Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Am heutigen Abend endet die internationale gartenschau hamburg nach 171 Tagen. Entstanden ist der Wilhelmsburger Inselpark, der ab morgen den Hamburgern als weiterer großer Volkspark der Hansestadt zur Verfügung steht.

Willhelmsburger Inselpark in der Gesamtstadt Hamburg. (Quelle: igs)

Die Gartenschau in Hamburg hatte es nicht leicht: Schnee und Frost bis April, launiges Wetter zu Beginn und kritische Zurückhaltung vieler Hamburger bis zum Schluss. Dennoch: Über eine Million Besucher zählten die Veranstalter. Die Gartenschaugäste reisten "in 80 Gärten um die Welt" und ließen sich von Blumenpracht, Pflanzkunst und Landschaftsgestaltung begeistern. Sie erlebten großartige Konzertabende, Comedy und Tanz im Inselpark. Sie haben ParkSport gemacht oder einfach nur die Natur genossen. Sie entdeckten diesen Hamburger Stadtteil, der Wilhelmsburg heißt.

Die Erwartungen der Initiatoren waren groß: 2,5 Millionen Gäste hatten Gutachter prognostiziert und damit das Ziel gesetzt, die igs durch die Einnahmen komplett zu refinanzieren. Die heutige Bilanz ernüchtert: Nur rund 50 Prozent der erwarteten Gäste und damit auch erheblich weniger Einnahmen für die igs. Die verbleibenden Kosten für den Betriebszeitraum von März 2007 bis Ende 2014 belaufen sich auf maximal 37 Millionen Euro.

Stadtentwicklungssenatorin und Aufsichtsratsvorsitzende der igs gmbh, Jutta Blankau: "Für die Zukunft der Elbinseln war und ist die igs 2013 zusammen mit der IBA ein zentraler Bestandteil der Strategie, hier eines der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte voranzutreiben: Für die Menschen, die hier leben oder eine neue Heimat finden, für die Unternehmen, die hier Arbeitsplätze schaffen und erhalten und für einen Stadtteil, der sozial gerechtes, Umwelt gerechtes und wirtschaftlich solides Leben, Wohnen und Arbeiten garantiert. Mit der igs bekommt Wilhelmsburg einen Volkspark des 21. Jahrhunderts."

igs-Geschäftsführer Heiner Baumgarten: "Wir haben mit größtem Engagement und viel Herzblut diesen Park geplant, gebaut und zum Austragungsort der igs 2013 entwickelt. Das ist ein großer Gewinn für Wilhelmsburg und letztlich für ganz Hamburg, das für seine großartigen Parks berühmt ist. Aus wirtschaftlicher Sicht haben wir unser Ziel weit verfehlt und müssen erkennen, dass keine der vermeintlich sicheren Prognosen der Experten zutreffend waren. Im Ergebnis aber, kann ganz Hamburg stolz sein auf die Entwicklungen und positiven Veränderungen in Wilhelmsburg. Eine Entwicklung, die es ohne die igs nicht gegeben hätte."

Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter: "Der Wilhelmsburger Inselpark ist integraler Bestandteil des Sprungs über die Elbe, der konsequenten Ergänzung von Hamburgs Park- und Grünanlagennetz und der neuen Wilhemsburger Mitte. Damit wollen wir zeigen, dass die Elbinsel eines der Zukunftsquartiere der Stadt für grünes und maritimes Wohnen ist."

DBG-Geschäftsführer Jochen Sandner: "Mit dem städtebaulichen Entwicklungsschub für Wilhelmsburg hat auch diese Gartenschau die gewünschten Ziele erreicht. Natürlich war die igs 2013 darüber hinaus eine großartige Leistungsschau der gärtnerischen Berufe. In den Freilandwettbewerben wie in den 26 Hallenschauen haben die besten Gärtnerinnen und Gärtner aus dem In- und Ausland ihr Können gezeigt. Trends und Inspirationen für die private Welt gab es in unendlicher Fülle. Und das Publikum hat uns seine Begeisterung darüber auf allen Medienkanälen zurückgespielt. Ich wünsche den Wilhelmsburgern und allen anderen Besuchern, dass der Pflegezustand des igs-Geländes erhalten bleibt und sie so auch künftig ihren Park genießen können."

