Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Unter welchen Rahmenbedingungen findet der Erwerbsgartenbau im Jahr 2030 statt? Welche Chancen und Risiken entstehen daraus für den Dienstleistungs- und Produktionsgartenbau? - Diese beiden Fragestellungen standen im Mittelpunkt des Workshops: Rahmenbedingungen, der die Reihe der strategischen Workshops im Projekt: Zukunft des deutschen Gartenbausektors, des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), abschließt.

Noch haben alle Interessierten jedoch die Chance, aktiv mitzureden im Zukunftsforum: (Link unten)

Am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau e.V. (IGZ) in Großbeeren beschäftigte sich am 18./19. September eine Gruppe von mehr als 30 Teilnehmenden aus unterschiedlichen Wissenschaftsfeldern, der gartenbaulichen Praxis, aus Beratung und Politik mit den zukünftigen Rahmenbedingungen für den Gartenbau in Deutschland. Nachdem die Workshops zuvor die Themen "Technik", "Qualifizierung", "Wertschöpfungsketten/Kooperation" und "Kommunikation" behandelten, weitete sich der Blick nun auf das Umfeld des Gartenbaus. Professor Dr. Paul Gans, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie an der Universität Mannheim, skizzierte die demographischen Rahmenbedingungen, die trotz des übergeordneten demographischen Wandels - Alterung der Gesellschaft, Bevölkerungsrückgang, zunehmende Internationalisierung und Singularisierung - regional sehr unterschiedlich ausfallen können. Allgemein ist mit einer deutlichen Heterogenisierung der Gesellschaft zu rechnen.

Auf die sozio-kulturellen Rahmenbedingungen ging Jörg Heinel (IG BAU) ein. Er thematisierte das Image des Gartenbaus als Niedriglohnsektor, den erwarteten Fachkräftemangel, Anforderungen an die Arbeitszeitflexibilität und Altersarmut.

Ausgehend von der Eurokrise betrachtete Dr. Christian Bock (Bereichsleiter der Landwirtschaftlichen Rentenbank) die Erfolgsfaktoren der deutschen Wirtschaft und entwarf ein positives Bild für die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Gartenbaus der Zukunft. Er vertrat die Thesen, dass Europa gestärkt aus der Schuldenkrise hervorgehe, die freiheitlich-demokratische Grundordnung die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft fördere, und die bestehende Rechtssicherheit Direktinvestitionen und Kapitalbindung in Europa auch zukünftig begünstige.

Einen "manchmal etwas provokanten Blick" warf Rechtsanwältin Romana Hoffmann, Zentralverband Gartenbau (ZVG), auf die künftigen politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen, auf die sich der Gartenbau einzustellen habe. Mit einprägsamen Beispielen aus dem Unternehmeralltag zeigte sie die sich ergebende "Zwickmühle" auf, wenn nationale und regionale rechtliche Interessen europäischen Regelungen entgegenstehen. Zunehmender Verbraucherschutz, verstärkte Europäisierung der Rechtsetzung, geringere Berücksichtigung der Besonderheit lebender Gartenbauprodukte und mangelnde Fachkompetenz in der Finanzverwaltung waren nur einige Herausforderungen, mit denen sich Akteure im Gartenbau zukünftig auseinandersetzen müssen.

Es verwundert daher kaum, wenn auch Dr. Andrea Lüttger (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) zu Ende ihres Beitrag resümiert: "Nachfrage und politische Impulse für landwirtschaftliche und gärtnerische Produkte werden kurz- bis mittelfristig einen stärkeren Einfluss auf das Artenspektrum haben als der Klimawandel."

Für die Darstellung der Klimaveränderungen wählte sie aus der Vielzahl an Modellen eines, das den möglichen Anpassungsbedarf in der Pflanzenproduktion aufzeigen kann. Demnach vergrößert eine durch den Temperaturanstieg bedingte Verlängerung der Vegetationsperiode das allgemeine Produktionspotenzial. Zugleich steigt aufgrund von Extremwetterlagen das Ertragsrisiko, wodurch sich neue Anforderungen an die Lagertechnik ergeben.

Extremwetterlagen (z.B. Hitze und Starkniederschläge) beeinträchtigen die Bodenstruktur. Die Bodenqualität wird zu einem limitierenden Faktor, d.h. regionale Unterschiede werden deutlicher in Bezug auf das Ertragspotenzial hervortreten. Das Szenario hat die Anpassung der Produktionstechniken zur Folge, was mit Mehrkosten verbunden ist (z.B. zunehmende Notwendigkeit zur Beregnung).

Die Teilnehmenden setzten sich auch mit dem Sonderthema der Nachfrage nach gartenbaulichen Leistungen und Produkten auseinander, deren Entwicklung in einem gesonderten Beitrag erscheinen wird.

Im gemeinsamen Kreis erfolgte unter der fachlichen Moderation von Dr. Marianne Altmann (CO CONCEPT) die Ableitung der Auswirkungen dieser Rahmenbedingungen auf den Gartenbau. Diskussionsthesen hierzu sind im online Forum dargestellt - klicken Sie sich rein.

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