Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Gartenbau 2015 - Rahmenbedingungen für einen leistungsfähigen Gartenbau - lautet das Thema, unter das der Gartenbauverband Nord den 3. Norddeutschen Gartenbautag in Hamburg gestellt hat. Andreas Lohff, Präsident des Gartenbau-Landesverbandes, kritisierte die derzeitigen politischen Rahmenbedingungen für den Gartenbau:

GVN-Präsident Andreas Lohff (Foto: Dr. Schoppa)

"Unübersichtliches Steuersystem, Hofladenurteil - Abgrenzung Landwirtschaft und Gewerbe: Primärproduktion wird steuerlich ins Gewerbe gedrängt! Wachstumsbeschleunigungsgesetz - kommt nicht im Gartenbau an! Mehrwertsteuersystemrichtlinie - ermäßigter Steuersatz auf Blumen und Zierpflanzen in Gefahr! Bundesprogramm zum effizienten Energieeinsatz im Gartenbau - Förderbedingungen an der Realität vorbei! Umsetzung der Verpackungsverordnung: Unpraktikables Bürokratiemonster!"

"Keine so Mut machenden Aussichten für eine stabile Entwicklung der Betriebe. Der Gartenbau im Norden ist bis jetzt in der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit mit einem blauen Auge davon gekommen. Großen Einfluss darauf, dass es keinen Totalabsturz des Gartenbaus gab, hatte die Tatsache, dass unsere Betriebe fast ausschließlich familiengeführt und mit dem eigenem Kapital und Grund und Boden alles eingebracht wurde, was an Reserven möglich war".

Mit Blick auf die Entwicklungen am grünen Markt forderte Lohff die Herstellung von Wettbewerbsgleichheit in Europa, insbesondere in den Bereichen Pflanzenschutz, Energiekosten und steuerlichen Belastungen. Eine der zentralen Forderungen des Zentralverbandes Gartenbau ist die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vorgesehenen Vereinbarung über den konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien und weitere Erhöhung der Energieeffizienz. Ziel ist es, dass Erneuerbare Energien den Hauptanteil an der Energieversorgung übernehmen.

Mit der nunmehr seit einigen Tagen erfolgreich verhandelten Öffnung des Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energien (MAP) für erneuerbare Energien auch für die landwirtschaftliche Primärproduktion incl. Gartenbau, konnte der ZVG einen Erfolg erzielen.

Zentraler Inhalt in den Winterversammlungen aller Kreisverbände sowie der Landesfachgruppen war die Bemühungen der Verbandsführung, durch Änderungen der Verbandsstrukturen die Leistung des Verbandes auch in der Zukunft zu erhalten und für seine Mitglieder effizient zu arbeiten. Dabei wurden der Strukturwandel im Gartenbau, die Aufgaben der Verbände (auf Bundes- und EU-Ebene der Zentralverband Gartenbau ZVG, regional und lokal der Gartenbauverband Nord GVN), die Mitgliederentwicklung und der Etatbedarf, resultierende Problemstellung und Konsequenzen sowie Modelle der Organisationsentwicklung in der Zukunft beleuchtet und intensiv diskutiert.

Folgende Motive für die Strukturdiskussion stehen im Raum:
Strukturwandel in der Branche geht mit sinkenden Mitgliederzahlen in den Landes- und Bundesfachverbänden einher, d. h. immer weniger Mitglieder tragen die Finanzierung der Verbandsarbeit. Die Ansprüche der Mitglieder an die Verbände im Hinblick auf die politische Interessensvertretung und konkrete Service-/Dienstleistungen steigen und verändern sich kontinuierlich. Die einzelbetrieblichen Anforderungen an die Verbände werden differenzierter und komplexer zugleich. Das Kosten-/ Nutzendenken der Mitgliedsunternehmen tritt zunehmend in den Vordergrund. Tradition und Solidarität von Mitgliedschaften verlieren an Bedeutung. Die Entwicklung im Produktionsgartenbau zeigt einen Trend zu immer größeren Betrieben und/oder zu einer stärkeren Spezialisierung (Sparte, Kulturen, Qualitäten).

Die Rede von Präsident im weiteren (Auszüge):
Bei der internen Perspektive geht es um die optimierende Weiterentwicklung der heute gegebenen Verbandsstrukturen. In der räumlichen Ebene ist die Bildung von drei Landesgruppen Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein in Diskussion. Noch bestehende Kreisgruppen können bestehen bleiben und werden vom Zwang bestehender ehreamtlicher Vertretungsgremien entlastet. Die neuen Landesgruppen wählen die Kreisgärtnermeister und entsenden die Delegierten aus ihrer Region. In der fachlichen Gliederung des Verbandes wird neben den bereits bestehenden Landesfachgruppen "Blumen und Zierpflanzen", Friedhofsgärtner", "Obstbau" und "Gemüsebau" eine fachliche Vertretung der immer bedeutsameren Bereiche "Handel/Vermarktung" sowie "Dienstleistung" diskutiert.

