Mit Gefahrenhinweiskarten über Steinschläge, Felsstürze und Erdrutsche erhöht Bayern die Planungssicherheit für seine Alpen-Gemeinden. Dies betonte Bayerns Umweltminister Otmar Bernhard in München anlässlich des Erdrutsches im Pinzgau bei Salzburg.
Bernhard: "Die Temperaturen steigen in den Alpen doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt, die Auswirkungen sind dadurch besonders drastisch. Permafrost, der seit Jahrtausenden ganze Gebirgszüge wie Beton versiegelt, droht aufzutauen. Berghänge könnten so ins Rutschen kommen. Derartige Naturgefahren werden immer häufiger Siedlungen und Infrastruktur in den Bergen gefährden." Bayern verbessert deshalb sein Vorsorgesystem. Bis 2012 sei geplant, für den gesamten bayerischen Alpenraum Gefahrenhinweiskarten zu erstellen.
Erstmals sind in den neuartigen Karten neben aktuellen Hangrutschungen und Felswänden, die abbrechen könnten, jetzt auch die Gebiete eingetragen, die dadurch potenziell gefährdet sind. Das ist eine entscheidende Verbesserung für Planer, um Gefährdungen von Ortschaften, Verkehrswegen und Versorgungsleitungen zu vermeiden.
Anders als bei Lawinen baut sich die Gefahr von Felsstürzen, Hangabbrüchen und Rutschungen nur schwer vorhersagbar und langsam auf. Mit bloßem Auge ist eine Bewegung oft gar nicht zu erkennen. Deshalb erfassen seit 1987 Georisiko-Experten des Landesamts für Umwelt alle derartigen Gefahrenstellen in den bayerischen Alpen.
Rund 2.200 Fels- und Bergstürze, Hangrutschungen und Felsstürze sind erfasst. Dank neuartiger High-Tech-Software und den im Gelände erhobenen Messdaten lassen sich jetzt zum Beispiel bei Felsstürzen die Reichweiten und die Sturzbahnen in den gefährdeten Gebieten ermitteln.
Bisher wurde die 785 Quadratkilometer große Pilotregion Oberallgäu vollständig kartiert - mit überraschendem Ergebnis: 28 Prozent der Region sind von Steinschlag und Felssturz betroffen. Insgesamt wurden 318.000 Steinschläge simuliert, mit Blockgrößen bis zu 3,78 Tonnen.