Top-Daten zur Gartenschau - Das war die igs 2013

Tagesgäste, Mitmacher, Ticketarten, Reisebusse

  • 1,047 Mio. Besucher (Stand: 10.10.13).
  • 8.902 Dauerkarten.
  • Über 30.000 Nachbarschaftskarten wurden beantragt; insgesamt gab es damit 27.672 Zutritte.
  • 73.952 Feierabendkarten.
  • 528.268 Monorailfahrten.
  • Klasse! ist Spitze: Über 1.600 Bildungsveranstaltungen mit mehr als 35.000 Teilnehmenden. Das Programm wurde von der Deutschen UNESCO-Kommission ausgezeichnet.

4.000 Reisebusse vor allem aus Deutschland brachten fast 145.000 Gäste zur Gartenschau. Internationale Anreisen kamen aus Dänemark, Schweden, Holland, Österreich, Schweiz, England, Liechtenstein, Polen, Russland, Ungarn.
'Großes Medieninteresse: Über 3.200 Akkreditierungen in sechs Monaten.

Service

  • Mehr als 3.000 individuelle, öffentliche oder Fach-Führungen mit über 65.000 Teilnehmern.
  • Bis zu 1.000 Menschen waren täglich hier tätig, u.a. Ehrenamtliche, Künstler, Bildungsreferenten, Sportanleiter, Stammpersonal, Servicekräfte, Gastronomie, gärtnerische Pflege, Reinigungskräfte, Sicherheitspersonal, Polizei, Erste Hilfe. 837 Bollerwagen, 224 Rollatoren, 1.204 Rollstühle und 2.114 eScooter wurden kostenlos verliehen.
  • 132 ehrenamtliche Helfer/innen unterstützten tatkräftig das igs-Team (u.a. Besucherservice, in den Kulturlandschaften, bei Presse, Marketing, Veranstaltung und ParkSport).

Gärtnerische Leistungen

  • 400 Aussteller mit 770 Wettbewerbsbeteiligungen.
  • Einige Millionen Pflanzen im Gelände.
  • Medaillenregen: 1.709 Gold, 1.237 Silber, 889 Bronze; 98 Große Goldmedaillen; 110 Ehrenpreise (Blumenhalle und Freiland).

Kultur

  • Über 5.000 Veranstaltungen, die im Eintrittspreis enthalten waren; davon 1.200 Musik, Theater, Artistik, Kinderprogramme.
  • 15.000 Mitwirkende.
  • 6.000 Künstler.
  • Konzert-Höhepunkte: Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys (4.500 Besucher); Giora Feidman (2.000); Gustav Peter Wöhler (1.800); Truck Stop (1.500); Anna Depenbusch (1.200); Herr Holm begeisterte mit seinem Programm "Vorsicht Baustelle" in zwei Wochen über 4.000 Leute.
  • 128 Firmenveranstaltungen mit über 7000 Gästen.

Weltreligionen auf der igs

  • 550 Veranstaltungen lockten die Besucher in die Welt der Religionen, davon etwa 150 Vorträge und religiöse Festveranstaltungen der Muslime, Buddhisten, Hindus, Juden und Christen. Ein Höhepunkt war das buddhistische Ullambana-Fest am 7. September.
  • Die Christen feierten 400 Andachten und Gottesdienste.
  • 200 ehrenamtliche Mitarbeiter begleiteten die Besucher beim Gang durch den christlichen "Lebenspfad" Garten; 10.000 Kerzen wurden an der Hoffnungswand angezündet, 50.000 Segensbänder verteilt.

