Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Eine Krise geht in die andere über: Nach nunmehr fast drei Jahren mit der Corona-Pandemie, Starkregen-Katastrophen und Hitzesommern mit Tropennächten und Waldbränden, dem Ukraine-Krieg und dessen Folgen wie Energiekrise, Rohstoffengpässen und Kostensteigerungen, einer steigenden Inflation … die täglichen Nachrichten überfordern auch starke Gemüter und die Menschen suchen Ruhe und Erholung. Viele reagieren mit einem Rückzug ins Private, werden handwerklich und wollen mit eigenen Händen etwas schaffen, das gilt für die Küche bis in den Garten. Dahinter steht die Erfahrung, wie gut einem das Einfache, das echte Erleben tut. Genau diese Tatsache hat auch dazu beigetragen, dass in jüngster Zeit Haus und Garten eine hohe Wertschätzung erfahren haben.

Alle Grünflächen sind im bebauten Raum der Städte und Gemeinden als CO2-Senken bedeutsam und bieten wichtige Versickerungsflächen, die das Stadtklima positiv beeinflussen.

Nicht nur das öffentliche Grün, auch die privaten Gärten sind wirksame Instrumente im Klimawandel und bieten Lebensräume für Mensch und Natur.

"Die Zukunft wird immer in der Gegenwart gestaltet!“, sagt Josef Mennigmann, Präsident des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL NRW) e.V. (Alle Fotos: VGL NRW/GPP)

Josef Mennigmann, Präsident des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL NRW) e.V. bestätigt dies und verweist auf die sehr gute Auftragslage seiner Branche: „Der VGL NRW vereint mehr als 1.000 Mitgliedsbetriebe, die sowohl im öffentlichen Grün der Städte und Gemeinden als auch in Grünflächen von Unternehmen und vor allem in privaten Gärten arbeiten. Natürlich sind auch wir im GaLaBau von Lieferschwierigkeiten und Kostensteigerungen betroffen, aber die mit Abstand größte Herausforderung sehen wir in der Anpassung an den Klimawandel, die leider nur sehr langsam von statten geht.“

Handeln!

„Die Zukunft wird immer in der Gegenwart gestaltet!“, sagt Mennigmann und betont die besondere Situation in NRW als dem bevölkerungsreichsten Bundesland in Deutschland. Der Klimawandel sei spätestens in der Hitzeperiode dieses Sommers im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger angekommen und damit verbunden die dringliche Notwendigkeit, seine Auswirkungen für Mensch und Umwelt zu begrenzen. Nationale und internationale Forschungsprojekte und Praxisbeispiele zeigen klar, dass viele Folgen der Klimakrise mit naturbasierten Lösungen abgemildert werden können. „Hier sind wir als Experten für Garten und Landschaft gefragt. Das öffentliche Grün in den Städten und Gemeinden, aber auch die privaten Gärten und nicht zuletzt die Dach- und Fassadenbegrünung sind wirksame Instrumente im Klimawandel“, betont Mennigmann. Der Verband setzt darauf, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein zu schärfen, dass jede und jeder sofort dazu beitragen kann, die Auswirkungen des Klimawandels schwächer zu machen.

NRW geht voran

Das wichtigste Element des Klimaschutzes ist die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen. Instrumente zur Klimaanpassung sind beispielsweise die Erhaltung und der Ausbau von Naturräumen, die als CO2 -Senken wirksam sind - insbesondere Wälder und jegliche Grünflächen sind im bebauten Raum der Städte und Gemeinden bedeutsam. Mennigmann: „Dies gilt umso mehr, da sie weitere positive Nebeneffekte haben. Die urbanen Freiräume sind als natürliche Kohlenstoffspeicher wirksam, sie versorgen die Stadt mit frischer Luft und sie regulieren die Temperatur und den Wasserhaushalt. Außerdem bieten sie Lebensräume für Tiere und Pflanzen und sind damit wichtige Naturerfahrungsräume für Menschen in ihrem direkten Lebensumfeld.“ Diese Tatsachen standen Pate für das im Juli 2021 vom Landtag Nordrhein-Westfalen verabschiedete, bundesweit erste Klimaanpassungsgesetz. Damit hat die Landesregierung das Ziel festgelegt, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, Schäden zu minimieren und die Widerstandsfähigkeit zu steigern.

Naturbasierte Lösungen

Die praktische Umsetzung in Maßnahmen, um die ökologischen, stadtklimatischen und gestalterischen Funktionen des Stadtgrüns sicherzustellen, umschreibt das Schlagwort der „nature based solutions“. Die Europäische Kommission definiert naturbasierte Lösungen als „Lösungen, die von der Natur inspiriert und unterstützt werden, die kosteneffizient sind, gleichzeitig ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile bieten und zum Aufbau von Resilienz beitragen.“ Maßnahmen des Garten- und Landschaftsbaus sind beispielsweise die Verringerung der Flächenversiegelung durch den Einbau von wasserdurchlässigen Belägen, ebenso wie die gezielte Schaffung von Versickerungsflächen. Entlang von Straßen und Gehwegen sind Mulden in Kombination mit Rigolen sinnvoll, die als Pufferspeicher Regenwasser aufnehmen und versickern lassen. Im Idealfall werden die Mulden-Rigolen-Systeme von Bäumen gesäumt, die das Wasser wieder über ihre Blätter verdunsten und damit die Umgebungstemperatur senken. Ohnehin stellen ausgedehnte Grünflächen wie Parks, Wiesen und Wälder ideale Versickerungsflächen dar. Mennigmann: „Auch die Gebäudebegrünung ist zu nennen. Dachbegrünung in Kombination mit Photovoltaik-Anlagen ist die zeitgemäße Antwort auf die aktuellen Herausforderungen mit Blick auf Klimaanpassung ebenso wie auf Energiesicherheit. Hier steht der Garten- und Landschaftsbau den Städten und Gemeinden als Partner zur Seite, um gemeinsam Konzepte zur Verbesserung der Resilienz zu entwickeln.“

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