Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) hat auch in diesem Jahr wieder die „BuGG-Wettbewerbe Gebäudegrün 2022“ durchgeführt. Die etwa 460 BuGG-Mitglieder konnten bis zu drei Objekte in den Kategorien Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung einreichen und zur Wahl stellen. Diese erfolgte per Online-Abstimmung durch die BuGG-Mitglieder.

Gewinner „BuGG-Fassadenbegrünung des Jahres 2022“: die BLS Werkstätten in Bönigen.

(Quelle: Skygardens AG & Leistungsfotografie.ch)

Als Sieger zur „BuGG-Fassadenbegrünung des Jahres 2022“ wurde dabei die Living Wall der BLS Werkstätten im schweizerischen Bönigen gewählt, eingereicht vom BuGG-Mitglied Skygardens AG. Architekt war Von Allmen Architekten AG, Interlaken, die Fassadenbegrünungsplanung und –ausführung erfolgte durch die Vertiko GmbH, Freiburg und Skygardens AG, Fislisbach.

Am Ortseingang von Bönigen beim Übergang Industrie- zu Wohnzone, gleich neben dem bekannten Urlaubsort Interlaken im Berner Oberland, schmückt seit letztem Jahr eine bunte Pflanzenwand die Technikhalle eines Werksgeländes. Der lebendige Farbenteppich harmonisiert den Übergang der schmucklosen Industriegebäude zu den angrenzenden Wiesen zwischen idyllischem Brienzersee und einem spektakulären Bergpanorama. Ab 2027 werden hier alle Reparaturen und regelmäßigen Revisionen der Züge und Lokomotiven des Schweizer Zug-, Bus- und Schiffsdienstleisters BLS durchgeführt. Das Areal besteht aus mehreren Werkhallen, von denen einige über 100 Jahre alt sind, und erhält derzeit ein nachhaltiges Energiekonzept. Mit dem Umbau entsteht nach Angaben des Unternehmens eine zeitgemäße Arbeitsumgebung, die die nächsten 50 Jahre Bestand haben soll. Durch die Photovoltaik-Anlagen auf den Flachdächern war bei diesem Projekt eine intensive Dachbegrünung nicht möglich.

Als Kompensation für die nicht begrünten Dächer entschied sich die BLS, eine Vertikalbegrünung zu realisieren. Zu den Unternehmenszielen der BLS gehört auch, neben dem Schutz von Altbewährtem, neue Technologien zu fördern und eine wirksame Plattform zu geben. Die Entscheidung wurde daher nicht nur aus ökologischen Interessen und wegen des modernen Aussehens der lebendigen Pflanzenwand getroffen, sondern auch aus strategischen Erwägungen. Auch die Wünsche der Anwohner wurden miteinbezogen.

Das Begrünungs-System von Vertiko bildet in sich eine vorgehängte hinterlüftete Fassade und ist so auf nahezu jede geometrische Form anpassbar. Eine besondere Abdichtung der Wand ist nicht erforderlich. In einem darauf befestigten, dreilagigen Vliessystem mit integrierten Pflanztaschen wird mineralisches Substrat eingefüllt und eine Tröpfchenbewässerung verlegt. Nährstoffe erhalten die Pflanzen nur über die angereicherte automatische Bewässerung. Die verwendeten Materialien entstammen aus reichlich vorhandenen Rohstoffen und können recycelt werden. Das patentierte Vlies-Substrat-System besteht zu über 95 % aus mineralischen Stoffen. Die gesamte Konstruktion wird vor Ort montiert und zum Schluss bepflanzt.

Die Pflanzung mit mindestens 25 Pflanzen pro Quadratmeter weist für eine Fassadenbegrünung mit Stauden, Gräsern und Farnen eine optimale Deckung auf. Mit ihrem Wurzelnetzwerk breiten sich die Pflanzen uneingeschränkt in der gesamten Fläche aus. Die Bepflanzung in Bönigen besteht aus einer Auswahl an Geranium- und Heuchera-Arten, Bergenien, Cymbalaria. Als Gräser kommen Festcua und Koleria zum Einsatz.