Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Auf dem Friedhof ist Zeit für Erinnerungen und das Grab der Ort für stille Zwiesprache, Blumen und kleine Geschenke. Aber längst nicht in jedem Fall wissen heute die Angehörigen, wo die Gräber ihrer Verstorbenen eigentlich genau liegen. Die anonyme Bestattung wird von vielen Menschen als die pragmatische Lösung ihrer Probleme gesehen: als günstige und saubere Lösung gepriesen, verheißt sie Sorglosigkeit für die Hinterbliebenen.

Ob nun die Asche in einer Urne irgendwo auf einem anonymen Rasenfeld in die Erde gelassen wird oder die Asche auf einem Aschestreufeld verstreut wird - der Verstorbene ist verschwunden, nur die Wiese oder das Feld zeugen von seinem Verbleib. Für die Trauer bleibt dann der zentrale Ort für alle Hinterbliebenen, die hier ihre Blumen oder kleinen Geschenke für ihren Toten ablegen können. Wie gerne wäre man mit seiner Trauer und dem Verstorbenen alleine und würde ihm ganz persönlich vom Leben "erzählen". Dies ist aber an einem anonymen Grabfeld nicht möglich.

Ursula K. aus Bochum-Wattenscheid hat vor zwei Monaten ihre Mutter, die sie zehn Jahre lang gepflegt hat, verloren. Die Urne mit der Asche wurde auf einem anonymen Gemeinschaftsgrabfeld bestattet. Heute steht sie oft vor dem mit Maulwurfshügeln übersäten, ehemaligen Kriegsgräberfeld und ist schier verzweifelt "Gerade jetzt in dieser schweren Zeit hätte ich gerne genau gewusst, wo meine Mutter liegt. Aber das kann mir niemand sagen."
Und tatsächlich ist es so, dass die meisten Friedhofsverwaltungen die Bedeutung der Worte "anonym und namenlos" ernst nehmen und den Hinterbliebenen den konkreten Ort nicht benennen. Und das, obwohl immer mehr Trauernde erst in der Zeit nach der Bestattung feststellen, wie wichtig ihnen der konkrete Ort wäre und dann versuchen, diesen bei der Verwaltung zu erfragen.

Und immer mehr gehen noch weiter: Sie möchten eine Umbettung in ein Grab mit Grabstein, Namen und Lebensdaten. Doch das sehen die meisten Verwaltungen in ihren Satzungen nicht vor. "Umbettungen von anonym bestatteten Verstorbenen sind nicht zulässig" oder "Eine Zustimmung zur Umbettung von anonym bestatteten Särgen und Urnen wird grundsätzlich nicht erteilt", heißt es da. Städte, wie z.B. Berlin, die Umbettungen nach Prüfung im Einzelfall zulassen, stellen einen Anstieg bei den Umbettungswünschen fest, auch wenn die Hinterbliebenen die nicht ganz geringen Kosten zu tragen haben.

So teilt die für den Friedhofsentwicklungsplan in Berlin zuständige Sachbearbeiterin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Regina Pröpper mit: "Von den Friedhofsverwaltungen erfahren wir, dass ein häufiger Grund für die Umbettungsanträge darin liegt, dass viele Angehörige im Nachhinein mit der Wahl einer anonymen Grabstätte unzufrieden sind, da sie nicht wissen, wo der Verstorbene liegt und die Trauerbewältigung somit schwer fällt." Das sagt auch Ursula K.: "Der feste Ort zum Trauern fehlt einem in solch schweren Zeiten ganz besonders. Aber den suche ich vergebens."

Einer solchen Hoffnungslosigkeit kann man zuvorkommen. Wir alle machen uns Gedanken um unser Leben, aber auch die schnelle Endlichkeit dieses Lebens. Da heißt es, sich auch über den letzten Ruheort Gedanken zu machen. Gemeinsam mit den nächsten Verwandten und Freunden darüber ein klärendes Gespräch zu führen, kostet vielleicht Überwindung, kann aber im Ernstfall viele Sorgen und viel Leid verhindern. Die Entscheidung für eine namenlose Ruhestätte muss in vollem Bewusstsein, unter Einbeziehung der möglichen Betroffenen und mit allen Konsequenzen getroffen werden, denn sie ist in der Regel unumkehrbar. Die Entscheidung für ein Grab mit Grabmal, Namen und Lebensdaten ist eine Entscheidung für das Leben und für die Hoffnung. Denn dieser konkrete Ort der Trauer gibt den Hinterbliebenen das Gefühl: Der Tote ist immer unter uns. Und wenn man im Frühjahr das Grab des Verstorbenen auf dem Friedhof besucht, gibt dieser Ort die Hoffnung und den Mut, trotz und gerade wegen des unvermeidlichen Todes das Leben täglich mit all seinen schönen Seiten bewusst zu genießen und sich den unabänderlichen Widrigkeiten mit Optimismus, aber ohne Vergessen und Verdrängen, zu stellen.

 

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