Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Was für eine brasilianische Schönheit: Ihre zarten Trichterblüten in Weiß, Rosa, Pink oder Rot haben die Mandevilla schnell zum Star für Balkon, Terrasse und Garten aufsteigen lassen. Die unglaubliche Blütenfülle dieser Kletterpflanze, die häufig noch unter ihrem alten botanischen Namen „Dipladenia“ geführt wird, hält an einem hellen Standort und bei richtiger Pflege von Ende März bis zum ersten Frost. Dabei benötigt die Pflanze dank ihrer Speicherwurzeln wenig Wasser, und die dunkelgrün glänzenden Blätter mit bitterem, klebrigem Milchsaft werden von Schnecken, Kaninchen und Raupen verschmäht.

Blühfreudige Mandevilla sind Hingucker. Werden mehrere Solitärpflanzen in einen riesigen Topf gepflanzt, entsteht ein Blütenmeer. (Bild: GMH/LV-NRW)

Zuhause in Nordrhein-Westfalen

Wer nun denkt, die exotischen Kletterpflanzen müssen aus wärmeren Gefilden importiert werden, der irrt: Deutsche Gärtner haben über Jahre an der Vermehrung und richtigen Pflege experimentiert, um blühfreudige Exemplare in höchster Qualität anbieten zu können. Führend in der dortigen Mandevilla-Produktion ist der Familienbetrieb Topfpflanzen Hannen aus Kleve, in Nordrhein-Westfalen an der deutsch-niederländischen Grenze. Hier wachsen Mandevilla in verschiedenen Größen, Formen und Farben in modernen Gewächshäusern heran. Alle Pflanzen stammen von eigenen Mutterpflanzen und werden dort vom Steckling bis zur verkaufsfertigen Pflanze produziert.

Kompakter Wuchs zeugt von Qualität

Neun bis elf Monate kümmern sich die Gärtner um jedes Exemplar, bis es den Betrieb verlässt und in den Fachhandel kommt. Es gibt keine langen Transportwege. Und auch sonst ist die heimische Produktion gut für die Umwelt. Denn in deutschen Fachbetrieben findet der Pflanzenschutz an Mandevilla überwiegend über Nützlinge statt. Bei Kunden sind die Pflanzen aus Nordrhein-Westfalen zudem sehr beliebt, weil sie unter hiesigen „kühlen“ Bedingungen kultiviert und daher abgehärtet und kompakt geliefert werden. Im Gegensatz zu den Pflanzen aus dem Süden Europas bilden sie später auch keine langen Peitschentriebe, sofern sie einen hellen Standort haben.

In elf Monaten zu großen Pflanzen

Ursprünglich lernte Gärtnermeister Michael Hannen Mandevilla in den 1980er Jahren in Dänemark als Zimmerpflanze kennen. Wegen Lichtmangels wuchsen die Pflanze zwar üppig, hatten jedoch wenig Blüten. Er brachte Mandevilla mit an den Niederrhein. Viele Versuche waren nötig, bis der Topfpflanzenbetrieb Anfang der 1990er Jahre mit einer Auswahl an ausdauernd blühenden, kleinwüchsigen Sorten für Balkon und Terrasse in den Handel gehen konnte. „Die Wurzelbildung der Stecklinge und das schwache Tageslicht in der Winterzeit stellt uns Mandevilla-Gärtner vor besondere Herausforderungen“, sagt Hannen. Deshalb funktioniert auch keine Vermehrung zuhause, und die Überwinterung von großen Pflanzen führt in der Regel dazu, dass sie erst in den späten Sommermonaten blühen.

Mehrere Blühfarben kombinieren

Qualitativ hochwertige Gärtnerware aus Nordrhein-Westfalen ist hingegen ab Ende März ein berauschender Anblick: Die Mandevilla bestehen immer aus Blüten, dicken Knospen und kleinen Knospenansätzen in den Spitzen der Pflanze. Kombinieren lassen sie sich gut mit nicht blühenden Pflanzen, die ebenfalls nur selten gegossen werden müssen, beispielsweise Gräsern und Efeu. Ein schönes Bild entsteht, wenn Mandevilla in verschiedenen Farben kombiniert werden. In einem kann ein Ring kleinerer Exemplare gruppiert werden. Werden mehrere Solitärpflanzen in einem riesigen Topf kombiniert, entsteht ein wahres Blütenmeer, dessen Charme sich kein Pflanzenfreund entziehen kann.

Darauf sollte beim Kauf von Mandevilla geachtet werden:

- Ein kompakter Wuchs zeugt von guter Qualität. Die Pflanze sollte nicht auseinanderfallen.

- Ideal sind feste Triebe mit eng hintereinander folgenden Blättern. Peitschentriebe sind ein Zeichen von Lichtmangel, an ihnen bilden sich keine Knospen.

- Hochwertige Pflanzen haben im oberen Bereich mehrere große und kleine Knospen sowie offene Blüten. Wenn die Pflanzen zu lange dunkel gestanden haben, zum Beispiel beim Transport, werden die Blüten abgeworfen.

- Hat die Pflanze viele gelbe Blätter, ist das ebenfalls ein Zeichen von Lichtmangel. Eine leichte Gelbfärbung von übereinanderliegenden Blättern bei aufgebundenen Exemplaren ist hingegen normal.

- Ein tropfnasser Topf zeugt von falscher Pflege. Mandevilla mögen keine übertriebene Feuchtigkeit. Deshalb gießen erfahrene Gärtner nur sparsam.

Mandevilla-Pflegetipps vom Profi

Wer im April oder Mai eine Mandevilla (Dipladenia) kauft, sollte die Nachttemperaturen im Auge behalten. Denn Frost richtet bei den Pflanzen großen Schaden an. Sinkt das Thermometer unter null Grad, müssen die Pflanzen abgedeckt oder ins Haus geholt werden. „Außerdem sollten Mandevilla in den ersten Tagen vor zu starker Sonne geschützt werden – da sie aus dem Gewächshaus kommen, holen sie sich sonst einen Sonnenbrand“, rät Gärtnermeister Michael Hannen. Danach macht den Mandevilla Sonne nichts mehr aus. Im Gegenteil: Je mehr Licht, desto besser entwickelt sich die Pflanze und desto üppiger blüht sie. Da Mandevilla Speicherwurzeln bilden, sollten sie nur sparsam gegossen werden. Eine regelmäßige Versorgung mit Flüssigdünger aus dem Fachhandel regt zur Blütenbildung an. „Den Dünger wenden Sie bitte genau nach Gebrauchsanweisung an“, sagt Hannen. Soll die Pflanze umgetopft werden, rät der Profi, hochwertige Pflanzerde zu verwenden. Dabei dürfen die Speicherwurzeln nicht beschädigt werden, da ansonsten Triebe absterben könnten. Gesunde Triebe sollten nicht beschnitten werden, da sich an den Spitzen die Knospen und neue Blätter bilden.

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