Sport

  • Über 900 Veranstaltungen und Angebote für alle Zielgruppen und Altersstufen. Sport-Höhepunkte: Tourauftakt des Deutschen Sportabzeichens und ParkSport-Abzeichens, sechs Skate-Contests, Deutsche Boule-Meisterschaften und Finale der Boule-Bundesliga, Hella-Inselparklauf, Open-Air-Kino, HipHop-Workshops und Battle, verschiedene Turniere, Kinderturnshows, Gesundheitsforen, jeden Tag ParkSport-Angebote zum Mitmachen.
  • Skater aus ganz Europa zu Gast auf modernster Skate-Arena des Nordens.

Nachnutzung - Zeitpläne & Meilensteine

Ab dem 14. Oktober heißt das Gartenschaugelände "Wilhelmsburger Inselpark" und ist, bis auf die vom Umbau betroffenen Bereiche, frei zugänglich. Sofort geöffnet werden der heutige Haupteingangsbereich mit dem Weg zur Schwimmhalle, Kletterhalle und zum Wälderhaus, der Bereich am Kuckucksteich und der große Spielplatz am Kuckuckshorn sowie der Zugang über die Brücke Brackstraße.

Anfang November folgt der westliche Teil rundum die alte Kapelle und der Südbereich um die Hauptbühne und die Kulturlandschaften. Mitte 2014 soll der Park in seinem endgültigen Zustand sein. Während des Umbaus sichern Bauzäune die Umbaubereiche.

Es gibt in Wilhelmsburg den Wunsch, dass der Zaun zumindest in einigen Bereichen erhalten bleiben soll. Die Entscheidung darüber liegt beim Bezirk Mitte.

Der gesamte Inselpark bleibt in seiner Struktur, wie bereits vor der Gartenschau geplant, erhalten. Etwa ein Drittel der 80 Gärten bleibt erhalten. Ein "funktionierender" Park braucht mehr Rasenflächen als bislang vorhanden. Diese entstehen u.a. jetzt in ausreichender Größe.

Was bleibt? Was geht? Was kommt?

  • Elf Gärten in der "Welt der Bewegung" mit der gesamten Sport- und Spiellandschaft bleiben.
  • Vier Gärten in der "Welt der Kulturen", die Hecken rund um zwei Gärten zwischen Kuckucksteich und Hauland sowie einige kleine Pflanzflächen südlich davon bleiben. An der Bühne Ost bleiben die Plattform und die Elektro-Anschlüsse, so dass eine mobile Bühne aufgestellt werden kann. Für den Willi Villa-Betrieb wird eine Ausschreibung vorbereitet.
  • Vier oder fünf Gärten in den "Wasserwelten" bleiben erhalten, ebenso deren Schollenstruktur; die Schollen werden mit Rasen bepflanzt.
  • Drei Gärten der "Welt der Kontinente" bleiben komplett, dazu Vegetation, Stege und Blütenmeere rundherum, die Großgehölze sowie alle Wege durch die Gärten.
  • Alle Pflanz-Container entlang des Hauptweges in der "Welt der Häfen" bleiben. Vor den Hallen entsteht eine Platzfläche. Entlang der Kleingärten werden zusätzlich 50 Bäume gepflanzt.
  • Die Gärten in der "Welt der Religionen" bleiben in stark reduzierter Form erhalten, dienen weiterhin als interreligiöser Treffpunkt. Hochbeete, Brunnen und Bänke bestehen ebenso fort, die Kapelle bleibt als Veranstaltungsort erhalten.
  • Alle fünf Spielplätze im Park bleiben erhalten.
  • Die "Naturwelten" werden zu einer Schilffläche entwickelt, die Fundamente der Gärten behutsam entfernt.
  • Temporäre Brücke über die Wilhelmsburger Reichsstraße, welche beide Parkteile verbindet, bleibt mindestens bis Ende 2014. Kleine Brücke soll wiederhergestellt werden, wenn temporäre abgebaut ist.
  • Die Monorail-Bahn wird vollständig zurück gebaut.
  • Dahlien gehen an den Dahliengarten im Altonaer Volkspark.
  • Im Süden werden weitere 150 Bäume gepflanzt; außerdem werden zusätzlich rund 60 Kleingärten gebaut.
 

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