Aufenthaltsqualität der Innenstädte zum Wohl von Handel und Gastronomie zu verbessern. Als attraktiv gelten heute Innenstädte, die multifunktional sind und eine Kombination verschiedener Nutzungsarten wie Handel, Gastronomie, Freizeit- und Kultureinrichtungen ermöglichen. Um die Zentren als Aufenthaltsorte zu entwickeln, sind vor allem Grün- und Wasserflächen sowie Schattenplätze wichtig. Mennigmann:

„Der Umbau der urbanen Infrastrukturen ist eine Daueraufgabe und bei allen Investitionen in das Stadtgrün muss auch die langfristige Pflege bedacht werden.“ Nachhaltige Entwicklung vor Ort stelle eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft dar, die Einbeziehung und gemeinsames Handeln mit der lokalen Wirtschaft und von Bürgerinnen und Bürgern sind nach Einschätzung des VGL NRW wichtig für die Zukunftssicherung und für die Lebensqualität in NRW.

 

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