Bei der externen Perspektive wird um die Kooperation mit anderen verbandlichen Partnern gehen. Über die seit 2005 bestehende Kooperation mit dem BdB-Landesverband Schleswig-Holstein streben wir konkrete Verhandlungen an einerseits mit den Gartenbau- Landesverbänden (vor allem dem Wirtschaftsverband Gartenbau Niedersachsen) und andererseits mit anderen Fachverbänden wie dem FdF Nord. Die Geschäftsführenden Präsidien der nördlichen Gartenbauverbände haben bereits zusammen getagt. Wir streben zu Beginn 2011 eine gemeinsame Willenserklärung beider Verbände an, mittelfristig einen Regionalverband Gartenbau Nord zu gründen. Wir sind der festen Überzeugung, durch die dargestellten Veränderungen und Entwicklungen die Verbandsleistungen für unsere Mitglieder nicht nur zu sichern, sondern auch effektiver, das heißt leistungsstärker und kostengünstiger erbringen zu können. Dies ist die Herausforderung unserer verbandlichen Zukunft, die wir gemeinsam meistern müssen. Die Verantwortung für die Stärke unseres Berufsverbandes - als Einflussfaktor auf die Rahmenbedingungen für unsere Branche - tragen wir allein, nicht die Politik!

Der Gartenbau befindet sich im internationalen Wettbewerb, wobei an dieser Stelle die fehlende Harmonisierung vieler Produktionskosten bestimmende Faktoren wieder angemerkt werden muss. Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen tragen nicht dazu bei, dass die Investitionsbereitschaft der Gartenbaubetriebe steigt. Der Investitionsaufschub führt teilweise zu einem Investitionsstau. Die erforderlichen Modernisierungen werden umfangreicher, die Kreditbeschaffung zunehmend schwieriger. Dabei sollte für das neue Jahr 2010 die Kernaufgabe sein, mit voller Kraft für Wachstum und Beschäftigung zu sorgen. Wichtig ist auch, den begonnenen Aufschwung durch eine ausreichende Kreditversorgung seitens der Kreditinstitute und Förderbanken zu unterstützen. Hier bleibt die Politik gefordert.

Wichtig ist auch, dass die Wirtschaftspolitik zu einem verlässlichen, konsistenten und Mittelstand fördernden Kurs findet. Unsere Friedhofsgärtner leiden nicht nur regional, sondern bundesweit am derzeitigen Wandel der Bestattungskultur. Die Friedhofsgärtner gehen nun nach jahrelangen Abwehrkämpfen und Aufklärungsversuchen in die Offensive: mit der Imagekampagne "Es lebe der Friedhof!" Mit über 1 Mio. Euro ist es möglich geworden, eine berufsständisch finanzierte und organisierte Kampagne für die Öffentlichkeit in Fernsehen und Printmedien auf die Beine zu stellen. Ziel ist die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Leistungsfähigkeit der Friedhofsgärtner. Ich wünsche mir eine Fortführung der Kampagne sowie verstärkte aktive Teilnahme der Kollegen in Region. Lassen Sie uns gemeinsam kämpfen für den Erhalt der Friedhofskultur!

Unsere Einzelhandelsgärtnereien versuchen weiterhin, die verbandsgestützte Absatzförderung durch Gemeinschaftsmarketing zu stärken. Im Norden spielen nehmen unserer bereist erwähnten Kampagne "der norden blüht auf!" vor allem "Viva Balkonia" sowie die neuen Aktion "Pflanze des Jahres im Norden" dazu. Für das einzelbetriebliche Markting und die betriebliche Qualitätssicherung bieten wir die Qualitätszeichenprüfung "Premium Gärtnerei" an. Hier mein Appell an alle Mitglieder: Leider nutzen immer noch viel zu wenig unserer Mitglieder das Leistungsangebot. Bringen Sie sich aktiv ein und beteiligen Sie sich zu Ihrem eigenen Nutzen. Chancen für den Gartenbau im Norden gibt es genug. Chancen durch die Arbeit eines Berufsverbandes im Zeitraum bis 2015 bestehen m. E. durch:

  • Gartenschauen in der Region (LGS Norderstedt 2011, IGS Hamburg 2013).
  • Weiterentwicklung der GVN-Verbandsstrukturen mit neuen Partnern.
  • Gemeinschaftsmarketing - Der Norden blüht auf! / Pflanze des Jahres im Norden 2010.
  • Kompetenzzentrum LK Hamburg - Länderübergreifende Kooperation im Versuchsund Beratungswesen im Norden vollenden
  • Übernahme eines Ehrenamtes - Persönlichkeitsentwicklung, fachlicher und menschlicher Gewinn für alle Gärtner/-innen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir brauchen diese Bündelung für die Bewältigung unserer Zukunftsaufgaben. Globalisierung und Konzentration schreiten voran und sorgen fürDynamik und Veränderungen in den nationalen und internationalen Märkten. Wenn wir heute über Kräftebündelung bei den internen Verbandsstrukturen sprechen, die Kooperationen der Landwirtschaftskammern in Norddeutschland vorantreiben, dann darf nicht ungesagt bleiben, dass die fünf norddeutschen Bundesländer noch zu einem ganz anderen politischen Nordverbund kommen müssen. Für die Freie und Hansestadt Hamburg bedeutet die Errichtung des Kompetenzzentrums am Brennerhof eine Stärkung der heimischen Gartenbaubetriebe. Damit wird die Forschung, Beratung und Ausbildung für den norddeutschen Verbund mit einem weiteren Standort ergänzt. Wichtig wird die intensive Zusammenarbeit sein, die aus den Anforderungen des Berufsstandes hervorgehen muss.

 

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